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Träum weiter, Liebling

Träum weiter, Liebling

Titel: Träum weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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kritisierte.
    Nach diesem Wochenende würde sie gehen. Er wusste nicht genau, wann. Er hatte sie nicht danach gefragt.
    Was, zur Hölle, wollte sie von ihm? Er hatte alles getan, um ihr zu helfen. Er hatte ihr sogar angeboten, sie zu heiraten! Wusste sie denn nicht, was ihn das gekostet hatte?
    »Kann ich was helfen?«
    Der Junge schien noch immer der Meinung zu sein, dass seine Mutter ihre Meinung ändern würde, wenn er so tat, als wäre Gabe sein bester Freund, aber da irrte er sich gewaltig. Nichts konnte ihre Meinung ändern. Sie war viel zu stur, zu verdammt dickschädelig, und glaubte, dass er einfach wieder Tierarzt werden könnte, nur weil sie es so wollte. Aber so funktionierte das nicht. Das war Vergangenheit, und es konnte nie wieder so wie früher sein.
    »Vielleicht später.« Er drückte das Brecheisen gewaltsam nach unten. Das alte Holz knackte, und die Splitter flogen nur so herum. Chip sprang zurück, wäre jedoch beinahe von einem großen Stück getroffen worden.
    Gabe warf das Brecheisen auf den Boden. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst weiter weggehen!«
    Der Junge griff vergebens nach seinem Hasen. »Du machst Tweety angst.«
    Es war nicht Tweety, dem er angst machte, und beide wussten es. Gabe hasste sich so sehr, dass ihm fast übel wurde. Er zwang sich, ruhig zu sprechen. »Da drüben liegen ein paar Bretter rum. Warum versuchst du nicht, damit was zu bauen?«
    »Hab keinen Hammer.«
    »Dann tu als ob.«
    »Du hast einen richtigen Hammer. Du tust nich‘ so.«
    »Weil... Na gut. Schau in meinen Werkzeugkasten. Da müsste noch ‘n Hammer drin sein.« Er machte sich wieder an die Arbeit.‘
    »Hab keine Nägel.«
    Gabe rammte das Brecheisen wütend unter die nächste Planke. Das Holz quietschte, und die Planke lockerte sich. »Du bist noch zu klein, um richtige Nägel benutzen zu dürfen. Tu einfach als ob.«
    »Du tust nich‘ so.«
    Gabe beherrschte sich mühsam. »Ich bin schließlich erwachsen.«
    »Du tust nich‘ so, als magst du mich.« Der Junge hämmerte auf ein kurzes Brett ein, das Gabe zuvor als Hebel benutzt hatte. »Mommy sagt, wir müssen trotzdem nach Flor’da.«
    »Da kann ich auch nichts machen«, fuhr Gabe ihn an, ohne auf seine erste Bemerkung einzugehen.
    Chip begann heftig auf das Brett einzuhämmern, wieder und wieder, scheinbar sinnlos, bloß um Lärm zu machen, wie es schien. »Du kannst doch was tun. Du bist groß.«
    »Na ja, bloß weil ich groß bin, heißt das noch lange nicht, dass ich immer das kriege, was ich will.« Das Gehämmer ging ihm allmählich auf die Nerven. »Nimm das Brett und geh damit in den Garten.«
    »Will aber hierbleiben.«
    »Das ist zu gefährlich.«
    »Ist es nich‘.«
    »Du hast mich gehört.« Wut erfüllte Gabe. Wut auf all die Dinge, die er nicht ändern konnte: Den Tod seiner Frau und seines Sohnes. Rachels Abschied. Das verhasste Autokino.
    Und diesen Jungen. Dieser sanfte kleine Junge, der wie ein Felsen zwischen ihm und dem einzigen Frieden stand, den er seit dem Verlust seiner Lieben gefunden hatte. »Hör mit dem verdammten Gehämmer auf!«
    »Du hast verdammt gesagt!« Der Junge schleuderte den Hammer zu Boden. Er traf den Rand des Bretts und katapultierte es durch die Luft.
    Gabe sah es kommen, konnte aber nicht schnell genug ausweichen, und es traf ihn am Knie. »Verflucht noch mal!« Er sprang einen Schritt vor, packte Chip am Arm und zerrte ihn hoch. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst aufhören!«
    Doch statt vor ihm zu zittern, trotzte ihm der Junge. »Du willst, dass wir nach Flor‘da gehen! Du tust nie so! Du hast gesagt, du tust‘s, aber du tust‘s nicht! Du bist ein verdammter Pisskopf!«
    Gabe holte aus und schlug dem Jungen mit der flachen Hand auf das Hinterteil.
    Ein paar Sekunden lang rührte sich keiner von beiden.
    Allmählich wurde sich Gabe des Brennens seiner Handfläche bewusst. Er blickte sie an, als ob sie nicht zu seinem Körper gehörte. »Jesus...« Er ließ den Arm des Jungen los. Seine Brust war wie zugeschnürt.
    Du bist so sanft, Gabe, der sanfteste Mann, den ich kenne.
    Chips Gesichtchen fiel auseinander. Seine kleine Brust hob sich krampfhaft, und er zog sich sichtbar in sich zurück.
    Gabe fiel auf ein Knie. »Oh Gott... Chip... Es tut mir leid. Es tut mir so leid.«
    Das Kind rieb sich am Ellbogen, obwohl es nicht der Ellbogen war, der ihm weh tat. Es wandte den Kopf zur Seite und zog die Unterlippe zwischen die Zähne. Es zitterte. Es blickte Gabe nicht an. Es blickte überhaupt nichts

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