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Träum süß, kleine Schwester

Träum süß, kleine Schwester

Titel: Träum süß, kleine Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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ihrer Schritte hallte weithin.

    Ein Routineflug
    Wo mochte Dick bloß stecken? Jen nahm die Dienstmütze ab und strich sich die feuchten braunen Locken aus der Stirn. Die Aprilsonne schien hell und klar; das grüne Wasser plätscherte ans Ufer, aber es war heiß!
    Für Hochzeitsreisende mögen die Bermudas ja das Paradies sein, dachte sie; aber für Stewardessen, die den Flug hierher ab New York betreuten, den sechzig Passagieren zum Lunch drei Gänge servierten, fünfzig Minuten in Kindley Field hockten und auf dem Rückflug ein warmes Dinner zubereiteten, waren die Bermudas nichts weiter als ein Routineflug.
    Warum hatte Dick in der Verwaltung angerufen und sich vergewissert, daß sie nicht anderweitig eingesetzt worden war? Düstere Vorahnungen, die so gar nicht zu dem strahlenden Sonnenschein paßten, erfüllten sie. Sie ließen sich nicht beiseite schieben, auch nicht durch den Gedanken an ihren ersten Flug auf die Bermudas vor einem Monat, auf dem Dick der einzige ledige Passagier gewesen war. Er hatte sich über seine Zeitung beschwert, für die er hier eine Artikelserie über das »Flitterwochen-Paradies« schreiben sollte, und sie hatte sich beklagt, daß sie einen Monat lang für diese Route eingeteilt war. Am nächsten Tag hatte er ihre Maschine am Flughafen erwartet, und seitdem war er tagtäglich pünktlich zur Stelle gewesen.
    Doch dies war ihr letzter Flug auf die Bermudas; und nächste Woche hatte Dick seine Arbeit abgeschlossen – er kehrte nach New York zurück –, und sie könnten ein paar hübsche Abende miteinander verbringen, eine wohlverdiente Entschädigung für all die Stunden auf dem überfüllten Kindley Field.
    Was hatte Dick tags zuvor mit dieser Andeutung gemeint, er glaube auf eine echte Sensation gestoßen zu sein?
    Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter, drehte sich um und lag in Dicks Armen. Sein Kuß war drängend, kurz und leidenschaftlich. »Jen, Darling.« Zum erstenmal hatte er sie Darling genannt, doch das erschien ihr richtig und selbstverständlich. »Hör jetzt genau zu und merk dir jedes Wort.« Er gab ihr eine zusammengerollte Zeitschrift.
    »Steck das in deine Handtasche und bring’s heut abend zu meiner Zeitung. Fahr in den fünften Stock und frag nach Bill Ryan, dem Nachtredakteur.«
    »Bill Ryan, fünfter Stock«, wiederholte Jen.
    »Aber …«
    Dick unterbrach sie. »Ich erkundige mich bei der Zentrale. Wenn ich erfahre, daß dein Flug gelandet ist, rufe ich fünfzehn Minuten später Ryan an und sage ihm Bescheid. Ich bringe dich damit in Gefahr, Jen, aber ich kann’s nicht ändern.«
    »Was für eine Gefahr, Dick?«
    Er zögerte. »Du hast ein Recht darauf, es zu wissen, Jen.
    Erinnerst du dich noch an den Flugzeugträger, der am Ende des Koreakrieges verschwand? Die Zeitungen waren voll davon.«
    Jen nickte ernst. »Ein Junge, den ich kannte, war dabei.«
    »Dabei handelte es sich um einen Sabotageakt. Aber über siebenhundert Männer sind davongekommen und wurden gefangengenommen. Ihre Namen,
    Erkennungsnummern und die Gefangenenlager, in die sie gebracht wurden, sind auf in der Zeitschrift versteckten Listen verzeichnet. Die Gegenseite würde alles tun, um zu verhindern, daß diese Liste veröffentlicht wird.«
    Aus dem Lautsprecher ertönte die klare, präzise britische Stimme, die Hektik nicht zu kennen schien, und bat alle Passagiere des Direktflugs 401 der Federal Airlines nach Idlewild, sich zum Flugsteig 2 zu begeben.
    Die Durchsage gewährte Jen eine kurze Denkpause. Wie Dick sich die Listen verschafft hatte, wußte sie nicht, aber offensichtlich war jemand darüber im Bilde – sonst hätte er sie ja selbst nach New York mitgenommen. »Glaubst du, daß man dich verfolgt hat?« flüsterte sie.
    Dick begleitete sie zum Flugsteig. »Vielleicht habe ich den Wagen abgehängt, der mir gefolgt ist, aber ich weiß nicht, wie viele von denen wissen, daß ich diese Informationen hier habe. Ich habe den Nachtflug nach New York gebucht, um sie abzuschütteln.«
    Sie blieben am Flugsteig stehen. Dick küßte sie rasch, holte dann aus seiner Reisetasche einen Ring.
    »Kann sein, Jen, daß sie irgendwie versuchen, mich zu filzen. Eigentlich wollte ich dir den in New York geben, aber nimm ihn lieber jetzt. Bei dir ist er sicherer.«
    Jen betrachtete den schmalen Platinreif mit dem Diamantsolitär. Ein Verlobungsring, fünf Minuten zu spät.
    Als Dick ihr die Listen anvertraute, hatte er ihr damit gesagt, daß er sie liebte und sie brauchte. »In ein paar Tagen

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