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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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was bei deiner Suche herauskommt«, rief sie ihnen noch von der Veranda aus nach, als die kleine Gruppe das Gartentor erreichte.
     
    Der Zug am nächsten Tag war nicht voll, und sie konnten ein Erster-Klasse-Abteil für sich allein belegen. So hatte Olivia viel Zeit und Gelegenheit, Maya von Broome, Tyndall und der
Star of the Sea Pearl Company
zu erzählen. Sie berichtete, wie sie den Aborigines von Niahs Stamm zum ersten Mal begegnet war, wie sie ihren ersten Sohn geboren hatte und von vielen weiteren Ereignissen, die Maya einen besseren Einblick in ihre frühere Welt schenkten.
    Maya wurde immer aufgeregter, als sie von ihrer Kindheit in Broome erfuhr. »Ich kann es kaum erwarten, dorthin zu fahren. Werden wir das wirklich machen, Olivia? Eine so große Reise! Und ich habe kein Geld, das weißt du ja.«
    »Ich bin sicher, Gilbert ist damit einverstanden. Und wegen des Geldes mach dir keine Sorgen. Ich bin schon so auf Tyndalls Gesicht gespannt, wenn er dich sieht. Das wird einfach wunderbar für ihn sein. Er hat dich so sehr geliebt. So sehr.«
    Sie tranken ihren Frühstückstee und dösten beide ein bißchen vor sich hin, eingelullt vom Rütteln des Zugs, vom gleichmäßigen Rattern der Räder auf den Schienen und der friedlichen Landschaft, die draußen vorbeizog. Sie waren noch etwa zwei Stunden von Perth entfernt, als Maria ihren alten Schulranzen von der Messingablage über ihren Köpfen herunterholte und ihn auf dem Sitz Olivia gegenüber aufmachte.
    »Wie habe ich diese Stoffpuppe geliebt! Und als ich zu groß wurde, um mit ihr zu spielen, brachte ich es nicht übers Herz, sie wegzuwerfen.« Sie streichelte die Puppe liebevoll und drückte sie an ihre Wange. »Riecht noch genauso wie immer.« Dann probierte sie ein paar ihrer billigen Klunker an, worüber sie beide lachen mußten. Sie gab einige Schmuckstücke und die Puppe ihrer Kleinen, damit sie beschäftigt war.
    Dann begann Maya, die Fotos durchzusehen. »Ach, schau dir das mal an. Das bin ich beim High-School-Abschluß. Mama und Papa waren so stolz auf mich, daß sie auf einem Erinnerungsfoto bestanden.« Sie reichte das Foto Olivia, die lächelnd das schlaksige Mädchen in der Schuluniform betrachtete, das versuchte, möglichst gelehrt auszusehen, in der Hand das aufgerollte, mit einem Band umwickelte nis.
    Als Olivia wieder aufsah und das Bild zurückgeben wollte, bemerkte sie, wie Maya gebannt auf ein anderes Foto starrte. Zu Olivias Überraschung standen Maya die Tränen in den Augen. Eine Weile sagte Olivia nichts dazu, doch als eine große Träne Mayas Wange herablief, fragte sie leise: »Was ist denn, Maya?«
    Maya zögerte. »Wir haben uns doch versprochen, nie über unseren Kummer zu reden.«
    Olivia nickte verständnisvoll und lächelte ihr tröstend zu.
    »Aber ich würde dir das Foto trotzdem gerne zeigen. Es ist der Mann, den ich geliebt habe. Immer noch liebe. Ihr Vater.« Sie sah ihre kleine Tochter an, die ganz ins Spiel vertieft war. »Jetzt ist doch alles anders, oder?«
    »Ja, zeig mir das Foto nur. Ich würde ihn gerne sehen.«
    Maya streckte ihr das Foto mit dem verstärkten Papprücken hin. Sie hatte kaum noch Zeit, den Ausdruck fassungslosen Staunens in Olivias Gesicht wahrzunehmen, als Olivia auch schon zusammenbrach und zwischen ihren Sitzen auf den Boden hinunterrutschte. Mayas Schrei alarmierte den Herrn im Nebenabteil, der gleich hereinstürzte, als er Olivia sah. Zu zweit hoben sie sie auf einen Sitz.
    »Was ist denn passiert, um Gottes willen?« fragte er.
    »Ich weiß auch nicht. Wir haben uns unterhalten und Fotos angesehen, dabei ist sie plötzlich in Ohnmacht gefallen.«
    »Seltsam. Sie kommt wieder zu sich.«
    Bald kehrte in Olivias Gesicht die Farbe zurück, sie schlug die Augen auf und bat um einen Schluck Wasser. Dann setzte sie sich auf, dankte dem Mann und versicherte ihm, daß alles in Ordnung wäre. Als er sich zurückgezogen hatte, sah sie Maya an und bat um das Foto. Maya reichte es ihr und sah, wie ihr die Tränen in die Augen schossen. »Das ist Hamish. Mein Hamish«, flüsterte Olivia.
    »Wie meinst du das ?« rief Maya aus. »Das ist tatsächlich Hamish, aber wieso dein Hamish?«
    »Er ist mein Sohn.«
    Die Erkenntnis der vollen Bedeutung dieser Worte traf Maya wie ein Keulenschlag. »Dein Sohn«, flüsterte sie. »Dein Sohn. O mein Gott.« Sie stürzte quer durchs Abteil in Olivias ausgestreckte Arme, sie umklammerten sich und brachen in hemmungsloses Schluchzen aus.
     
    Gilbert hörte staunend zu,

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