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Traenenengel

Traenenengel

Titel: Traenenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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bekommst du nur Ärger, wenn du lügst oder etwas verheimlichst.«
    Patrick schnaufte kurz.
    Sälzer konnte es ihm nicht verdenken. »Okay, das war's. Halt dich bitte zur Verfügung, ich bin sicher, dass noch ein paar
     Fragen auftauchen. Also keine großen Ausflüge.«
    Sälzer nickte Frau Dr.   Kreisler zu, die daraufhin ihre Fachzeitschrift zuschlug, ihre Brille auf dem Nasenrücken nach oben schob und aufstand.
    Patrick stieß sich vom Tisch ab und ging zur Tür. Bevor er die Klinke nach unten drückte, drehte er sich noch einmal zu Sälzer
     um. »Sie verdächtigen mich, oder?«
    Sälzer sah Patrick ausdruckslos an.
     
    Nachdem Patrick und Frau Dr.   Kreisler das Klassenzimmer verlassen hatten, saß Sälzer einen Moment auf dem Lehrertisch und starrte auf einen unbestimmten
     Punkt an der Wand. Zählte Patrick Felber wirklich zu den Verdächtigen? Seine Aussage deckte sich mit der von Annedore Panier.
     Er hatte den See gegen halb zehn verlassen. Eine gute halbe Stunde vor Beginn der vermutlichen Tatzeit. Sein Vater würde mit
     Sicherheit bestätigen, dass Patrick kurz vor zehn wieder zu Hause war. Aber der würde auch bestätigen, dass Patrick mit einem
     Raumschiff auf dem Hof gelandet ist, wenn er müsste.
    Patrick wusste, dass Flora alleine am See saß. Er hätte jederzeit umkehren können. Vielleicht hat er zu Hause nur etwas geholt.
     Annedore Panier konnteer auf dem Rückweg zum See nicht begegnen, da sie den Feldweg zu dem Zeitpunkt bereits verlassen hatte und auf dem Trampelpfad
     unterwegs nach Hause war. Aber warum sollte er das tun? Gab es ein Motiv? War er der Psychopath, von dem er selbst gesprochen
     hatte? Oder stellte sich am Ende doch heraus, dass all diese Spuren Sackgassen waren und sie sich einzig und allein auf den
     entflohenen Zinke hätten konzentrieren sollen? Doch von ihm fehlte jegliche Spur.
    Genau wie von der Tatwaffe. Die Spurensicherung hatte die Badeinsel, den Kiesstrand, das gesamte Ufer und die nähere Umgebung
     des Telpener Sees gründlich abgesucht. Nichts. Kein spitzer Gegenstand, kein Messer, keine Klinge. Der Täter musste die Waffe
     mitgenommen haben. Oder sie ruhte auf dem Grund des Telpener Sees.
    Sälzer fuhr sich mit der flachen Hand übers Gesicht, als wolle er damit in seinem Gehirn einen Neustart auslösen. So kam er
     nicht weiter. Er musste Schritt für Schritt vorgehen, sonst geriet er nur ins Stolpern und übersah entscheidende Hinweise.
     Momentan galt es, eine viel wichtigere Frage zu klären. Dazu musste Sälzer mit einem anderen Schüler sprechen: Andro Petric.
    Im Lehrerzimmer erklärte ihm die Referendarin, dass Andro gerade zum Schulpraktikum bei
Interface
war, einer kleinen Softwarefirma. Sälzer ließ sich die Adresse geben, dann rief er seinen Streifenpartneran. Dieser hatte den Gnadenhof bereits verlassen. Sie würden sich später um Patricks Angelzeug kümmern müssen. Er bat Masaryk,
     sich in der Schule mal ein bisschen über Patrick, Andro, Flora und ihr Umfeld umzuhören.
    Dann machte er sich auf den Weg zu
Interface
.

9.   Kapitel
    Zeugenvernehmung von Andro Josip Petric
     
    Zur Person
    Name: Petric
    Vorname: Andro, Josip
    Geb. Datum: 18.   12.   92
    Beruf: Schüler
    Wohnort: Telpen
    Adresse: Wittelsbacherstr. 123
     
    Vernommen im Fall der gefährlichen Körperverletzung zum Nachteil von Flora Duve. (Vernehmung durchgeführt von Polizeihauptmeister
     Sälzer)
     
    Zur Sache
    F: Wie lange bist du schon mit Flora Duve befreundet?
    A: Sie meinen, wie lange wir zusammen sind? Ungefähr vier, fünf Monate.
    F: Ihr seht euch jeden Tag?
    A: In der Schule sowieso. Also, wir gehen nicht in eine Klasse. Ich bin zwei Stufenüber Flora. Aber in den Pausen, auf dem Schulhof. Und danach   ... meistens auch.
    F: Hast du sie letzten Mittwoch nach der Schule getroffen?
    A: Letzten Mittwoch?
    F: Der Tag, an dem deine Freundin überfallen wurde.
    A: Das weiß ich.
    F: Und, weißt du auch, ob du sie an dem Tag nach der Schule gesehen hast?
    A: Sie kam abends bei mir vorbei, mit dem Fahrrad.
    F: Was habt ihr gemacht?
    A: Kurz gequatscht. Ich hatte nicht so richtig Zeit. Ich musste meinen Bruder abholen.
    F: Du hast sie weggeschickt?
    A: Weggeschickt. Das klingt ja wie bei einem Hund. Sie meinte, dass sie selbst auch keine Zeit hat. Wir haben uns verabschiedet,
     sie ist losgefahren, das war ’s.
    F: Flora ist also alleine mit dem Fahrrad wieder weggefahren. Weißt du, wohin?
    A: Hat sie nicht gesagt. Ich dachte, sie fährt nach Hause. Oder zu

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