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Traeum weiter Baby

Traeum weiter Baby

Titel: Traeum weiter Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Brown
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tat gut, mitzukriegen, daß auch andere Leute Probleme hatten, und die eigenen für eine Weile zu vergessen. Ich nahm einen gehirnzellentötenden Schluck James Bond und hörte der Frau weiter zu.
    »Ich sage terracotta, und die Typen verstehen orange! Jetzt krieg ich jedesmal ’nen Farbschock, wenn ich in meine Küche gehe. Orange hat eine völlig andere Wirkung als terracotta. Es wirkt so aggressiv, richtig nervenaufreibend. Wenn ich nur die Lebensmittel in den Kühlschrank räume, kriege ich schon ’nen Adrenalinschock.«
    Die Ärmste konnte einem leid tun. Sie seufzte gequält und bestellte noch einen Drink, um den Streß wegzuspülen. Dann zündete sie eine Zigarette an und blies den Rauch in meinen rechten Nasenflügel.
    »Wenn ich ’nen Kreislaufkollaps kriege, verklag ich die Typen«, sagte sie entschlossen.
    Ich hätte mich gerne umgedreht, um ihr zu sagen, wie leid es mir tat, daß sie so ein Pech mit den Malern gehabt hatte. Bei der Gelegenheit hätte ich sie auch bitten können, ihren Ellenbogen aus meinen Rippen zu nehmen. Doch ich konnte mich nicht bewegen, denn sie und der Typ, der links neben mir stand, schränkten meinen Spielraum stark ein. Der Typ links modelte zur Zeit für Unterwäsche. Eigentlich war er Schauspieler, nur hatte er in der letzten Zeit keine Möglichkeiten gehabt, seinen Beruf auszuüben, erzählte er, weil die Castingfrauen Nutten waren.
    »Die geben dir nur ’nen Job, wenn du mit ihnen schläfst«, sagte er betrübt in mein linkes Ohr.
    |134| Der Ärmste mußte zum Umfallen schön oder die Castingfrauen so häßlich sein, daß sie gezwungen waren, ihre berufliche Position zur Kompensation der Qualitäten zu nutzen, die ihnen die Natur vorenthalten hatte. Um eine Antwort auf diese Frage zu bekommen, schielte ich nach links und warf einen Blick auf ihn. Er war zum Umfallen schön – zumindest vom Profil her zu urteilen. Bei mir hätte er unbehelligt arbeiten können, denn ich stehe nicht auf schöne Männer. Und auf nette anscheinend auch nicht. Warum kriege ich nur immer bei den falschen Typen weiche Knie?
    Paulas Gesicht tauchte hinter der linken Schulter des Model-Schauspielers auf. Sie stand anscheinend auf schöne Männer, denn als unsere Blicke sich kreuzten, rollte sie ihre Augen in seine Richtung und leckte sich genießerisch die Lippen. Dann hob sie die Hand und schwenkte ihr leeres Glas in der Luft.
    »Noch einen?« schrie sie.
    Ich nickte. Ihr Gesicht verschwand hinter der Schulter des Models und tauchte kurz darauf am Tresen wieder auf. Ich konnte sehen, wie sie ihre Lippen bewegte. Der Barmann nickte. Er mußte Ohren wie eine Fledermaus haben, wenn er sie in diesem Lärm verstehen konnte. Die Frau mit dem Malerproblem hatte inzwischen eine Lösung gefunden:
    »Ich werde Ranken darüberwachsen lassen!«
    Ich konnte nicht verstehen, was ihr Gegenüber von dieser Idee hielt. Er oder sie schien jedenfalls nicht den Enthusiasmus zu zeigen, den die vom Schicksal gebeutelte für diese kreative Lösung verdient hatte.
    »Was heißt hier Buschmesser«, sagte sie beleidigt, »in Italien haben alle Efeu in der Küche!«
    Diese Frau war in Sachen Einrichtung anscheinend eine Expertin, aber ihr Gesprächspartner ließ sich davon nicht beeindrucken. Er hatte wieder irgendwelche Einwände.
    |135| »Na gut, nicht unbedingt Efeu«, sagte die Frau friedfertig, »aber Kräuter und so, und Weinranken. Vor allem Wein. Apropos: Trinken wir noch einen?«
    Ihr Gegenüber hatte anscheinend wieder etwas einzuwenden, und die Rankenfrau sagte enttäuscht, daß sie es total nervig fand, daß er oder sie immer so früh schlappmachte.
    »Arno, du bist langweilig«, sagte sie sauer.
    Ich fand, daß sie recht hatte. Arno hatte wenig Phantasie bezüglich der Rankenproblematik gezeigt und lieber pingelige Kommentare über deren botanische Zuordnung abgelassen. Wen interessierte schon, wie das Grünzeug hieß, Hauptsache es war orange-abdeckend. Arno war eine Buchhalternatur, langweilig und beschränkt. Er erinnerte mich an Matthias. Wenn er nicht ab und zu bereit war, etwas länger mit seiner Freundin auszugehen, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie sich in die Arme eines Sascha warf und todunglücklich wurde. Arno müßte dann alleine in Bars herumstehen und auf Essenseinladungen bei verheirateten Paaren das fünfte Rad am Wagen spielen. Jetzt hatte er einmal die Chance, über sich hinauszuwachsen, und ausgerechnet dann wollte er nach Hause. Das war anscheinend beschlossene Sache, denn die

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