Traeum weiter Baby
Freundin hat mich gefragt, ob ich schwul bin«, sagte Mirko beleidigt.
Georg fand das urkomisch und mußte schallend lachen. »Der arme Mirko«, sagte er zu mir, »das passiert ihm dauernd. Er lebt nämlich mit zwei Schwulen zusammen, daher die allgemeine Neugier. Aber keine Sorge, es lohnt sich, mit ihm zu flirten!«
Ich machte mir keine Sorgen, weil ich nicht vorhatte, mit Mirko zu flirten. Der Typ war das reinste Minenfeld. Egal, was man sagte, er kriegte es in den falschen Hals. Das kannte ich von Sascha. So jemanden brauchte ich jetzt am allerwenigsten.
»Seine Freundin hat ihn vor kurzem sitzengelassen« flüsterte Georg mir ins Ohr, »deshalb ist er etwas empfindlich.«
Er hätte nicht zu flüstern brauchen, denn in der Bar konnte man nichts verstehen, was einem nicht direkt ins Gesicht gebrüllt wurde. Außerdem unterhielt sich Mirko inzwischen mit Paula. Sie schienen sich gut zu amüsieren. Paula war aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrung als praktizierender Single eine so versierte Flirterin, daß auch Typen wie Mirko kein Hindernis für sie darstellten. Das freute mich für ihn, denn das Beste für ein gebrochenes Herz war bekanntlich ein neuer Flirt.
»Das tut mir leid«, sagte ich.
Georg winkte ab. »Halb so wild. Er ist schon auf dem Weg der Besserung.«
»Trennungen sind was Schlimmes!«
»Es ist, als würde eine Welt zusammenbrechen«, bestätigte Georg, »man hat sich ein kleines Universum aufgebaut, |139| und wenn es zerplatzt, steht man da wie nackt. Völlig ohne Schutz.«
Der Typ sollte die Schauspielerei hinschmeißen und Drehbücher schreiben, dachte ich. Wozu anderer Leute Texte auswendig lernen, wenn man selbst welche im Kopf hatte? Georg verkaufte sich vermutlich unter Wert. Wie Sascha. Er hätte jede Menge Möglichkeiten, wenn er nur an sich glauben würde. Aber statt dessen machte er alles kaputt.
»Du bist so still«, bemerkte Georg, »habe ich was Falsches gesagt?«
Ich schüttelte den Kopf. Jemand wie Georg sagte nichts Falsches. Es waren die Typen wie Sascha, die ständig nur das Falsche sagen und tun. Zur Hölle mit Sascha, dachte ich, irgendwann werde ich einen anderen Typen kennenlernen und total vergessen, was ich jemals an Sascha toll gefunden hatte. Im Grunde wußte ich es jetzt schon nicht mehr.
»Was findest du an einer Frau toll?« wollte ich von Georg wissen.
Er lachte.
»Das ist echt schwierig!«
»Versuch’s einfach mal!«
»Hmmm? Das wichtigste ist, daß man miteinander reden kann«, sagte er, »ich will bei einer Frau das Gefühl haben, daß sie zu mir steht. Daß wir über die gleichen Sachen lachen. Aber das Reden ist noch wichtiger. Man sollte über alles reden können. Über Sex. Kinofilme. Oder welche Musik man gerne hört, oder welche Träume man hat. Und welches Bond-Girl das beste ist!«
Das hatte er gehört? Wie süß! Er war ein Mann, der einem sogar zuhörte, wenn man nicht mit ihm redete, eine nette Abwechslung zu Sascha, der niemals zuhörte, schon gar nicht, wenn man mit ihm redete. Ich küßte ihn auf die Wange.
|140| »Wofür war das denn?«
»Nur so. Und, welches Bond-Girl ist das beste?«
»Ursula Andress«, sagte Georg wie aus der Pistole geschossen.
Das war eine Nominierung ganz nach meinem Geschmack.
»Tataaa«, rief ich, »wir haben den Sieger unseres diesjährigen Bond-Girl-Wettbewerbs gefunden. Es ist Georg!«
Natürlich ist Ursula Andress das beste Bond-Girl, weil sie so sexy aussieht, aber ich hätte eine andere Nominierung auch gelten lassen, weil Georg einfach nett war. Er war kein Typ wie Arno, der wegen jeder Kleinigkeit eine Riesendiskussion vom Zaun brach. Ganz zu schweigen von Typen wie Sascha, die keine James-Bond-Filme guckten, weil Bruce Willis nicht mitspielte. Allein dafür, daß er nicht so drauf war, hatte Georg einen Preis verdient.
Als wir dem glücklichen Gewinner zuprosteten, bekam ich einen Schluckauf.
»Und, was kriegt er jetzt«, fragte Mirko.
Ich zuckte ratlos mit den Schultern.
»Na, den Preis eben«, sagte ich.
»Ich sehe keinen Preis«, nörgelte Mirko. Er war wie Arno: pingelig. »Irgendwas muß er doch kriegen!«
»Was hättest du denn gerne«, fragte ich Georg.
Ich hoffte, er würde nicht sagen, daß ich ihm einen Drink ausgeben sollte, da ich kein Geld dabeihatte. Zum Glück war Georg ein eher sportlicher Typ.
»Wie wär’s mit einem Tanz?« sagte er.
»O.k.«
Das war eine gute und kostengünstige Lösung. Georg ging zum DJ, um ein Lied zu bestellen, und Paula rollte mit den Augen, als
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