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Traenenengel

Traenenengel

Titel: Traenenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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Psychopath im Schilf hockt und nachts Mädchen abschlachtet.
     Das gibt's doch nicht in Telpen, nur im Fernsehen.«
    »Wie kommst du darauf, dass der Täter im Schilf gehockt hat?«
    Patrick sah Sälzer verwirrt an. »Keine Ahnung. Im Schilf, im Gebüsch, hinter dem Kiosk. Irgendwo muss er sich ja versteckt
     haben.« Er nahm die Hände von der Tischplatte und fuhr sich mit den Handflächen über die Oberschenkel.
    Sälzer sah, dass dort, wo Patricks Hände auf der Tischplatte gelegen hatten, zwei feuchte Abdrücke zurückblieben. »Hast du
     an dem Abend außer Flora Duve und ihrem Freund noch jemanden am See gesehen?«
    Patrick schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Da war niemand. Also, am Badeufer auf jeden Fall nicht. Drüben, wo die Wohnsiedlung
     ist, da hat mal ein Hund gebellt. Und das südwestliche Ufer ist so dicht mit Schilf, Gräsern und Bäumen bewachsen, selbst
     wenn dort jemand gewesen wäre, hätte ich ihn nicht gesehen.«
    »War sonst irgendetwas auffällig? Geräusche? Tiere? Irgendeine besondere   ... Atmosphäre?«
    Patrick runzelte die Stirn. »Was denn für eine Atmosphäre? Es war abends am See, Vollmond. Es war noch ziemlich warm. Ein
     paar Libellen waren unterwegs, Enten, irgendwo quakte ein Frosch. Alles war total friedlich. Wie in einem Bilderbuch.« Patrick
     senkte den Kopf. »Nur dass auf der nächsten Seite ein Blutgemetzel kam.«
    Frau Dr.   Kreisler zog in der letzten Reihe die Augenbrauen hoch, ohne den Blick von der Fachzeitschrift zu nehmen, in die sie sich
     wieder vertieft hatte.
    »Du hast dann also zusammengepackt und bist gegangen. Wann war das?«
    »Weiß nicht. Vielleicht so Viertel nach neun. Kann auch halb zehn gewesen sein. Ich bin zurück zu meinem Liegerad gegangen,
     hab es zum Feldweg geschoben und dann bin ich nach Hause gefahren.«
    »Bist du auf dem Heimweg jemandem begegnet?«
    »Nein.« Patrick hielt einen Moment inne. »Doch, warten Sie, da war jemand. Auf dem Feldweg. Diese große, krumme Frau mit dem
     Hund.«
    »Groß und krumm?«
    »Na, die geht so 'n bisschen schief. Sieht von Weitem aus wie Quasimodo. Und sie redet immer mit ihrem Hund. Ist mir schon
     ein paarmal entgegengekommen.Die muss da irgendwo wohnen.« Patrick blickte Sälzer forschend an. »Das ist die Zeugin, die mich gesehen hat, oder?«
    Sälzer nickte. »Ist dir an ihr irgendetwas aufgefallen?«
    »Sie kam vom See, ist auf dem Feldweg Richtung Kraldorf gegangen. Hatte einen ziemlichen Stechschritt drauf. Sie hat gerade
     irgendetwas zu ihrem Hund gesagt, als ich an ihr vorbeifuhr. Ich glaube, sie hat sich ziemlich erschrocken.«
    »Hat sie etwas zu dir gesagt?«
    »Wenn, dann hat es nur ihr Hund gehört. Ich war ziemlich schnell weg.«
    »Wann warst du an dem Abend wieder zu Hause?«, fragte Sälzer.
    »Schätze so kurz vor zehn.«
    »Was hast du dann gemacht?«
    »Wieso ist das wichtig?«
    »Beantworte einfach meine Frage.«
    Patrick verzog den Mund. »Ich hab mein Angelzeug weggestellt. Kurz mit meinem Vater gesprochen. Dann bin ich in mein Zimmer.«
    »Was ist aus dem Fisch geworden?«
    »Welcher Fisch?«
    »Der Karpfen.«
    »Ach so, der. War doch zu mickrig, hab ich den Katzen gegeben.«
    »Was für eine Angel benutzt du eigentlich?«
    »'ne Steckrute. Uraltes Teil.«
    »Und wie transportierst du die auf dem Liegerad?«
    »Ich hab so eine Rutentasche. Da passt alles rein, auch das ganze Zubehör.«
    Sälzer nickte, war in Gedanken aber bei seinem jungen Kollegen. Er musste ihn sofort nach der Vernehmung anrufen und ihm sagen,
     dass er sich Patricks Angelzeug von seinem Vater zeigen lassen und es am besten gleich mitnehmen sollte. Vor allem den Angelhaken,
     das Filiermesser und welche waffenähnlichen Gegenstände ein Angler sonst noch bei sich hatte. Leif Sälzer hatte in seiner
     Kindheit mal geangelt. Es war eine kurze Leidenschaft gewesen. Vielleicht, weil sich keine Erfolgserlebnisse einstellten.
     Oder aber, weil er nicht gerne Fisch aß.
    »War es das?«, fragte Patrick in Sälzers Schweigen hinein und rutschte vom Tisch.
    »Moment. Eine Frage noch: Wieso wolltest du mir erst weismachen, du hättest letzten Mittwochabend ferngesehen und wärst nicht
     am See gewesen?«
    Patrick lehnte sich zurück an den Tisch. Er zögerte einen Moment. »Keine Ahnung. Reflex«, sagte er schließlich. »Ich wollte
     mich aus der Sache raushalten. Irgendwie kriegt man doch nur Ärger, wenn man etwas gesehen hat. Von den Bullen oder vom Täter.
     Ist doch in jedem blöden Krimi so.«
    »Mit uns

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