Tränen im Regen
irgendwie leichter machen, aber das Gegenteil war der Fall. Mikael ging er komplett aus dem Weg, vor Colin war er in den letzten Wochen mehrfach wie ein Verbrecher aus der Hintertür geflüchtet, als sein Vater zu ihm gekommen war, und jetzt auch noch das.
Erwischt beim Diebstahl von drei Flaschen Wodka. Einfach so, aus einer Laune heraus, weil die Zwillinge übers Wochenende zu Besuch waren, und ihn unbedingt auf eine Party von ein paar ihrer Freunde hatten mitschleppen wollen. Tja, auf der waren sie nie angekommen. Stattdessen saßen Liam, Noah und er jetzt seit knapp drei Stunden im Knast und warteten auf Adrian. Ihr Onkel war der Einzige, den sie sich getraut hatten anzurufen und wenn sie Glück hatten, würde Adrian bald hier auf der Matte stehen, sie finster ansehen, aber hoffentlich aus dieser Zelle holen, die sie sich mittlerweile mit fünf Besoffenen, zwei Dealern und drei Nutten teilen mussten, die wie sie auf ihre Auslöse warteten.
„McDermott? Kendall?“
Kilian sah gemeinsam mit den Zwillingen auf. Vor der Zellentür stand der Cop, der sie im Laden erwischt hatte und grinste. Neben ihm stand Adrian. Der grinste allerdings nicht. Kilian hätte sich am liebsten unter der unbequemen Bank versteckt, auf der er saß, als Adrian in seine Richtung schaute. Er wich dessen Blick aus und sah lieber zu dem Polizisten, der in dem Moment eine auffordernde Handbewegung machte.
„Los, aufstehen. Ihr seid draußen.“
Im Moment wäre er lieber in der Zelle geblieben, aber da das nun mal keine Option war, stand Kilian auf und sah zu den Zwillingen, die genauso begeistert wirkten wie er. Kilian stellte sich vor die Beiden. Wenn Adrian ihn anbrüllen wollte, sollte er. Aber Liam und Noah hatten sich von ihm überreden lassen. Er war Schuld an dieser Sache, also würde er auch dafür geradestehen. Allein.
Allerdings brüllte Adrian sie nicht an. Das Gegenteil war der Fall, denn ihr Onkel sagte kein einziges Wort, während sie einige Papiere unterschrieben und dann das Revier verließen, um Richtung Parkplatz zu laufen. Kilians schlechtes Gewissen wuchs mit jedem weiteren Schritt. Dass Adrian ruhig blieb war schlimmer, als wenn der sie wirklich angebrüllt hätte. Das konnte nichts Gutes heißen. So sah er das zumindest. Kilians Blick schweifte zu Liam und Noah, die, wenn er ihre Gesichtsausdrücke richtig deutete, ähnliche Gedanken wälzten.
„Ich will auf der Stelle tot umfallen“, sagte Liam auf einmal entsetzt.
Kilian folgte Liams Blick nach vorne und zuckte zusammen. Adrian war nicht allein gekommen. Er hatte seine Väter, Liams und Noahs Väter und sogar David mitgebracht. Ach du Scheiße. Kilian sah sich unwillkürlich nach einem Fluchtweg um, aber Adrian hatte genau das scheinbar geahnt, denn plötzlich nahm der ihn am Arm und hielt ihn fest. Kilian war zu Tode verlegen, sagte aber kein Wort und wehrte sich auch nicht gegen Adrians Griff, der ihm eines deutlich klarmachte. Heute Nacht würde er keine Gelegenheit haben, sich wegzuschleichen, so wie er in den letzten Wochen aus seinem Haus geschlichen war. Heute Nacht gab es Ärger.
„Warum?“, fragte Nick schließlich, nachdem sie alle beieinander standen und weder die Zwillinge noch er ein Wort hervorbrachten. „Kilian? Liam? Noah? Ich will eine Antwort.“
„Es war meine Idee“, sagte Kilian, um die Zwillinge zu schützen.
„Das weiß ich, aber unsere Söhne haben mitgemacht. Also?“, hakte Nick ruhig nach und Kilian presste die Lippen zusammen, weil er Nick nicht die Wahrheit sagen wollte. Er wollte nicht, dass der von dem ganzen Drama mit Alex und Mikael erfuhr, das Ganze war ihm auch so schon peinlich genug. Er sah zu Boden, weil er Nicks Blick nicht mehr standhalten konnte.
„Sie wissen es, Kilian“, sagte Colin plötzlich und Kilians Kopf fuhr wieder hoch. Fassungslos und völlig entsetzt. Das konnte sein Vater unmöglich Ernst meinen, oder etwa doch? „Wir haben es ihnen auf dem Weg hierher erzählt.“
„Was?“, fragte er und verfluchte sich, weil seine Stimme viel zu hoch und schrill klang. Seine Väter hatten allen Anderen wirklich erzählt, was passiert war? Wie konnten sie nur? „Habt ihr sie noch alle? Das ging niemanden etwas an.“
„Kilian!“, zischte Mikael und Kilian zuckte erneut zusammen. „Das reicht jetzt. Wir fahren nach Hause und dann reden wir. Und wenn ich dich dafür in Handschellen abführen muss, tue ich das. Hast du verstanden?“
Kilian sah rot. „Versuch's doch.“
„Hört sofort auf!“ Adrian
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