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Traeum weiter Baby

Traeum weiter Baby

Titel: Traeum weiter Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Brown
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wiedersehen würde. Und gestern hatten wir noch davon geredet zu heiraten! Ich hätte auf der Stelle losheulen können.
    Doch vor der Leihoma mußte ich mich zusammenreißen. Sie durfte mir nicht anmerken, daß ich Panik hatte, sonst kam sie vielleicht auf die Idee, daß der nette Signore aus Germania, der oben seinen Rausch ausschlief, ein Krimineller war, und hetzte die Polizei auf unsere Fersen. Sie würden uns Moritz wegnehmen und ihn in ein Heim stecken, und wenn ich nach Jahren aus dem Knast entlassen wurde, würde er mich nicht mehr erkennen.
    Ich bat die Leihoma, Sascha auszurichten, daß wir bald zurück seien, und schob den Kokstransporter auf die Gasse.
    Doch draußen wurde die Paranoia noch schlimmer. Was, wenn Sascha gestern jemand gefolgt war und die Polizei |224| längst wußte, was unter der Babymatratze verborgen war, und nur darauf wartete, mich zu verhaften?
    Ich setzte meine Sonnenbrille auf und guckte mich unauffällig um. Die Gasse war wie immer voller Menschen. Sie liefen an mir vorbei, scheinbar ohne mich zu beachten. Auf den Stufen der Kirche saßen zwei Männer in dunklen Anzügen. Sie guckten zu mir rüber. Mein Herz schlug bis zum Hals.
    Ich blieb stehen. Die Typen starrten mich unverschämt an. Ich starrte wütend zurück. Sie grinsten, und der eine warf mir eine Kußhand zu. Ich drehte mich auf dem Absatz um und schob den Kinderwagen wie einen Wellenbrecher durch die Menschenmenge. Sollten die Typen mich doch für eine zickige Deutsche halten, die keinen Sinn für einen lockeren italienischen Flirt hat, Hauptsache, sie waren keine Polizisten.
    Ich schob den Wagen in einem Tempo durch die Straßen, als müßte ich einen olympischen Rekord brechen, ohne zu wissen, wo die Zielgerade war. Treppe rauf, Treppe runter. Moritz war über das Geruckel ungehalten, und ich verlangsamte das Tempo, weil ich seinen Frühstücksbrei nicht wiedersehen wollte. Ein kotzendes Kind hätte mir jetzt gerade noch gefehlt. Menschen strömten an uns vorbei, Tauben flatterten, die Sonne schien, und Moritz beruhigte sich. Er liebte Spaziergänge. Irgendwann war er eingeschlafen, und ich fand mich in einer menschenleeren Gasse wieder. Endlich Ruhe.
    Ich setzte mich auf die Stufen einer kleinen Brücke. Der Kanal roch nach Moder. Es gab nur eine Lösung: Ich mußte die Tütchen in das Brackwasser werfen.
    Ich starrte auf die grüne Brühe. Das Sonnenlicht brach sich darauf und verwandelte sie in ein Meer aus glitzernden Kristallen, die so hell blendeten, daß mir die Augen weh taten. Ich hätte sie am liebsten zugemacht und geschlafen, bis Sascha mich weckte und mir sagte, daß alles |225| nur ein böser Traum war. Doch leider lief es genau andersherum: Ich mußte Sascha klarmachen, daß er ausgeträumt hatte.
    Ich blinzelte in die Mittagssonne. Kein Lüftchen regte sich. Die gesamte Gasse befand sich kollektiv in der Siesta. Sämtliche Fensterläden waren zugezogen.
    Ich stand auf. Diese Gasse wäre nicht aus ihrem Dornröschenschlaf aufgewacht, wenn ich hier eine Bombe gezündet hätte. Das bißchen Pulver zu entsorgen, sollte kein Problem sein.
    Aber was, wenn doch nicht alle schliefen? Wenn jemand hinter den Fensterläden stand und mich beobachtete? Ein junger Mann. Er hatte gerade Siestasex gehabt und stand jetzt mit der Zigarette danach am Fenster. Rein zufällig beobachtete er, wie unten eine Frau mit Kinderwagen Kokain in den Kanal kippte.
    Mißtrauisch guckte ich an dem Haus hoch.
    Es war kein junger Mann zu sehen. Auch kein alter. Dafür sah ich Sascha, wie er auf den Stufen gegenüber eines ähnlichen Hauses gesessen und meine Bluse hochgeschoben und meinen Bauchnabel geküßt hatte. Wir hatten davon geträumt, in so einem Haus zu leben.
    Sascha hatte sich auf das Geschäft eingelassen, damit wir uns ein tolles Leben leisten konnten. Ein Leben ohne Doro und den Club. Er könnte von dem Erlös einen eigenen Laden aufmachen. Oder unser Traumhaus kaufen. Geld war für Sascha mehr als nur ein Zahlungsmittel. Es war sein Ticket zum Glück, und das Pulver war der Einsatz, den er bringen mußte, um den Jackpot zu knacken. Ich mußte ihm wenigstens die Chance geben, mich in seine Pläne einzuweihen.
    Ich stand auf und schob den Wagen zurück in Richtung Markusplatz.
    Kaum war ich wieder unter Menschen, wurde mir klar, in welcher Gefahr ich mich befand. Sascha hatte mich |226| nicht eingeweiht, weil er wußte, daß ich seinen Plan niemals unterstützt hätte. Es war ein absurder Gedanke, daß er jetzt, wo er so

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