Traeum weiter Baby
vom Club erzählte.
»Ach übrigens«, unterbrach Nicole ihre Portugalreminiszenzen, »hab ich dir schon gesagt, daß ich über Ostern zu Papa nach London fahre?«
»Ich weiß es von Mama.«
»Ich freu mich schon. Komm doch mit, Mel.«
»Das geht im Moment wirklich nicht«, sagte ich.
»Hast du Pläne über Ostern?«
»Nicht so direkt. Sascha ist geschäftlich weg, und ich bin bei Moritz.«
»Ach ja?« Nicole fixierte Sascha mit ihrem Blick. »Na, super! Dann kommst du mit nach London. Papa würde sich freuen. Ich nehme Svetlana mit, sie kann auch auf Moritz aufpassen.«
|102| Ihre Au-pair-Mädchen hatten immer slawische Namen.
»Ich überleg’s mir. Leute, packen wir’s an?«
Endlich standen sie auf, und wir gingen los. Ich hob das Oberteil von Moritz’ Kinderwagen ab und trug ihn zur Tür raus.
»Soll ich ihn dir abnehmen?« fragte Jörg.
»Es geht schon«, sagte ich, weil Sascha sich sonst auf den Schlips getreten fühlen würde, weil er nicht angeboten hatte, mir zu helfen.
»Wie macht ihr das eigentlich mit dem Cabrio, wenn ihr zu dritt unterwegs seid«, fragte Jörg, als wir in seine geräumige Familienkutsche einstiegen.
Das Thema war für mich ein rotes Tuch. Ich haßte den Turbo so sehr, wie Sascha ihn liebte. Damit er bloß nicht glaubte, ich hätte vergessen, daß wir uns wegen seinem Angebermobil weder einen Urlaub noch sonstwas leisten konnten, ließ ich eine Spitze los.
»Gar nicht«, sagte ich, »weil der Turbo ein Zweisitzer ist. Es gibt keinen Platz für einen Kinderwagen.«
Sascha guckte mich sauer an. Ich starrte zurück.
»Aber die Frage stellt sich auch gar nicht«, redete ich weiter, »weil wir nur selten was zu dritt machen.«
Ich war genau in der richtigen Stimmung, um über das Thema Turbo zu streiten, denn solange Nicole und Jörg dabei waren, fühlte ich mich stark. Aber Sascha stieg nicht drauf ein. Er stritt sich nie vor anderen Leuten, weil er fand, daß es niemanden etwas anging, was zwischen uns ablief. Die anderen hatten meine Erklärung kommentarlos akzeptiert und unterhielten sich über die neue Verkehrsregelung im Gärtnerplatzviertel, die Nicole bescheuert fand, weil sie gerade von der falschen Seite in eine Einbahnstraße gebogen war.
»Wie soll man sich da zurechtfinden«, schimpfte sie, »kein Wunder, daß ich dauernd Knöllchen kriege.«
Als wir bei Nicole angekommen waren, öffneten das |103| Au-pair-Mädchen und die Kinder die Tür. Moritz wachte auf und ließ sich von seinen Cousinen abknutschen, was ihn darüber hinwegtröstete, daß sein Brei noch nicht fertig war. Ich rührte ihn an, während sich Sascha und Jörg daranmachten, die Möbel auseinanderzuschrauben. Nachdem ich Moritz gefüttert und mich versichert hatte, daß er von seinen Cousinen nicht erdrückt oder an den Haaren durch die Wohnung geschleift wurde, ging ich ins Kinderzimmer und fragte, ob ich helfen könnte.
»Laß nur«, sagte Jörg, »wir kommen schon klar.«
Sascha guckte mich nicht an.
Nicole war im Schlafzimmer und sichtete die Klamotten, die sie heute erstanden hatte.
»Wenn sie sich nicht helfen lassen wollen, um so besser für uns«, sagte sie, »was hältst du davon, wenn wir als Stärkung eine Pizza bestellen?«
»Prima Idee!«
»Könntest du mal da anrufen? Der Zettel vom Pizzaservice ist in der Küche in der Schublade, wo die Servietten sind. Ich hätte gerne eine Pizza Ruccola, und drei Margheritas für Svetlana und die Kids.«
»Meinst du nicht, sie sind noch zu klein, um Alkohol zu trinken?«
Nicole lachte.
Nachdem ich die Schublade mit den Servietten und dem Zettel darin gefunden hatte, wollte ich ins Kinderzimmer gehen, um Sascha und Jörg zu fragen, was ich für sie ordern sollte, als Sascha in die Küche kam.
»Ich bestelle gerade Pizza«, sagte ich, »was für eine möchtest du?«
»Ich will keine Pizza. Wir haben schon genug Zeit mit dem Kaffeeklatsch verplempert, ich hab keine Zeit, jetzt noch stundenlang zu essen.«
»Wie du willst.«
»Was heißt hier, wie ich will? Nichts ist hier, wie ich es |104| will. Du hast vor deiner Familie wegen dem Turbo über mich abgelästert.«
Ich lachte. »Sorry, aber hab ich irgendwas gesagt, was nicht wahr ist?«
In dem Moment kam Jörg in die Küche. Er guckte Sascha und mich prüfend an.
»Alles klar?«
»Ja«, sagte ich, »ich bestelle nur Pizza.«
»Prima Idee, ich hab einen tierischen Kohldampf.«
»Welche soll ich für dich bestellen?«
»Laß mal sehen.« Er studierte die Karte. »Ich nehme die
Weitere Kostenlose Bücher