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Traeum weiter Baby

Traeum weiter Baby

Titel: Traeum weiter Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Brown
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Sascha mir eine Antwort darauf geben konnte. Aber Sascha wollte nicht reden.
    »Schlaf jetzt, Mel«, sagte er nur.
    Mein Herz raste, die Kirchturmglocken schlugen, und Doro stellte dumme Fragen. Wie sollte ich jetzt einschlafen?
    »Was will Doro von dir in deinem Urlaub?«
    »Mel, bitte. Ich will schlafen!«
    »Ich auch, also sag es mir!«
    Sascha setzte sich auf und knipste das Licht an. Er sah müde aus.
    »Mensch, Mel, soll das jetzt immer so weitergehen? Ich arbeite mit Doro. Ich hab heute ’nen DJ getroffen, den wir für den Club buchen wollen. Das ist mein Job.«
    »Ich weiß…«
    »Ich versuche nur, Geld zu verdienen. Für uns, Mel, damit wir uns irgendwann auch mal was leisten können. ’ne größere Wohnung zum Beispiel.«
    Ich seufzte.
    »Es tut mir leid, was passiert ist«, sagte Sascha, »es ist alles aus dem Ruder gelaufen. Aber wenn du willst, daß es |218| zwischen uns funktioniert, mußt du aufhören, so mißtrauisch zu sein.«
    Ich wußte nicht, was ich darauf sagen sollte. Klar mußte ich aufhören, mißtrauisch zu sein, sonst hatte unsere Beziehung keine Chance. Aber kann man Gefühle einfach so abschalten?
    »Ich werd’s versuchen«, sagte ich.
    Sascha küßte mich auf die Wange.
    »Vertrau mir, Mel!«
    Dann legte er sich hin und drehte mir den Rücken zu. Bevor ich noch etwas sagen konnte, hatte er leise angefangen zu schnarchen. Ich war hellwach.
    Um nicht auf das Haus mit den Gondelkäfern gucken zu müssen, drehte ich mich vom Fenster weg. Die Kirchturmglocken schlugen drei. Venedig ist eine laute Stadt. Ständig diese Glocken! Sie fingen an einem Ende der Stadt an und läuteten sich in verschiedenen Tonlagen immer näher heran, bis die Glocke der Kirche neben dem Hotel mit ihrem hohlen Klang einstimmte, der durch Mark und Bein ging. Zur Zeit der Pest hatte sie die Totenmessen eingeläutet.
    Ich vergrub meinen Kopf unter dem Kissen.
    Beatrice betrat die Kirche neben dem Hotel. Ihr schwarzes Kleid aus feinster Seide raschelte, als sie sich hinkniete. Sie betupfte ihre Stirn mit Weihwasser, dann ging sie nach draußen an den Kanal und sattelte einen Käfer und ritt auf ihm davon.
    Hatte Doro wirklich nur nachgefragt, um zu erfahren, ob mit dem DJ alles gut gelaufen war? Ist das der einzige Gedanke, den eine Frau hat, wenn sie einen Kollegen küßt? Die Arbeit? Wirklich?
    Wie sollte ich mit solchen Fragen im Kopf das Mißtrauen ausknipsen?
    Ich drehte mich auf den Rücken und starrte an die Decke. Im Haus gegenüber stand Orazio vor einem hohen |219| Spiegel. Er schob den steifen Kragen seines Hemdes mit der Hand beiseite, dann lehnte er sich nach vorne und betrachtete aufmerksam seinen Hals. Sein Gesicht war bleich vor Angst.
    Vor ein paar Tagen hatte er den schwarzen Fleck zum ersten Mal bemerkt. Er war direkt unter dem Haaransatz. Ich bin nicht krank, sagte Orazio voller Panik, ich will leben. Ich werde meinen Geschäften nachgehen wie immer, und wenn die Nacht lang ist und die Frauen freundlich, werde ich eine von ihnen mit nach Hause nehmen, denn seit die schöne Beatrice die Stadt verlassen hat, fühle ich mich einsam und sehne mich nach einem warmen Körper.
    »Du weißt, wo du mich findest, wenn du es dir anders überlegst«, hatte sie vor ihrer Abreise gesagt.
    Sie will sich vor der Krankheit in Sicherheit bringen, meine Schöne. Sosehr ich sie liebe, ich werde ihr nicht folgen. Ich werde nicht zulassen, daß sich meine Feinde wie Hyänen auf meinen Besitz stürzen, während ich wie ein alter Mann auf dem Land herumsitze und ignoriere, was um uns herum in der Welt passiert. Das bin ich nicht, das ist kein Leben für mich.
    Die Kirche wird die Seuche in den Griff bekommen. Ich habe meinen Teil gespendet, die Errichtung der neuen Basilika wird die himmlischen Mächte versöhnen. Der Glanz von Santa Maria della Salute wird die Seuche blenden. Die Pest ist eine Krankheit der Armen. Reiche Leute wie ich werden nicht befallen. Warum sagt Beatrice, ich solle mein Leben in Sicherheit bringen? Warum hat sie mich verlassen, statt diese schweren Zeiten an meiner Seite durchzustehen? Weiß sie denn nicht, daß Männer sich beweisen müssen, um in dieser Welt zu überleben?
    »Wie schlimm muß es noch kommen, bis du bereit bist, dein Leben zu ändern?« hatte sie gefragt.
    Ich mußte über ihre Worte lachen. So was konnte nur von einer Frau kommen.
    |220| »Du bist eine Frau, die Schönste, die meine Augen je erblicken durften«, hatte ich geantwortet, denn sie liebt Schmeicheleien, »aber was

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