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Träum süß, kleine Schwester

Träum süß, kleine Schwester

Titel: Träum süß, kleine Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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mache ich dir einen förmlichen Antrag«, versprach er. Sie steckte den Ring in eine Innentasche ihrer Uniformjacke, legte ihm die Hand auf die Schulter, küßte ihn, sauste dann über das Rollfeld, die Gangway hinauf und ins Flugzeug.
    Allan Bates, der Chefsteward, stand bereit, die Tür zu schließen. »Na endlich, Jen«, fuhr er sie an.
    »Captain Evans tobt. Wir haben zwei Minuten Verspätung. Du übernimmst die Durchsage, und ich mache meine Meldung. Laß dich lieber nicht in der Nähe vom Cockpit blicken, bis der Captain sich wieder abgeregt hat.«
    Jen holte tief Luft, rückte die Mütze gerade und schaltete das Mikrofon ein. »Guten Tag, meine Damen und Herren, willkommen an Bord. Wir fliegen ohne Zwischenlandung nach Idlewild Airport. Die Flugdauer wird voraussichtlich drei Stunden und fünfundzwanzig Minuten betragen. Bitte schnallen Sie sich an und rauchen Sie nicht, bis der Hinweis über der Tür zur Küche erlischt. Wenn Sie etwas brauchen, drücken Sie bitte auf den Knopf an Ihrem Sitz –
    und nun wünsche ich Ihnen einen angenehmen Flug.«
    Sie schaltete das Mikrofon aus, entfernte das Schild von dem für das Begleitpersonal reservierten Platz und setzte sich. Allan ließ sich kurz vor dem Start neben ihr nieder.
    Er schaute aus dem Fenster, als Jen den Kopf zurücklehnte und die Augen schloß.
    Ihre Umhängetasche scheuerte an den Rippen; sie versuchte das etwas zu beheben und überlegte, daß sie die Tasche schleunigst irgendwo verstecken müßte. Sie hatte noch Dicks Warnung im Ohr, daß sie vielleicht verfolgt würde, und tippte Allan leicht an. Er wandte sich vom Fenster ab und beugte sich zu ihr herüber, um ihre Frage mitzubekommen.
    »Hat kurz vor dem Start noch jemand gebucht?«
    Allan nickte. »Der Kollege hat mir zuerst eine Liste mit acht Namen gegeben. Dreißig Sekunden später rückte er mit einer um drei Passagiere ergänzten raus.« Er griff in die Tasche. »Hier ist eine Kopie.«
    Jen überflog das Blatt in Windeseile. Zwei Mr. und Mrs.
    Das dürften die beiden Hochzeitsreisepärchen vorne sein.
    Vier Frauennamen. Vermutlich die vier Freundinnen, die zusammen reisten und ihr im Flughafen von der wunderschönen Zeit auf den Bermudas vorgeschwärmt hatten. Und da standen sie – die drei letzten Namen: Hastings, Walter, Platz sechs; Clinton, Andrew, Platz neun; Carlson, August, Platz achtzehn. Jen schloß die Augen. Wenn Dick beschattet worden war, könnte jemand gesehen haben, wie er ihr die Zeitschrift zusteckte. Jemand könnte in letzter Minute den Flug gebucht haben, um ihr die Listen wieder abzunehmen. Aber wer?
    Allan zupfte sie am Arm. »Die Zeichen sind abgeschaltet, Jen. Wie wär’s, wenn du dem Captain ‘ne Tasse Kaffee bringst? Ich verteile derweil die Zeitungen.«
    Jen ging nach vorn in die Küche und machte die Tür zur Kabine sorgfältig hinter sich zu. In diesem winzigen Raum zwischen Kabine und Cockpit konnte sie in Ruhe kurz nachdenken. Wenn sie ihre Tasche hier versteckte, konnte kein Passagier herankommen, ohne sofort bemerkt zu werden. Wenn sie dann die Zubereitung des Dinners und Allan das Servieren übernahm, hätte sie fast während des ganzen Fluges die Möglichkeit, die Tasche im Auge zu behalten. Trotzdem sollte sie sich ein gutes Versteck dafür suchen, falls sich doch jemand heranschleichen und nach der Tasche fahnden sollte. Die Wandschränke für die Lebensmittel wären zu naheliegend, kamen also nicht in Frage. Sie bückte sich und machte die Tür des schmalen dunklen Eisschranks auf.
    Im untersten Fach, fast auf gleicher Höhe mit dem Fußboden, waren verschiedene Salate aufgereiht.
    Behutsam jonglierte sie die Tasche darüber hinweg und zwängte sie hinten ins Fach.
    Befriedigt, sie außer Sicht gebracht zu haben, richtete sie sich auf und schloß die Kühlschranktür. Ihre Zufriedenheit verflog, als sie feststellte, daß sie wohl einen der Salate gestreift und sich dabei einen häßlichen Ölfleck am Ärmel eingehandelt hatte. Sie betupfte ihn mit einer Papierserviette, was es nur schlimmer machte, und beschloß, nicht mehr daran zu denken. Ihr fiel ein, daß der Captain immer noch auf seinen Kaffee wartete, sie holte eine Tasse heraus, betätigte die Maschine, warf zwei Stück Zucker hinein und ging ins Cockpit.
    »Heiß, süß und schwarz, Captain«, sagte sie, um einen leichten Tonfall bemüht.
    Evans reagierte nicht. Er fixierte sie; sein sonst so freundliches Gesicht war unbewegt, die Augen blieben kalt. »Ich fliege seit zwanzig Jahren, Jen, und

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