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Träum weiter, Liebling

Träum weiter, Liebling

Titel: Träum weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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an, es versuchte, nicht zu weinen.
    Und in diesem Moment sah Gabe das Kind endlich als das, was es war, und nicht nur als einen Schatten von Jamie. Er sah einen tapferen, kleinen Jungen mit einem zerzausten braunen Haarschopf, knubbeligen Ellbogen und einem kleinen, zitternden Mund. Einen kleinen Jungen, der Bücher liebte und gerne etwas baute. Ein Kind, das weder teure Spielsachen noch die neuesten Videogames brauchte, sondern Freude dabei fand, zuzusehen, wie ein kleiner Spatz sich wieder erholte, oder Tannenzapfen zu sammeln und mit seiner Mutter auf dem Heartache Mountain zu leben, und der gerne auf der Schulter eines Mannes ritt und, wenn auch nur für einen kleinen Augenblick, so tun konnte, als hätte er einen Vater.
    Wie hatte er Chip und Jamie je auch nur für eine Sekunde durcheinanderbringen können? Jamie war Jamie, ganz er selbst, auf seine Weise einzigartig. Und das war auch dieser sensible kleine Junge, den er soeben geschlagen hatte.
    »Chip...«
    Der Junge wich zurück.
    »Chip, ich hab einfach die Beherrschung verloren. Ich war wütend auf mich selbst und hab‘s an dir ausgelassen. Das war falsch, und ich möchte, dass du mir verzeihst.«
    »Okay«, brummte Chip, der ihm überhaupt nicht verzieh, sondern nur von ihm weg wollte.
    Gabe ließ den Kopf hängen und starrte auf den Boden, doch der war verschwommen. »Ich hab keinen mehr geschlagen, seit ich ein Kind war.«
    Er und Cal hatten Ethan öfters verprügelt. Nicht weil er etwas getan hätte, sondern weil sie beide fühlten, dass er nicht so tough war wie sie, und das machte ihnen angst. Keiner von ihnen hätte gedacht, dass Gabe sich als Schwächling der Familie herausstellen würde.
    »Ich verspreche dir...« Er stieß die Worte an dem Riesenkloß vorbei, der ihm im Hals saß. »Dass ich dich nie wieder schlagen werde.«
    Chip wich vor ihm zurück. »Ich und meine Mom, wir gehen nach Flor‘da. Du musst nich‘ mehr so tun.« Mit einem unterdrückten Schluchzen rannte er ins Haus und ließ Gabe so allein zurück, wie er sich noch nie im Leben gefühlt hatte.
    Rachel sperrte die Tür zu Kristys Apartment zu und steckte den Zweitschlüssel in ihre Handtasche, dazu die zwei Bustickets, die Kristy gestern für sie auf die Küchenanrichte gelegt hatte, bevor sie und Ethan zu der Konferenz aufbrachen. Als Rachel zum Heartache Mountain zurückfuhr, ertappte sie sich dabei, wie sie versuchte, sich jede Straßenkrümmung, jede Baumgruppe, jede Blumenwiese einzuprägen. Es war bereits Samstag, und am Montag würde sie aus Salvation fortgehen. Noch länger zu bleiben wäre einfach zu qualvoll.
    Wenn sie das Vergangene hinter sich lassen wollte, dann musste sie sich auf die positiven Dinge konzentrieren, das wusste sie. Und schließlich verließ sie Salvation ja nicht mit leeren Händen. Edward war wieder gesund, sie hatte in Kristy eine Freundin gefunden, und für den Rest ihres Lebens besaß sie die Erinnerung an einen fast wundervollen Mann.
    Gabe erwartete sie auf der Veranda vor dem Haus. Siestellte den Escort in der Garage ab, und als sie auf ihn zuging, wurde ihr das Herz und jeder einzelne Schritt schwer. Wenn die Dinge doch anders sein könnten.
    Er saß auf der obersten Stufe, die Ellbogen auf die gespreizten Knie gestützt, die Hände leblos herunterhängend. Er sah so verzweifelt aus, wie sie sich fühlte. »Ich muss mit dir reden«, sagte.
    »Worüber?«
    »Über Chip.« Er blickte zu ihr auf. »Ich hab ihn geschlagen.«
    Das Herz setzte einen Schlag aus. Sie rannte die Stufen hinauf, doch er erwischte sie, bevor sie die Fliegengittertür öffnen konnte.
    »Es geht ihm gut. Ich - ich hab ihm einen Hieb auf den Po gegeben. Er war nicht so hart.«
    »Und du glaubst, das macht die Sache wieder gut?«
    »Nein, natürlich nicht. Er hat den Hieb durch nichts verdient. Ich habe noch nie - ich hab noch nie ein Kind geschlagen. Es -« Er wich einen Schritt zurück und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Gott, Rachel, ich hab einfach die Beherrschung verloren, und da ist‘s passiert. Ich hab mich bei ihm entschuldigt. Ich hab ihm gesagt, dass er nichts getan hat. Aber er versteht es nicht. Wie könnte er auch?«
    Sie starrte ihn an. Wie hatte sie sich so irren können? Trotz aller Warnsignale hatte sie sich irgendwie eingeredet, dass Gabe Edward nie weh tun würde. Aber er hatte es doch getan, und die Tatsache, dass sie die beiden nie hätte allein lassen dürfen, machte sie zur schlechtesten Mutter der Welt.
    Sie wandte sich von ihm ab und trat

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