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Traeum weiter Baby

Traeum weiter Baby

Titel: Traeum weiter Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Brown
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durchziehen?«
    Ich nickte.
    »Meinst du nicht, du brauchst noch einen Tag für dich?«
    »Nein, nein. Mir geht’s gut.«
    Immerhin hatte ich mich noch nicht aus dem Fenster gestürzt.
    »Wie du meinst. Hol Moritz her, und dann bleibt ihr, so lange ihr wollt, damit es sich wenigstens einmal lohnt, daß mein Vater diese riesige Wohnung zahlt. Ich ruf dir ein Taxi.«
    Sie rief beim Taxistand an, dann holte sie ihren Geldbeutel und drückte mir einen Schein in die Hand.
    »Viel Glück, Süße! Und vergiß nicht: Du bist es nicht, die Mist gebaut hat.«
    Das versuchte ich mir einzuprägen, als ich bei Nicole klingelte.
    Jörg öffnete die Tür.
    »Da bist du ja«, sagte er, als sei ich von einer Expedition ins Weltall zurück.
    »Hi! Wie ging’s mit Moritz?«
    »Gut. Bestens!«
    Er guckte mich eindringlich an. Ich hörte Moritz brabbeln und Nicole in Kindersprache antworten. Geschirr klapperte in der Küche, und der Duft von frischem Kaffee wehte durch die Wohnung.
    »Sag mir lieber, wie es dir geht«, wollte Jörg wissen.
    Ich zuckte mit den Schultern.
    Mir geht’s schlecht, dachte ich, hundeelend. Ich bin heimatlos und verlassen. Ich gehe nicht nach Hause, nie wieder. Es reicht mir, ich hab genug von diesem Irrsinn. Ich |145| habe keine Lust mehr, meine Nächte mit Arabella zu verbringen, während mein Mann seine Chefin küßt.
    »Hi, Baby«, sagte eine wohlbekannte Männerstimme.
    Ein Schauer lief mir über den Rücken. Augenblicklich bekam ich Angst – nicht vor ihm und seinem Blick, der jetzt die Pitbullhaftigkeit verloren hatte und verunsichert war, so daß ich fast Mitleid mit ihm bekam, sondern vor dem Leben an seiner Seite. Die langen Nächte, die verrauchte Küche, in der unfreundliche Leute wie Ike saßen und meine Brötchen verspeisten – und Doro. Der Knoten in meinem Bauch wurde hart wie Stein und tat weh.
    »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht«, sagte er, als hätte ich einen Anlaß dazu gegeben. Die Bilder der vorletzten Nacht kamen mit geballter Macht hoch und legten sich wie bleierne Gewichte um meine Gedanken. »Mel, ich muß mit dir reden.«
    »Aber ich nicht mit dir!«
    »Kommst du nach Hause?«
    »Nein.«
    Ich schob mich an ihm vorbei ins Wohnzimmer, wo Nicole mit den Kindern spielte. Moritz hatte offensichtlich nicht bemerkt, daß ich länger weg gewesen war, denn er begrüßte mich mit einem flüchtigen Grinsen und widmete seine Aufmerksamkeit dann wieder seinen Cousinen, die auf dem Parkett eine Auto-Rallye veranstalteten.
    »Brmmm«, sagte er begeistert.
    Ich küßte ihn und ließ ihn weiter Schumacher spielen. Nicole guckte mich aufmerksam an.
    »Du mußt mit ihm reden«, sagte sie.
    »Ich habe ihm nichts zu sagen!«
    Nicole stand vom Boden auf und zog mich auf die Couch.
    »Na komm, Kleine!« Sie tätschelte meine Hand. »In jeder Beziehung gibt es mal Krisen, das ist normal. Aber du kannst sie nicht lösen, indem du davonläufst!«
    |146| »Du hast keine Ahnung, wovon du redest!«
    »Doch«, sagte sie, »Sascha hat mir alles erzählt.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. Da müßte er ungefähr ein Jahr lang reden.«
    »Er hat mir erzählt, was auf dem Fest passiert ist.«
    »Das war ein Hammer und hat mir tierisch weh getan, aber es ist ein Klacks im Vergleich zu dem, was sonst noch zwischen Sascha und mir schiefläuft. Es ist nur die Spitze des Eisbergs, ehrlich.«
    »Immerhin ist es der Auslöser dafür, daß du ihm endlich mal gezeigt hast, daß es dir reicht. Aber du kannst nicht erwarten, daß auf einen Schlag der ganze Berg verschwindet. Du mußt ihn Stück für Stück abtragen, also fang an der Spitze an!«
    »Ich weiß gar nicht, ob ich das überhaupt noch will.«
    Es sagte sich leicht für Nicole, daß ich mit Sascha über seinen Flirt mit Doro reden sollte. Wie soll man über etwas reden, an das man nicht einmal denken kann, ohne einen Knoten im Bauch zu kriegen? Noch dazu mit Sascha! Er war kein angenehmer Gesprächspartner, was Nicole nicht wissen konnte, weil sie noch nie versucht hatte, einen Kinobesuch mit ihm zu planen. Wie redet man mit einem Mann, der sich in seiner Freiheit eingeschränkt fühlt, wenn man ihn fragt, ob er was zu Abend essen will, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt? Ich hätte Nicole mal an meiner Stelle sehen wollen. Welche schlauen Sätze würde sie von sich geben, wenn ihr Mustergatte Doro geküßt hätte? Nicht daß das jemals passieren würde, denn erstens kannten sich die beiden nicht, und zweitens küssen Mustergatten nur die eigene

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