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Traenenengel

Traenenengel

Titel: Traenenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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nicht, aber mein Herz blutet.
    A: Die hatte ich komplett vergessen.
    F: Hast du dir das selbst ausgedacht?
    A: Nein. Shakespeare.
    F: Klingt ziemlich traurig.
    A: Traurig ist manchmal auch schön.
    F: Ist Andro an dem Abend zurückgekommen?
    A: Nein. Das wissen Sie doch.
    F: Ich weiß es nicht. Bist du dir sicher?
    A: Natürlich. Was soll die Frage? Sie meinen doch nicht etwa, dass er   ... Was für ein Blödsinn! Andro würde so etwas nie tun. Niemals.
    F: Woher weißt du das so genau?
    A: Ich kenne ihn. Sehr gut.
    F: Die meisten Opfer kennen ihre Täter. Sehr gut.
    A: Vergessen Sie ’s. Andro war es nicht.
    F: Warum nicht?
    A: Er liebt mich.
    F: Wahrscheinlich hast du recht. Er war es nicht. Er hat ein Alibi für die Tatzeit. Aber wenn du dir da so sicher bist, wieso
     hast du uns nicht gleich gesagt, dass dumit deinem Freund am See gewesen bist? Das wusstest du doch die ganze Zeit schon.
    A: Na ja, ich   ... ich wollte ihn da nicht mit reinziehen. Ich dachte, es würde einen falschen Verdacht wecken. Ich meine, wenn ein Polizist
     hört, dass ein Mädchen nachts mit ihrem Freund am See ist, sie sich streiten und das Mädchen am nächsten Morgen voller Wunden
     am See gefunden wird, dann denkt er sich ja wohl automatisch seinen Teil. Vor allem, wenn dieser Freund einen stadtbekannten
     Cousin hat, der wegen mehrfacher Körperverletzung im Gefängnis sitzt.
    F: Na schön. Lassen wir das mit Andro erst mal. Eine Frage noch: Kennst du Patrick Felber?
    A: Der geht auf meine Schule. Ist so alt wie ich. Wieso?
    F: Kennt ihr euch näher?
    A: Ganz sicher nicht. Den kennt keiner näher. Ich meine, er ist jetzt nicht irgendwie abartig oder zurückgeblieben, dass keiner
     etwas mit ihm zu tun haben will. Er lebt einfach in seiner eigenen kleinen Welt. Wieso, was ist mit ihm?
    F: Er ist der Zeuge, der dich und Andro gesehen hat.
    A: Er war auch am Badestrand?
    F: Nein, am gegenüberliegenden Ufer. Hat geangelt.
    A: Hat er   ... Ich meine, hat er gesehen   ...?
    F: Ob er den Täter gesehen hat? Laut seiner Aussage hast du noch alleine am Badestrand gesessen, als er gefahren ist. Wir
     sind uns allerdings nicht sicher. Patrick könnte auch zum See zurückgekehrt sein.
    A: Er könnte   ...
    F: Er könnte der Täter sein.
    A: Aber wieso? Warum sollte er   ... Patrick ist doch vollkommen harmlos.
    F: Stimmt es, dass er dich vor ein paar Wochen angesprochen hat?
    A: Ja, schon.
    F: Was wollte er?
    A: Er hat ziemlich wirr geredet, etwas von großer Liebe und dass Menschen füreinander bestimmt sind und dass ich ihm eine
     Chance geben soll. Eigentlich war es echt romantisch. Vielleicht klingt es jetzt, als ob Patrick wie ein Trottel dastand.
     Tat er aber nicht. Er wirkte ziemlich entschlossen und irgendwie   ... stark. Aber das hat nichts daran geändert, dass Patrick nicht mein Typ ist. Und daran, dass ich mit Andro zusammen bin.
    F: Du hast ihm eine Abfuhr erteilt?
    A: Was sollte ich sonst machen? Vielleichthabe ich es ihm etwas zu deutlich gesagt. Aber ich dachte, besser so, als wenn er sich noch ewig Hoffnungen macht.
    F: Unerfüllte Liebe. Kein seltenes Motiv.
    A: Was? Sie glauben wirklich, dass Patrick etwas damit zu tun hat? Nein. Nein, ich bin sicher, da liegen Sie falsch. Patrick
     könnte so etwas gar nicht.
    F: Woher willst du das wissen, wenn du ihn nicht näher kennst?

11.   Kapitel
    Sälzer angelte sich eine Salzstange aus der Innentasche seiner Jacke, dort, wo früher die Zigarettenschachtel gesteckt hatte.
    Matej Masaryk warf einen kurzen Blick auf die Salzstange, während er den Dienstwagen vor dem Gnadenhof parkte. »Die hatte
     meine Oma auch immer.«
    Als Kommentar zerknackte Sälzer die Salzstange. Es wurde bereits dunkel, wobei Sälzer sich nicht sicher war, ob es an den
     grauen Regenwolken lag oder an der untergehenden Sonne. »Hast du eigentlich Andro Petrics Alibi überprüft?« Ein Salzstangenkrümel
     landete auf der Armatur. Sälzer wischte ihn unauffällig mit dem Knie ab.
    »Ivana Horvat bestätigt, dass Andro in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag bei ihr war. Er ist gegen halb zehn gekommen
     und kurz nach vier gegangen. Übrigens ein sehr hübsches Alibi.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »Andro ist also raus. Es sei denn, Ivana Horvat deckt ihn. Aber so kam sie mir ehrlich gesagt nicht vor. Also bleibt Patrick
     Felber. Und nach wie vor Silvio Zinke, der noch immer irgendwo da draußen rumläuft.«
    »Irgendwas Neues?«
    »Es melden sich immer wieder Leute, die meinen, ihn gesehen zu

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