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Traeum weiter Baby

Traeum weiter Baby

Titel: Traeum weiter Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Brown
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meiner Zigarette und jedem Schluck Kaffee kurz davor, es zu tun. Aber ich tat es nicht. Irgend etwas hielt mich zurück. Der Sand in meinen Schuhen und Saschas Heiratsantrag in meinem Ohr erschienen mir realer als der Schnee unter Moritz’ Hintern.
    »Alles o. k.?« wollte Sascha wissen.
    |229| Er war erstaunlich wenig nervös, wenn man bedenkt, daß ich den Stoff hätte entdecken können. Er war schließlich nicht besonders unauffällig versteckt. Vermutlich dachte Sascha, daß ich ihm in dem Fall schon längst eine satte Szene hingelegt hätte, die er problemlos wegbügeln könnte, weil ich ja so ein dummes Weichei war, immer bereit, meinem Herzbuben zu verzeihen. Aber diesmal wollte ich es ihm nicht so leicht machen.
    »Das wollte ich dich fragen«, konterte ich.
    »Wieso denn das?«
    Unser Sohn sitzt auf einem Haufen Schnee, der ein Skigebiet über die Sommersaison gebracht hätte, aber davon abgesehen ist alles o. k. Oder?
    »Wie war es denn gestern abend mit dem DJ«, fing ich an.
    Ich wußte selbst nicht mehr, was ich mir von einem Verhör versprach, weil inzwischen klar war, daß Sascha nicht vorhatte, freiwillig die Karten auf den Tisch zu legen und mich einzuweihen. Was hätte er auch sagen sollen? Ach übrigens, ich wollte dich und Moritz als Tarnung für meinen Deal benutzen, tut mir leid, Mel.
    »Tut mir leid, Mel«, sagte Sascha, »ich hätte anrufen sollen.«
    »Was war denn los?«
    »Ach, nichts Besonderes! Das Übliche. Viel Gequassel, laber, laber, du weißt schon.«
    Ich wußte es wirklich. Ich konnte es mir jedenfalls vorstellen. Sie testen den Stoff, sie reden über den Preis. Dann werden sie sich einig, und die Ware wechselt den Besitzer. Vielleicht fragt jemand interessehalber, wie sie transportiert werden soll. Das läuft glatt, sagt Sascha cool, ich hab die perfekte Tarnung, ein kleines Kind. Und ’ne Frau dazu, die sehr glaubhaft nach einer harmlosen Mami aussieht. Weil sie eine harmlose Mami ist! Ich merkte, wie die blanke Wut in mir hochstieg.
    |230| »Und, was machen wir jetzt«, wollte Sascha wissen.
    »Ich dachte, wir könnten Moritz einen Buggy kaufen«, sagte ich kampfeslustig, »er wird langsam zu groß für den Kinderwagen. Und außerdem sind Buggys hier billiger.«
    Sascha fuhr sich nervös durch die Haare. Er sah verdammt gut aus. Seine Mitgefangenen würden sich mit Jubelgeschrei auf ihn stürzen.
    »Das ist doch bescheuert! Dann müssen wir ja zwei Kinderwagen zurück nach München schleppen!«
    »Ach, ich hänge nicht an dem alten Teil, und Moritz auch nicht. Wir lassen ihn einfach hier.«
    Ich stand auf.
    »Na los, komm, Sascha! Es macht doch Spaß, für unser Baby zu shoppen!«
    Und noch viel mehr Spaß macht es, dich zappeln zu sehen.
    »Mel, bitte, laß uns nicht die letzten Stunden, die wir hier haben, mit so was verplempern!«
    Mel, bitte, mach jetzt nicht alles so kompliziert! Ich lächelte ihn versöhnlich an: »Na gut, dann bleib du hier. Ich gehe alleine.«
    Sascha stand auf und legte den Arm um mich.
    »Hey Baby! Ich hab eine viel bessere Idee!«
    Er nahm mein Gesicht in die Hände und küßte mich.
    »Komm doch mit mir nach oben! Ich hab was für dich, was es in keinem Geschäft gibt.«
    Er fuhr langsam mit einem Finger an meinem Hals entlang. Ein Schauer lief mir über den Rücken.
    »Jetzt?«
    »Ich hab Sehnsucht nach dir«, flüsterte er in mein Ohr, »ich will nicht warten, bis wir zu Hause sind.«
    Der Knast wird dein Zuhause sein. Ich werde die Polizei anrufen und dich verhaften lassen, während du noch deine Unterhose hochziehst. Ich stand auf.
    »Wir lassen Moritz solange hier bei der Babysitterin.«
    |231| Sascha guckte mich erschrocken an.
    »Nein! Nehmen wir ihn lieber mit nach oben!«
    »Wieso das denn? Die Frau kann wunderbar auf ihn aufpassen. Du hast doch selbst gesagt, ich soll nicht so ’ne Glucke sein!«
    Sascha gab sich geschlagen. Er sagte der Leihoma, daß sie die Rechnung fertigmachen und währenddessen auf Moritz aufpassen sollte. Dann nahm er mich bei der Hand und führte mich nach oben.
    Wir zogen uns eilig aus, und ich zelebrierte den Abschiedsfick von dem Mann, mit dem ich noch gestern den Rest meines Lebens hatte verbringen wollen. Beides war schneller vorbei, als ich gehofft hatte. Als wir uns wieder anzogen, kamen mir die Tränen. Sascha grinste.
    »Was ist los, Süße, war ich so schlecht?«
    »Ich will nicht zurück nach Hause«, schniefte ich.
    Sascha drückte mich fest an sich. Kein Mensch war mir jemals so nahe gewesen wie er.

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