Tränen im Regen
ließ. Wochenlang schleppte er das alles jetzt schon mit sich herum, es ging einfach nicht mehr. „Ich wusste nicht, wie ich euch je wieder ansehen soll. Das war mir alles so peinlich. Ich dachte, dass euch das stört und es...“ Kilian brach ab und überlegte kurz. „Ich weiß nicht genau, was ich dachte, ich wusste nur nicht, was ich machen sollte. Wie ich euch alles erklären soll. Das mit Alex, meine ich. Ich... Es tut mir so leid. Auch der Quatsch mit dem Wodka heute... Mir ist eine Sicherung durchgebrannt. Ich weiß nicht, wie ich das alles sonst erklären soll. So bin ich nicht, das weißt du. Und ich habe mich noch nie zuvor so geschämt, Dad.“
„Ach Kilian...“
Im ersten Moment zuckte Kilian zusammen, als Colin ihn auf einmal in seine Arme zog, aber dann erwiderte er die Umarmung, als wäre sie ein Rettungsanker. Colin strich ihm zärtlich über den Kopf und hielt ihn fest, so wie er es schon immer getan hatte, wenn Kilian mit Sorgen oder Problemen zu ihm gegangen war. Und als dann auch noch Mikael hinzukam und sich der Umarmung anschloss, fühlte sich Kilian zum ersten Mal seit Wochen wieder sicher und geborgen.
„Ich dachte im ersten Moment, wir kriegen Hausarrest, so wie nach dieser Sache mit dem Auto von den Nachbarn“, sagte Liam und Kilian hörte Noah im Hintergrund glucksen, was ihn grinsen ließ.
„Was war denn mit dem Auto?“, fragte er amüsiert nach und drehte sich auf den Rücken, um besser telefonieren zu können. Die Sonne lachte ihn von einem strahlend blauen Himmel entgegen und der Geruch, der vom Grill in seine Richtung strömte, ließ seinen Magen vernehmlich knurren. „Dad, ich verhungere“, rief er Mikael zu, der am Grill am anderen Ende des Gartens stand und daraufhin lachte.
„Jammerlappen“, rief Mikael zurück, was Kilian mit einem „Pfft“, kommentierte, das nun wiederum die Zwillinge lachen ließ.
„Ruhe auf den billigen Plätzen“, grollte er gespielt ins Telefon, was weder bei Liam noch bei Noah Eindruck hinterließ.
Drei Wochen war der Diebstahl jetzt her und heute hatten sie ihre Verhandlung deswegen hinter sich gebracht, die Nick und Adrian sei Dank, mit einer Geldstrafe für jeden erledigt gewesen war. Kilian störten die sechstausendfünfhundert Dollar nicht. Es war zwar viel Geld, aber er hätte ohne Murren das Doppelte bezahlt. Ihm war viel wichtiger, dass diese Sache endgültig hinter ihm lag und er nicht ins Gefängnis musste. Die Vorstellung hatte in den letzten Wochen für einige schlaflose Nächte bei Kilian gesorgt. Aber das war ab heute hoffentlich vorbei.
„Was war denn jetzt mit dem Auto?“, kam er wieder auf seine Frage zurück.
„Och, nicht so wichtig“, wich Liam aus und Kilian lachte.
Er wollte es gar nicht so genau wissen. Die Zwillinge hatten ihre Väter in den ersten paar Jahren, nachdem sie zu Nick und Tristan gekommen waren, mehrfach an den Rand des Wahnsinns getrieben und Kilian wollte gar nicht wissen, wie oft sich die Beiden ernsthaft gefragt hatten, ob die Zwillinge eine Strafe Gottes oder so etwas waren. Zumindest konnte er sich noch gut an einige Gespräche hier im Haus erinnern, wenn die ganze Bande zu Besuch gewesen war, die sich um Versicherungen und Schadenersatz gedreht hatten.
„Ist denn bei euch jetzt wieder alles okay?“, wollte er wissen.
„Ja“, antwortete Liam und seufzte anschließend. „Sag' mal, haben Onkel Mik und Onkel Colin bei dir damals eigentlich auch einen Aufstand gemacht, als du ausgezogen bist?“
Nanu? Standen bei den Kendalls Auszugspläne ins Haus? „Colin war zuerst nicht sehr begeistert, er gluckt gerne mal“, antwortete er, weil er nicht mit der Tür ins Haus fallen wollte. „Wollt ihr Zwei ausziehen?“
„Ich glucke nicht“, erklärte sein Vater im nächsten Moment, bevor Liam antworten konnte, und stellte einen Teller mit geschnittenem Gemüse auf den Tisch neben ihm, was die Zwillinge schallend lachen ließ. „Ich kann euch hören.“
„Ups“, erklärte Liam amüsiert und jetzt war es Kilian, der lachte und den liebevollen Klaps auf den Kopf mit einer herausgestreckten Zunge in Colins Richtung kommentierte, was den grinsen ließ, bevor er zu Mikael ging und ihn küsste.
„Oha, Knutschalarm.“
„Ihhhhh“, machten die Zwillinge synchron und Kilian prustete los. „Immer dieses Zungen verknoten, genauso wie bei unseren Dads.“
„Furchtbar, oder?“, neckte er Liam und Noah, was die natürlich prompt wieder lachen ließ. „Also? Was ist bei euch los? Wollt ihr
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