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Traenenengel

Traenenengel

Titel: Traenenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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riesengroßen, leeren, schwarzen Loch.
    Es sei denn, sie hatten jemanden übersehen. Jemanden, mit dem Flora Kontakt hatte, ohne dass ihr Umfeld etwas davon mitbekommen
     hatte. Jemand, der Flora Angst machte. So viel Angst, dass sie schwieg.
    Sälzer trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Ein misshandeltes Mädchen. Viele Möglichkeiten. Keine Beweise. Genau wie
     damals.« Er sprach leise, seine Stimme war rau.
    »Dieser Fall, von dem Sie neulich gesprochen haben?«
    »Amelie Baudisch.« Sälzer lauschte dem Namen nach. Seine Augenlider zuckten.
    »So hieß das Mädchen?«
    Der Polizeihauptmeister nickte. »Misshandelt und missbraucht. Gerade mal fünfzehn. Wir hatten nichts. Absolut nichts. Jede
     Spur eine Sackgasse.«
    Masaryk studierte das Gesicht seines Chefs. »Der Täter läuft noch frei herum?«
    »Nein. Wir haben ihn gefasst. Aber nur mithilfe des Mädchens.« Sälzer schloss einen Moment die Augen und fuhr sich mit der
     flachen Hand übers Gesicht. »Wir müssen noch mal mit Flora Duve sprechen. Die Schonfrist ist jetzt endgültig vorbei. Noch
     länger Rücksicht zu nehmen wäre nur zu ihrem eigenen Nachteil. Am besten, wir ziehen einen Psychologen hinzu. Das hätten wir
     schon längst machen sollen. So kommen wir nicht weiter.« Als Sälzer die Augen wieder öffnete, fiel sein Blick auf die Vernehmungsprotokolle.
     Ganz oben lag das von Frau Garthoff. Er las einen Satz. Las ihn noch mal. Er beugte sich über das Protokoll.
    »Was ist?« Masaryk musterte seinen Chef.
    Sälzer tippte mit dem Zeigefinger mehrmals auf das Protokoll. »Hier, das ist vielleicht was.«
    Masaryk lehnte sich über den Schreitisch und warf einen Blick auf das Protokoll. »Helma Garthoff?Die alte Nachbarin? Ich dachte, wir suchen jemanden, der kräftig und gut durchtrainiert ist.«
    »Das meine ich nicht.« Sälzer lehnte sich wieder zurück. »Ich frage mich, warum jemand bei den Duves Viertel vor zwei in der
     Tatnacht geduscht hat. Und vor allem: wer«, sagte Sälzer mehr zu sich selbst als zu seinem jungen Kollegen.
    Sein Telefon klingelte. Er hob ab, lauschte. »Zwei Damen?   ... Worum geht's?   ... Ja, natürlich, sollen sofort herkommen.« Er legte auf.
    Masaryk sah seinen Chef fragend an, doch der starrte auf das Telefon und hatte die Hände vor der Nase aneinandergelegt, als
     würde er beten.
    Kurz darauf klopfte es.
    Sälzer wandte sich zur Tür. »Ja, bitte.«
    Die Tür öffnete sich langsam. Als Erste betrat Karoline Duve das Büro. Dahinter folgte zögernd ihre Tochter, als wäre sie
     nicht sechzehn, sondern erst sechs.
    »Wir wollen Anzeige erstatten«, sagte Frau Duve, kaum dass sie den Raum betreten hatte. Ihre Stimme klang fest und verbittert.
    Sälzers Blick wanderte langsam von Karoline Duve zu Flora Duve. »Gegen?«
    Die Sekunden verstrichen, ohne dass jemand etwas sagte.
    Frau Duve nahm die Hand ihrer Tochter, drückte sie und nickte Flora zu.
    Flora blickte zu Boden und sagte leise: »Hagen Gerlinger.«

17.   Kapitel
    »Was hat sie noch gesagt? Etwas zum Tathergang?« Sälzer hatte die Freisprechanlage ans Handy gesteckt. Er saß im Dienstwagen,
     war auf dem Weg zu dem mittelständischen Unternehmen, bei dem Hagen Gerlinger ein Praktikum machte. Er wollte Hagen so schnell
     es ging festnehmen, aber mit so wenig Aufsehen wie möglich. Sälzer hasste große Polizeiaufgebote. Er ordnete sie nur an, wenn
     es sich nicht vermeiden ließ. Hagen Gerlinger war gefährlich, daran bestand mittlerweile kein Zweifel mehr, aber Sälzer war
     der Meinung, dass er mit ihm allein fertig werden würde.
    »Ganz genau können wir den Tathergang immer noch nicht rekonstruieren«, antworte Masaryk am anderen Ende der Leitung. »Flora
     Duve weiß immer noch nicht, wie sie auf die Badeinsel gekommen ist. Da ist ein Filmriss. Sie hat den Überfall selbst und die
     Schmerzen scheinbar einfach ausgeblendet. Aber sie ist sich sicher, dass sie Hagen Gerlinger auf der Badeinsel gesehen hat.
     Und zwar nachdem er ihr die Verletzungen zugefügt hatte. Warten Sie mal eben.«
    Sälzer hörte Papier rascheln. Er hielt an einerroten Ampel und sah aus dem Fenster. Eine dichte, hellgraue Wolkendecke hing über Telpen, schon seit Tagen. Sie hatte sich
     wie ein Mantel über die Stadt und die Menschen gelegt. Man konnte meinen, sie wolle nie wieder aufbrechen. Das Papierrascheln
     in der Telefonleitung brach ab.
    »Hier: Er stand vor ihr, nur in Shorts, sah auf sie herab, die Hände in den Hüften. Blutig. Die Augen starr und kalt.

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