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Traeum weiter Baby

Traeum weiter Baby

Titel: Traeum weiter Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Brown
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stünde sie kurz davor, in Ohnmacht zu fallen. Ich nahm einen großen Schluck James Bond. Als Georg zurückkam, fing Tina Turner an zu singen. Golden |141| Eye. Ihre rauchige Stimme verursachte ein Kribbeln unter meiner Haut. Wir tanzten los.
    »Du fühlst dich gut an«, murmelte Georg in mein Ohr.
    Und du dich noch viel besser, dachte ich und streichelte seinen Rücken.
    »Du bist toll«, sagte Georg, »du hast eine besondere Ausstrahlung.«
    Na, wer sagt’s denn? Ein schöner Mann, auf den alle Castingfrauen der Republik scharf waren, fand meine Ausstrahlung besonders. Das tat gut.
    »Erzähl mir mehr davon«, sagte ich.
    Ich legte meine Hand auf Georgs Schulter und guckte ihm tief in die Augen. Sie waren dunkel und warm. Georg hatte Augen wie Bambi und Hände, die fest zupackten und mich im Rhythmus der Musik bewegten. Ich ließ mich treiben, und die James Bonds in meinem Kopf trugen mich auf Georgs Händen davon. Mir war schwindlig.
    »Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll«, sagte Bambi, »du hast so etwas Zerbrechliches. Man möchte dich nur beschützen. Und küssen!«
    Das tat er dann auch, und es war wunderschön. Ich bekam ein warmes, wohliges Gefühl im Bauch wie nach einer guten Tasse Tee, was bewirkte, daß mein Schluckauf aufhörte. Seine Lippen waren sanft und fest. Sie schmeckten süß. Anders als Saschas Lippen. Georg roch anders als Sascha. Er war nicht Sascha. Er konnte auch nicht Sascha sein, dachte ich, denn Sascha küßte ja Doro und nicht mich. Bei dem Gedanken kamen mir plötzlich die Tränen, so daß ich mit dem Küssen aufhören mußte, weil ich befürchtete, daß Georg sonst davonschwimmen würde. Ich versteckte meinen Kopf an seiner Brust.
    »Hey, was ist denn?« fragte er leise.
    »Ich bin eben zerbrechlich«, schniefte ich.
    Danach kamen nur noch unverständliche Laute aus meinem Mund, und ich mußte es aufgeben, ihm erklären |142| zu wollen, wie ich zu meiner Ausstrahlung gekommen war. Ich ließ mich auf den Barhocker fallen und vergrub das Gesicht in den Händen und heulte weiter.
    »Es reicht für heute«, sagte Paula und streichelte meinen Kopf, »wir gehen nach Hause.«
    Entschlossen zog sie mich vom Hocker und schob mich durch die Menschenmenge, die mich anguckte, als hätte ich eine ansteckende Krankheit. Außer Georg, der sagte einfach nur tschüs.
    »Ich habe Mirko nicht tschüs gesagt«, schluchzte ich, als wir draußen waren. Es war schon schlimm genug, daß er mich für eine Männerhasserin hielt, ich wollte nicht auch noch unhöflich erscheinen.
    »Vergiß Mirko«, sagte Paula mit einer wegwerfenden Handbewegung, »was glaubst du, was ich in meiner Tasche für dich habe?«
    Ich zuckte ratlos mit den Schultern.
    »Ein Taschentuch?«
    Paula grinste spitzbübisch und schüttelte den Kopf: »Georgs Telefonnummer!«

|143| I don’t want to talk about it
    Ich weiß nicht mehr, wie ich an dem Abend ins Bett gekommen bin, aber am nächsten Morgen ging es mir besser. Vielleicht spürte ich aber den Knoten im Magen nur deshalb nicht, weil mir der Schädel brummte. Um mich herum war eingeschränkte Sicht mit Bodennebel, was zwar unangenehm, aber praktisch war, weil ich nicht dazu kam, Sascha zu vermissen. Das einzige, wonach ich mich sehnte, war eine Kopfschmerztablette. Und Moritz.
    »Ich will zu Moritz«, jammerte ich, als Paula Tee und Aspirin ans Bett brachte, »ich muß sofort los!«
    Doch der Versuch, das Bett zu verlassen, belehrte mich augenblicklich eines Besseren.
    »Autsch!« Ich preßte meine Hände gegen meine Schläfen, als könnte ich dadurch verhindern, daß die tausend Messer, die in meinem Kopf steckten, sich noch tiefer bohrten. »Was ist eigentlich drin in diesem James Bond?«
    »Pures Gift«, sagte Paula, »aber es sind auch die Zigaretten, die einen so fertigmachen. Ich habe gestern bestimmt eine Milliarde geraucht.«
    Sie schaltete den Fernseher an. Irgendwo war wie immer Krieg, und Christy Turlington behauptete, daß sie so gut aussah, weil sie Jade-Lippenstifte benutzte.
    »Das ist ja deprimierend«, sagte Paula und schaltete wieder ab.
    Nachdem wir das Frühstück à la Betty Ford schweigend zu uns genommen hatten, rief ich Nicole an, und wir verabredeten, daß ich Moritz nach seinem Mittagsschlaf abholen |144| würde. Dann duschte ich ausgiebig und schlüpfte in die Klamotten, die Paula mir zurechtgelegt hatte. Diesmal nicht vampig, sondern eher sportlich.
    »Gut siehst du aus«, sagte sie anerkennend, »Tragik steht dir. Willst du das jetzt wirklich

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