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Träum süß, kleine Schwester

Träum süß, kleine Schwester

Titel: Träum süß, kleine Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Märchen zu erleben ist etwas ganz anderes, als Märchen zu schreiben …
    Sir Winston räusperte sich laut. Zuletzt, aber wahrlich nicht zu übersehen kam das neueste Mitglied der bezaubernden Runde – die hinreißende Jackie Kennedy.
    Tja, diese Amerikanerinnen – sie hatten dieses gewisse Etwas. Wirklich atemberaubend! Den Hals glücklich frei, wartete er, bis das erwartungsvolle Raunen verstummte, verkündete dann pompös:
    »Die First Lady der Vereinigten Staaten, Jacqueline Bouvier Kennedy.«
    Oleg hat sich selbst übertroffen, dachte Jacky, als sie leicht durch den Ballsaal zu gleiten begann – goldfarbener Satin, enganliegend, aber mit einer angedeuteten Schleppe. Natürlich verneigte sich niemand vor ihr, doch das respektvolle Nicken schmeichelte ungemein. Am Vormittag hatte sie Elizabeth erzählt, wie sie von einer Zeitung in Washington herübergeschickt worden war, um Skizzen von der Krönung zu machen. »An dem Tag taten Sie mir ehrlich leid«, hatte sie der Queen anvertraut.
    »Dieses ganze Zeremoniell. Damals ahnte ich ja nicht, daß ich später mal eine feierliche Amtseinführung mitmachen würde.«
    »Sie sind wenigstens mit dem Auto hingefahren«, entgegnete Elizabeth. »Diese Kutsche, die man für mich hervorholt, ist wirklich eine Zumutung – schwankt wie das sprichwörtliche Rohr im Wind, und man hat das Gefühl, in einem Kühlschrank zu sitzen.«
    »Ja, aber wenn Sie erscheinen, bleibt’s unweigerlich bei God Save the Queen « , erinnerte sie Jackie.
    »Haben Sie zufällig mal gehört, wie Jacqueline gespielt wurde?«
    Elizabeth nickte mitfühlend. »Das wird nie in die Hitparade kommen.«
    Jacqueline lächelte in sich hinein. Die Queen war wirklich gut zu leiden. Sie waren vormittags auch zusammen ausgeritten. Sie ging an der Reihe der Würdenträger vorbei, bevor sie die Empore bestieg.
    Der Präsident beobachtete sie aufmerksam und schlug sich mit der Rechten kräftig aufs Knie, also mußte alles in Ordnung sein. Wenn Jack diese Handbewegung stoppte, dann stimmte garantiert etwas nicht. Wie damals in der Autokolonne, wo sie nach acht Kilometern im Schneckentempo ihr Buch aufgeschlagen hatte. Sobald diese Hand reglos verharrte, wußte sie, daß sie sich in die Nesseln gesetzt hatte. Aber Chaucer war eben ein reines Vergnügen …
    Würdevoll schritt sie über das Podium und registrierte, wie entzückend Fabiola aussah. Ihr ist diese Prozedur genauso neu wie mir, aber sie hat auch ihren Spaß daran, dachte Jackie. Und sie scheint kein bißchen verärgert zu sein wegen König Baudouins Brille. Das war der einzige kritische Moment dieser Reise gewesen. Jack hatte Philip und Reza und Baudouin und Rainier und die anderen überredet, rasch eine Partie Football im Schloßgarten zu spielen. Und Jack, wie er nun einmal war, spielte auf Sieg.
    Jetzt humpelte Philip, Baudouin linste kurzsichtig durch seine Lesebrille, und Rainier hatte sich den Daumen verstaucht. Aber was machte das schon? Sie stand hier, und das allein zählte. Auch Pa Kennedy hatte dieser Wettbewerb in helle Aufregung versetzt. Er hatte ihr einen Scheck über eine Million Dollar versprochen, wenn sie gewann. Lächelnd blickte sie von ihrem Platz aus Jack in die Augen. Wir haben alles, was wir uns nur wünschen können, dachte sie. Jugend und Aussehen und die Kinder und einander und Geld und das Weiße Haus. Aber was können wir nur tun, damit es so weitergeht?
    Sir Winston inspizierte das Podium aufmerksam. Noch nie war so viel Jugend und Schönheit versammelt gewesen. Argwöhnisch musterte er die Schiedsrichter.
    Gerade hatte er aus zuverlässiger Quelle erfahren, Nikita habe angeboten, für Jackie Kennedy zu stimmen, wenn die Vereinigten Staaten Alaska an ihn zurückverkaufen würden. Und Nehru hatte versprochen, für Elizabeth zu votieren, wenn England gegenüber der Statue von Queen Victoria eine von Ghandi aufstellen würde. Von de Gaulle hätte man erwartet, er wäre über solche faulen Tricks erhaben, doch dem Hörensagen nach hatte er Rainier versprochen, für Gracia Patricia zu stimmen, im Austausch gegen die Spielbankeinnahmen von Monte Carlo – um Frankreich über Wasser zu halten, bis die Algerienfrage gelöst wäre.
    Sir Winstons Gesicht nahm auf Kommando wieder den Ausdruck einer Bulldogge an, der es in den vierziger Jahren so berühmt gemacht hatte. Der Wettbewerb hatte seinen Zweck erfüllt. Zwischen den Ehemännern der Teilnehmerinnen und den Schiedsrichtern würde ein Gipfeltreffen zustande kommen, wie es die

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