Träum süß, kleine Schwester
Schachspieler drehte ihm die Arme auf dem Rücken zusammen. Die Maschine kreiste über dem Flugplatz, die Positionslichter waren bereits in Fensterhöhe. Ein leichter Ruck – Frankfurt!
Die Passagiere ließen den Polizeichef los, als sich die Tür zum Cockpit öffnete. Da stand Tom, betrachtete verärgert die Szene. »Was, zum Teufel, ist hier los, Carol?«
Sie ging zu ihm, verschloß die Augen vor dem Haß des Polizeichefs und vor der Wirkung, die ihre Worte auf Tom hatten. Sie fühlte sich krank, erschöpft.
»Captain …«, ihre Zunge war geschwollen, sie konnte sich kaum artikulieren. »Captain, ich möchte einen blinden Passagier melden …«
Dankbar schluckte sie den dampfenden Kaffee im Direktionsbüro des Frankfurter Flughafens. In der vergangenen Stunde hatte es ein wirres Durcheinander von Flughafenbeamten, Polizei, Fotografen gegeben. Wirklich deutlich war ihr nur die Forderung des Polizeichefs in Erinnerung: »Dieser Mann ist ein Staatsbürger meines Landes. Er muß sofort zurückgebracht werden.« Und die Antwort des Direktors:
»Dies ist bedauerlich, aber wir müssen den blinden Passagier der Bundesregierung in Bonn überstellen. Wenn seine Angaben der Wahrheit entsprechen, wird ihm Asyl gewährt.«
Sie betrachtete ihre Hand, die Joe geküßt hatte, bevor man ihn in Gewahrsam nahm.
»Sie haben mir mein Leben, meine Zukunft geschenkt«, hatte er dabei gesagt.
Die Tür öffnete sich, und Charley Wright kam herein, gefolgt von Tom. »Na, das wäre erledigt.«
Er fixierte Carol. »Sind Sie richtig stolz auf sich?
Kommen Sie sich als echte Heldin vor und lauern schon auf die Schlagzeilen in den Morgenzeitungen? ›Stewardeß versteckt blinden Passagier auf dramatischem Flug von Danubia.‹ Daß Northern in Danubia die Flugverkehrsrechte entzogen werden und Ihretwegen etliche Millionen Dollar Verluste entstehen, das werden die Zeitungen nicht drucken. Was Sie betrifft, Carol, Sie können kostenlos nach Hause fliegen, es wird eine Anhörung in New York geben, aber – Sie sind entlassen.«
»Damit habe ich gerechnet. Aber Sie müssen sich darüber im klaren sein, daß Tom nichts von dem blinden Passagier wußte.«
»Ein Captain muß darüber Bescheid wissen, was in seiner Maschine vor sich geht, das gehört zu seinen Aufgaben«, konterte Charley. »Tom wird wahrscheinlich mit einem strengen Rüffel davonkommen, wenn er keine heroischen Anwandlungen kriegt und versucht, die Verantwortung auf sich zu nehmen. Aus der Gerüchteküche hörte ich, daß er schon mal für Sie in die Bresche gesprungen ist.«
»Das stimmt«, entgegnete Carol. »Voriges Jahr hat er für mich die Schuld auf sich genommen, und ich hatte nicht einmal soviel Anstand, ihm dafür zu danken.« Sie blickte in Toms seltsam unergründliches Gesicht. »Tom, voriges Jahr waren Sie wütend auf mich, und das mit Recht. Ich war im Unrecht, auf der ganzen Linie. Diesmal tut’s mir ehrlich leid, wenn Sie deswegen Ärger kriegen, aber ich konnte nicht anders handeln.«
Sie kämpfte mit den Tränen, als sie sich Charley zuwandte: »Wenn Sie fertig sind, geh ich jetzt ins Hotel.
Ich bin todmüde.«
Er sah sie mitfühlend an. »Carol, inoffiziell kann ich verstehen, was Sie getan haben. Offiziell …«
Sie lächelte mühsam. »Gute Nacht.« Sie verließ das Büro und begann die Treppe hinunterzugehen.
Tom holte sie auf dem Absatz ein. »Hör zu, Carol, laß uns die Dinge klarstellen – ich bin froh, daß der Junge durchgekommen ist. Du wärst nicht die Frau, die ich liebe, wenn du ihn diesen Bestien ausgeliefert hättest.«
Die Frau, die ich liebe …
»Aber Gott sei Dank wirst du nicht mehr in meiner Maschine fliegen. Ich hätte keine ruhige Minute mehr, wenn ich mich im Cockpit dauernd fragen müßte, was wohl in der Kabine vor sich geht.« Er schloß sie in die Arme.
»Aber wenn du nicht mehr bei mir in der Maschine bist, hätte ich’s gern, daß du mich vom Flugplatz abholst. Du kannst dann Spione, Hunde und was dir sonst noch einfällt, auf dem Rücksitz verstecken. Carol, ich will dich damit bitten, mich zu heiraten.«
Carol sah ihn an, diesen hochgewachsenen, attraktiven Mann, dessen Augen voller Zärtlichkeit auf sie gerichtet waren. Dann fühlte sie seine Lippen warm auf den ihren, hörte ihn wieder die Worte sagen, nach denen sie sich seit langem gesehnt hatte:
»Ich liebe dich, Carol.«
Im Warteraum des Terminals herrschten Halbdunkel und Stille. Nach einem kurzen Augenblick gingen sie die Treppe hinunter, das Echo
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