Traeum weiter Baby
abhauen, wenn die Mordschwadronen vor der Tür standen.«
Ich bekam eine Gänsehaut.
Aus dem Gewölbe dröhnte uns Musik entgegen, und wenn der Türsteher die dicke Stahltür öffnete, bahnten sich dampfende Rauchschwaden den Weg nach oben. Die feuchte Kälte zog an meinen Beinen hoch, und ich wollte schleunigst tanzen, um mich aufzuwärmen. Robert und Nana standen eng beieinander, und Paula ließ es gnädigerweise zu, daß Tomas seinen Arm um sie legte. Nur ich schlotterte alleine vor mich hin. Schade, daß Sascha heute arbeiten mußte. Ich hätte es gerne gehabt, wenn er bei mir gewesen wäre. Auf Partys war er immer gut drauf.
Endlich waren wir in der Schlange so weit vorgerückt, daß wir direkt vor dem Eingang standen. Die Feierwilligen schubsten mich von hinten an die breite Brust des Türstehers, der mir seelenruhig auf die Stirn atmete. Beim nächsten Öffnen der Tür waren wir drinnen.
Schwüle Hitze wie im Dampfbad verschlug mir den Atem. Der Raum war mit dicken Kerzen beleuchtet, die in Nischen im Mauerwerk standen. Von allen Seiten führten Gänge durch die Katakomben.
|111| »Die Christen im alten Rom hatten vermutlich in so einer Atmosphäre ihre ersten Treffs«, sagte Paula.
»Und die letzten«, bemerkte Nana trocken, »ich frage mich, aus welchem Gang die Löwen kommen.«
Die Bar bestand aus ein paar dicken Bierfässern, über die ein Brett gelegt war. Dahinter wurde fieberhaft gearbeitet, denn auch hier standen die Leute Schlange.
»Iberoll Schlängen, wie friha undam Ärich«, sächselte Robert verärgert.
Ein verschwitzter Bursche im ärmellosen Unterhemd knallte mir eine Flasche auf den Tresen und stopfte die Münzen, die ich ihm in die Hand drückte, in seine Hosentasche. Ich verzog mich aus dem Gedrängel. Nana hatte einen Freund getroffen, mit dem sie sich brüllend verständigte. Robert war mit rhythmischen Bewegungen in Richtung Tanzfläche abgeschwirrt, und Paula und Tomas waren irgendwo im Bermudadreieck zwischen Bar, Tanzfläche und den Toiletten verschollen. Ich fühlte mich etwas verloren und lehnte mich an einen Torbogen neben einen braungebrannten Glatzkopf im weißen T-Shirt .
»Cheers!«
Der Glatzkopf stieß mit seiner Bierflasche an meine.
»Cheers!«
Das versprach keine interessante Unterhaltung zu werden, daher schlenderte ich weiter zur Tanzfläche, um nach den anderen zu suchen.
Die Musik kam aus einer provisorisch aufgestellten Anlage, an der zwei DJs herumschalteten. Es war wie auf einer Schulparty. Ich deponierte mein Bier kurzerhand auf einer der Boxen und stürzte mich ins Getümmel. Um mich herum wild zuckende Körper. Haare wehten durch die Luft. Ich tanzte leidenschaftlich gerne und spürte ein sanftes, warmes Glücksgefühl in mir aufsteigen. You are the Dancing Queen, dröhnte es aus den Boxen. Robert bewegte sich mit Hüftenwackeln auf mich zu und nahm |112| meine Hand. Ich mußte lachen, weil er laut mitsang und dabei ABBA imitierte. Dann kam ein wilder Salsa. Robert packte meinen Arm und legte seine andere Hand auf meine Hüften. Als der Tanz zu Ende war, verschwand Robert so plötzlich in der Menge, wie er aufgetaucht war.
Ich tanzte alleine weiter. Plötzlich stand ein oranges T-Shirt mit einem Spruch, den ich in der Dunkelheit nicht lesen konnte, vor mir, und zwei feste Arme umfingen meinen Körper. Ich bewegte mich langsam im Rhythmus des T-Shirts . Neben uns schlenkerte ein dunkelhaariger Typ mit Dreitagebart seine Arme. Immer wenn unsere Blicke sich trafen, grinste er mich an. Seine braunen Augen funkelten in der Dunkelheit. Das T-Shirt hatte inzwischen seine Hände auf meinen Po gelegt und drückte sich entschlossen an mich heran. Ich spürte, daß seine Hose eine verdächtige Wölbung hatte. Er murmelte etwas in mein Ohr, das ich aber wegen der lauten Musik nicht verstehen konnte. Ich löste mich aus seinen Armen und begab mich auf die aussichtslose Suche nach meinem Bier. Auf der Box standen Unmengen von halbvollen Flaschen, aus denen ich wählen konnte. Ich nahm eine, die fast leer erschien, löste das Pfand ein und holte mir eine neue. Auf dem Weg zurück zur Tanzfläche sah ich Nana und Paula, die am Eingang herumstanden und sich mit zwei Frauen unterhielten. Eine war blond und die andere dunkelhaarig, und beide hatten anscheinend mehr Zeit zum Shoppen als ich, denn sie sahen viel trendiger aus. In Nicoles Klamotten kam ich mir auf einmal sehr spießig vor.
»Na, amüsierst du dich auch, wie es sich gehört?« fragte Paula.
»Ich fühle
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