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Traeum weiter Baby

Traeum weiter Baby

Titel: Traeum weiter Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Brown
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kurz vor dem Ziel stand, alles beichten und damit riskieren würde, daß ich ihm einen Strich durch die Rechnung machte. Sascha wußte, daß ich keinen Jackpot brauchte, um glücklich zu sein. Er war es, der sich nicht mit dem zweiten Preis zufriedengeben konnte. Es hatte keinen Sinn, sich etwas vorzumachen, Sascha hatte mich benutzt.
    Was sollte ich jetzt bloß tun?
    Wir kamen am Eingang des Guggenheim-Museums vorbei, durch den sich gerade eine Gruppe Engländerinnen in Blümchenkleidern quetschte. Ohne viel nachzudenken, schloß ich mich an. Ich mußte dringend ein bißchen Normalität tanken, selbst wenn das einen Laura-Ashley-Overkill bedeutete.
    Die geblümten Frauen gruppierten sich wie Sofakissen um die Marini-Statue und begutachteten fachkundig den eregierten Penis des Reiters. Der Reiseleiter in hellblauem Polyesterhemd und brauner Krawatte erzählte, daß man das Teil herausschrauben könne, und daß Peggy Guggenheim das gerne mal zum Eigengebrauch getan habe. Die Sofakissen kicherten. Ein Bronzepenis ist bestimmt nicht der schlechteste Bettgefährte, dachte ich, aber er hat den Nachteil, daß er nicht küssen kann. Und er macht einem keinen Heiratsantrag. Aber er hintergeht einen nicht, und man muß auch keine Angst haben, seinetwegen im Knast zu landen. So überzeugend die Vorteile auch waren, ich nahm dem Polyestermenschen seine Story nicht ab, denn Peggy hätte ihre Liebschaft mit einem Kunstwerk, beziehungsweise einem Teil davon, bestimmt nicht in der ganzen Stadt herumposaunt. Er erzählte die Geschichte vermutlich nur, damit die Sofakissen sich amüsierten und ihm viel Trinkgeld gaben.
    Ich ließ ihn reden und ging rein.
    |227| Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, fiel mein Blick als erstes auf ein Bild von Magritte. Die gespenstische Villa, in der dunkle Geheimnisse vor sich gingen, darüber der babyblaue Himmel mit den schäfchenweißen Zuckerwattewolken. Es flimmerte mir vor den Augen. Ich drehte mich auf dem Absatz um und schob den Kinderwagen auf die Straße. Jetzt war nicht mehr die Zeit, um darüber nachzugrübeln, wie es sein kann, daß Licht und Dunkelheit so nah nebeneinander existieren. Ich mußte mich für eines von beiden entscheiden.
    Als ich etwas später in den Frühstücksraum des Hotels kam, hoffte ich wieder, daß die letzte Nacht nur ein schlechter Traum gewesen war. Die Realität war, daß der Mann, den ich liebte, lächelnd auf mich zukam. Die Cabriobrille lag auf dem Tisch.
    »Hey, Baby!«
    Er war ausgeschlafen und sah wunderbar aus. Er war der Vater meines Kindes, und ich liebte ihn. Wir hatten einen gemeinsamen Traum.
    »Wo warst du? Ich hab mir Sorgen gemacht.«
    »Spazieren.«
    »Warum hast du mich nicht geweckt?«
    »Ich wollte dich schlafen lassen.«
    »Du solltest mich aber wecken, wenn du aufstehst!«
    »Wozu denn?«
    »Nur so. Danke übrigens für die geile Brille. Ich hab mich total gefreut.«
    »Prima.«
    »Wann hast ’n die gekauft?«
    »Neulich, als ich mit Paula auf dem Flohmarkt war.«
    Sascha lachte.
    »Super Geschenk«, sagte er, »was hältst du davon, wenn wir dir auch eine kaufen? Vielleicht fährst du dann ja öfter mal mit mir mit?«
    »Umarm mich!«
    |228| Sascha legte den Arm um mich. Ich vergrub mein Gesicht in den vertrauten Duft von Duschgel und Sascha. Alles war wie immer, solange ich nicht daran dachte, daß Moritz’ Matratze mit einer explosiven Ladung gepolstert war, die mein Leben in die Luft jagen und in tausend Stücke zerfetzen konnte. Mir kamen die Tränen.
    Sascha guckte mich prüfend an.
    »Stimmt was nicht?«
    Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Sascha schuldete mir eine Erklärung, nicht umgekehrt.
    »Sag schon, Mel. Ist was?«
    »Ich bin müde. Ich hab schlecht geschlafen.«
    »Du machst dich jetzt aber nicht mehr wegen Doros SMS verrückt?«
    Ich zögerte einen Moment, dann schüttelte ich den Kopf. Sah Sascha erleichtert aus, oder bildete ich mir das nur ein?
    »Jetzt setz dich erst mal, Süße.«
    Ich tat es, und Sascha schob mir seine Tasse hin.
    »Espresso. Danach geht’s dir bestimmt besser.«
    Wenn das nur so einfach wäre. Ich guckte ihn zweifelnd an.
    »Trink schon! Ich bestell mir einen neuen.«
    Ich nahm einen Schluck von der braunen Brühe und zündete mir eine Zigarette an. Während ich lustlos herumpaffte, überlegte ich, wann der richtige Zeitpunkt wäre, Moritz aus dem Wagen zu nehmen und mit ihm auf und davon zu laufen. Ein Teil von mir wollte nichts lieber als das, und ich war bei jedem Zug an

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