Tränen im Regen
du?“, schrie Mikael ihn daraufhin erbost an und Kilian zuckte zusammen. Das schien gerade zu einer Hauptbeschäftigung von ihm zu werden. Neben dem Schämen und Blicken ausweichen.
„Mik, bitte... Das bringt uns doch nicht weiter“, versuchte Colin zu schlichten, hatte aber keinen Erfolg.
„Nein, Colin. Ich sehe mir das jetzt seit einem Monat an, das ist mehr als genug. Oder hast du vergessen, dass er vor dir persönlich durch die Hintertür seines Hauses geflüchtet ist? Seit vier Wochen geht uns unser eigener Sohn aus dem Weg, wo er nur kann, und jetzt ruft uns mitten in der Nacht Adrian an, weil Kilian im Gefängnis sitzt. Im Gefängnis! Wegen Diebstahl. Und jetzt sag' mir nochmal, dass ich mich beruhigen soll.“
Colin sagte nichts und Kilian sah vorsichtig auf. Er bekam gerade noch mit, dass sein Vater die Lippen zusammenpresste, bevor er ihn enttäuscht ansah. Kilian blickte beschämt wieder zu Boden und das ärgerte Mikael scheinbar mächtig.
„Verdammt, Kilian!“ Sein Vater stand vom Sessel auf und begann im Wohnzimmer auf und abzulaufen. „Es geht doch gar nicht um diesen lächerlichen Diebstahl heute, das wissen wir beide. Natürlich war ich schockiert, als ich dich mit Alex sah, weil ich einfach nie im Leben damit gerechnet hätte. Aber das bedeutet doch nicht, dass es mich stört oder...“ Mikael brach ab und seufzte. „Himmel, glaubst du wirklich, ich würde dich deswegen ablehnen? Du bist mein Sohn. Ich liebe dich.“
„Ich wusste einfach nicht, was ich denken sollte“, platzte aus Kilian heraus und er wäre am liebsten in einem Loch im Boden verschwunden, als er aufsah und seine Väter und Adrian ihn anschauten. „Du hast deinen Blick nicht gesehen, aber ich schon, und ich... Ich kann... Ich weiß einfach nicht... Ach Scheiße.“
„Colin, wolltest du nicht eine rauchen gehen?“, fragte Adrian in die unangenehme Stille hinein, die nach seinen Worten entstand.
Colin schien zuerst verärgert ablehnen zu wollen, sah dann jedoch zwischen ihm und Mikael umher, bevor er leise seufzend nickte und sich Adrian anschloss, der schon aufgestanden war. Mikael wartete, bis beide den Raum verlassen hatten, bevor er sich ihm gegenüber direkt auf den Couchtisch setzte. Kilian blieb, wo er war, obwohl er am liebsten weggelaufen wäre. Das Ganze war ihm mittlerweile so peinlich, dafür gab es gar keine Worte mehr.
„Ich will ehrlich sein, ja, ich war völlig von den Socken“, sagte Mikael leise und hielt sein Kinn fest, als Kilian dem Blick seines Vaters wieder ausweichen wollte. „Ich bin nicht blind und ich habe die Männer gesehen, mit denen du in den letzten Jahren ausgegangen bist. Genauso wie die Frauen. Alex passte da schon vom Äußerlichen her überhaupt nicht rein und deswegen war ich so überrascht.“
„Und er ist dein Bruder“, sagte Kilian leise, denn er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Mikael diese Tatsache egal war.
„Ja, deswegen auch“, gab Mikael zu und grinste schief. „Aber Alex und du seid nicht verwandt, also warum nicht? Und ja, wenn ihr es wäret, hätte ich ein Problem damit gehabt, das gebe ich zu.“
Kilian seufzte. „Ich wusste nicht, was ich sagen soll. Dein Blick und dann war Alex auf einmal weg und ich... ich...“ Kilian seufzte erneut. „Er ist einfach abgehauen. Ich dachte, er...“ Kilian brach ab und biss ich auf die Lippe, hatte aber schon zuviel gesagt, das verriet Mikaels nächste Frage deutlich.
„Liebst du Alex?“
„Schätze schon“, gestand Kilian, worauf Mikael traurig lächelte und ihn losließ, um sich stattdessen durch die Haare zu fahren.
„Ich wünschte, ich könnte dir sagen, wo Alex ist, damit ihr beide das vernünftig klären könnt, aber ich weiß es nicht. Er ist nicht zu finden und Europa ist groß.“
„Adrian?“, war Kilians erster Gedanke.
Mikael verdrehte sichtlich genervt die Augen. „Ich habe ihn schon vor zwei Wochen um Hilfe gebeten, aber er hat abgelehnt.“
Kilian blieb vor Erstaunen im ersten Moment der Mund offenstehen, aber dann fiel der Groschen. „Adrian weiß irgendetwas und will es uns nicht sagen, oder?“
„Das denke ich auch.“
Na super. Kilian zog eine Grimasse, denn aus Adrian Informationen herausquetschen zu wollen, wenn der keine preisgeben wollte, war in Kilians Augen reine Zeitverschwendung. Genauso gut hätte er den Kopf gegen eine Mauer schlagen können. Das Ergebnis wäre in etwa das Gleiche gewesen, nämlich tierische Kopfschmerzen. Adrian hatte irgendwelche dubiosen
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