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Tränen im Regen

Tränen im Regen

Titel: Tränen im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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Kilian neugierig und spielte Adrian damit perfekt in die Hände, aber das fiel ihm erst auf, als es zu spät war.
    „Komm her, dann sag' ich es dir.“
    „Pfft“, machte Kilian prompt und Adrian lachte leise.
    „Bereit?“, wollte David wissen und Kilian sah fragend zu ihm, um im nächsten Moment zusammenzuzucken, als David das Außenlicht vom Haus ausschaltete und sie dadurch im Dunkeln standen.
    Kilian wich sofort zurück in Richtung Haus und prallte dabei gegen David, der ihn von hinten in die Arme schloss, was Kilian umgehend in Panik versetzte, die er eine ganze Weile bekämpfen musste, obwohl er wusste, dass es 'nur' David war und kein Angreifer. Scheinbar war er schlimmer dran als befürchtet und das gefiel ihm gar nicht. Er wollte sich nicht für den Rest seines Lebens vor der Dunkelheit fürchten. Oder ständig über die Schulter sehen, aus Angst, dass hinter ihm der schwarze Mann stand. Sein Leben durfte kein Gefängnis werden.
    „Besser?“, fragte David schließlich leise und Kilian nickte nur. „Wie wär's, wenn du deine Augen aufmachst?“
    Seine Augen aufmachen? Kilian stutzte, dann fiel es ihm auf und er wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. Stattdessen öffnete er vorsichtig ein Auge, um der Dunkelheit die Stirn zu bieten. Das Problem war nur, es war nicht dunkel draußen. Jedenfalls nicht wie in der Kiste und das lag nicht nur an den vielen Straßenlaternen und den Weihnachtsbeleuchtungen an und in den Häusern. Es waren vor allem die Kerzen in den Händen seiner Familie, die die nähere Umgebung erleuchteten und dafür sorgten, dass Kilian sprachlos dastand, weil er absolut nicht wusste, was er dazu sagen sollte.
    „Dad hat gesagt, dass man Menschen, die man lieb hat und die sich im Dunkeln fürchten, einfach den Weg leuchten soll. Dann verirren sie sich nicht und finden immer sicher nach Hause.“ Nathan grinste ihn breit an. „Ich hab' dich lieb, deshalb habe ich eine Kerze.“
    Oh nein, bloß nicht heulen, dachte Kilian fassungslos und wusste nicht wohin mit seinen durcheinanderwirbelnden Gefühlen. Er wollte sie am liebsten alle auf einmal umarmen, hatte aber zugleich Angst davor, sich von David loszumachen. Sein Blick blieb an Colin hängen, der wortlos verstand und lächelnd die Hand ausstreckte.
    „Von einer Hand zur nächsten. Es sind nur zwei Schritte, Kilian. Komm her zu mir.“
    Kilian kam sich vor wie ein Idiot, als er sich soweit streckte, wie es ging, ohne David loszulassen, aber es klappte. Colins Finger waren warm und sein Handgriff fest, als er ihn aus Davids Armen runter auf die Treppe zog. Da blieb Kilian dann auch eine Weile, um sich an Colin festzuhalten, bis das Zittern seines Körpers nachließ und er es wagte zu Dale zu schauen. Cupcake hechelte ihn begeistert an, was nicht nur Kilian lachen ließ, und das half. Vielleicht war es der Welpe oder Dale oder der Rest seiner Familie. Vielleicht war er es selbst, er wusste es nicht. Es war ihm auch egal, als er nach einer gefühlten Ewigkeit bei Adrian ankam, mit seinem Onkel die Kerze ausblies und sich danach einfach nur umarmen, küssen und festhalten ließ.
    „Das sollte ich dir übrigens von Daniel geben“, flüsterte Adrian ihm ins Ohr und Kilian lächelte.
    „Die Umarmung, den Kuss oder das Festhalten?“
    „Die Umarmung. Der Kuss und das Festhalten waren meine Idee“, antwortete Adrian und streichelte ihm dabei durchs Haar. „Falls du jetzt weinen willst, dir das aber peinlich ist, nur zu. Ich verklage alle, die es wagen auch nur ein Wort darüber zu verlieren.“
    Verflixt, woher wusste Adrian das schon wieder? Kilian lachte und weinte gleichzeitig. „Versprochen?“
    „Anwaltsehrenwort“, antwortete Adrian und zog ihn fester an sich, während Kilian seinen Tränen freien Lauf ließ. Der erste Schritt zurück ins Leben war getan und die nächsten würde er mit Hilfe von Dale und seiner Familie auch schaffen. Es brauchte alles nur Zeit und von der hatte Kilian schließlich genug.

- Epilog -

    „Es tut gut wieder zu Hause zu sein.“ Kilian strich über Alex' weißen Grabstein und legte den Strauß bunter Tulpen obenauf. „Auch wenn du jetzt vermutlich gleich lachst, du hast mir in der letzten Zeit sehr gefehlt. Wir haben auf der Route 66 jede Menge Fotos gemacht und Dale meint, wir müssen dir ein Album vorbeibringen, damit du sie dir anschauen kannst. Was hältst du davon?“
    Ein leichter Windstoß bewegte die weit geöffneten Blüten und die saftig grünen Blätter an den Bäumen, die

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