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Traeum weiter Baby

Traeum weiter Baby

Titel: Traeum weiter Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Brown
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verstehst du von den Geschäften eines Mannes?«
    »Ich verstehe etwas vom Leben«, hatte das Weib geantwortet.
    Das war typisch Beatrice: Sie hatte ein loses Mundwerk!
    »Wenn du dein Leben nicht ändern willst, dann lebe es ohne mich«, hatte sie frech gesagt. »Es bricht mir das Herz, dich zu verlassen, aber ich werde dir nicht dabei zuschauen, wie du dich zugrunde richtest. Leb wohl, mein Geliebter!«
    Hätte ich mitfahren sollen? Alles hinter mir lassen? Nein, ich laufe nicht davon wie ein Hase. Ich, Orazio, kämpfe. Wenn es sein muß, bis zum bitteren Ende.
    Die Glocken schlugen wieder. Wach im Bett zu liegen und die Schläge der Kirchturmglocken zu zählen, ist ein Alptraum.
    Ich stand auf und ging auf Zehenspitzen ins Bad und schaltete das Licht an. Nachdem ich die Tür vorsichtig zugedrückt hatte, drehte ich das kalte Wasser auf und spritzte es mir ins Gesicht.
    Danach fühlte ich mich besser und hatte Lust auf eine Zigarette. Ich ging leise zurück ins Zimmer und tastete auf dem Fensterbrett nach dem Päckchen. Es war leer. Saschas Jacke lag auf dem Boden. Ich hob sie auf und durchsuchte die Taschen. In der einen waren unsere Wohnungsschlüssel und der Bund mit Schlüsseln für den Club, in der anderen sein Geldbeutel und ein Päckchen Zigaretten. Ich nahm es raus und holte mir aus der Minibar eine Cola und einen Schokoriegel. Mit diesem Morgensnack und meinem Buch bewaffnet, ging ich zurück ins Bad und setzte mich auf den Klodeckel.
    Ich zündete eine Zigarette an und fing an zu lesen.
    |221| Beatrice war inzwischen jede Lüsternheit samt ihrer Lebensfreude vergangen. Sie hockte in ihrem Landhaus und machte sich fürchterliche Sorgen um Orazio. Es ist unglaublich, wie Frauen sich von einem Mann herunterziehen lassen können. Aber das Problem war, daß Beatrice, die schöne, kluge Beatrice, Orazio liebte. Sie wollte ihn retten. Deshalb fuhr sie heimlich zurück in die Stadt und suchte den geliebten Dummkopf, der inzwischen dabei war, der Pest zu erliegen. Er war von seiner Dienerschaft aus Angst vor Ansteckung in ein Massenhospiz abgeschoben worden, wo er auf einer dreckigen Matte vor sich hin vegetierte. Um ihn herum siechende Leiber. Beatrice fand ihn gerade rechtzeitig, um ihm beim Sterben die Hand zu halten. Es war so herzzerreißend, daß ich noch eine Zigarette rauchen mußte. Als es draußen hell wurde, war Orazio tot.
    Ich duschte mich und streifte das Kleid von gestern abend über, das im Bad über dem Handtuchhalter hing.
    Als ich ins Zimmer kam, war Moritz schon wach und strahlte mich an. Sascha schlief noch. Er sah so friedlich aus. Das Meeting muß wirklich anstrengend gewesen sein, dachte ich, vermutlich war er deshalb auch gereizt gewesen, als er wiederkam. Ich mußte wirklich versuchen, alles zu vergessen und ihm wieder zu vertrauen.
    Damit Sascha nicht aufwachte, wickelte ich Moritz im Badezimmer auf dem Fußboden. Als der Kleine versorgt war, legte ich mein Ostergeschenk neben Sascha auf das Kopfkissen, dann legte ich Moritz in seinen Wagen und wollte ihn gerade aus dem Zimmer schieben, als mir auffiel, daß etwas anders war als sonst.
    Es war ein kaum wahrnehmbarer Unterschied, eine leichte Irritation. Wenn man etwas so oft gesehen hat wie ich das Bild von Moritz in seinem Kinderwagen, kennt man jedes Detail und registriert eine noch so kleine Veränderung. Die Matratze lag irgendwie anders als sonst. Einen Tick höher.
    |222| Ich hob Moritz wieder hoch und tastete mit meiner freien Hand unter die Matratze. Meine Finger stießen auf etwas, das sich anfühlte wie Plastik. Es war Plastik. Dünne Plastiktüten, mit weichem Sand gefüllt. Ich hob die Matratze hoch. Die Tüten waren voll mit Koks.
    Ich blieb wie festgewachsen stehen und starrte auf die Päckchen. Ich konnte nicht glauben, was ich da sah. So viel Kokain auf einem Haufen gab es nicht einmal im Film. Was für eine Osterüberraschung.

|223| dumm gelaufen
    Nur nichts anmerken lassen, dachte ich, während mir die Leihoma einen Caffè Latte nach dem anderen brachte.
    »Sono stanca«, sagte ich und hoffte, daß es bedeutete, daß ich müde war.
    Sie guckte mich mitleidig an und brabbelte irgendwas von Bambini, die einen nachts wach hielten, was mich nicht die Bohne interessierte. Mein Sohn war nicht das Problem. Das Problem war sein Vater, der ihm eine Ladung Kokain untergeschoben hatte. Ich wollte nur weg von hier. Schnell weg. Das ganze Zeug in den Kanal werfen und mit Moritz verschwinden, irgendwohin, wo ich Sascha nie

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