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Träum weiter, Liebling

Träum weiter, Liebling

Titel: Träum weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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dass jemand - Rachel wahrscheinlich, da sie anscheinend nie Ruhe geben konnte - begonnen hatte, ihn wieder zu jäten.
    Ein schriller Schrei durchbrach die morgendliche Stille. Er kam von der Vorderseite des Hauses, und Gabe rannte mit wild hämmerndem Herzen um das Haus herum nach vorn. Diesmal musste es etwas Schlimmeres sein als nur ein hässliches Graffiti.
    Er blieb abrupt stehen, als er den Jungen allein am anderen Ende der Veranda stehen sah. Er hatte noch seinen Schlafanzug an und stierte starr vor Angst auf etwas hinunter, das Gabe von dort, wo er stand, nicht erkennen konnte.
    Gabe rannte wieder los und sah sofort, was Edward so erschreckt hatte. Eine kleine Schlange ringelte sich an der Hauswand.
    Er erreichte sie mit drei raschen Schritten. Blitzschnell schob er die Hand durchs Geländer und ergriff die Schlange, bevor sie fortkriechen konnte.
    Rachel kam aus der Tür gestürzt. »Edward! Was hast du? Was -« Sie sah die Schlange in Gabes Hand.
    Gabe betrachtete das zitternde Kind mit einem ungeduldigen Gesichtsausdruck. »Ist doch bloß eine harmlose Natter.« Er hielt dem Jungen die Schlange hin. »Siehst du den gelben Streifen auf ihrem Rücken? Wenn du den siehst, weißt du, dass sie dir nichts tut. Na komm, du kannst sie ruhig anfassen.«
    Edward wich kopfschüttelnd einen Schritt zurück.
    »Na los«, befahl Gabe. »Ich hab dir doch gesagt, sie tut dir nichts.«
    Edward schreckte noch weiter zurück.
    Rachel war sofort bei ihm und nahm ihn wie gewöhnlich in Schutz. »Ist schon in Ordnung, Süßes. Diese Nattern sind freundlich. Es gab eine Menge davon auf der Farm, auf der Mommy aufgewachsen ist.«
    Sie richtete sich auf und funkelte Gabe mit kalter Wut an. Dann riss sie ihm die Schlange aus der Hand und warf sie übers Geländer. »Siehst du. Wir lassen sie frei, damit sie ihre Familie wiederfinden kann.«
    Gabe bedachte sie mit einem vorwurfsvollen Blick. Sie würde nie einen Mann aus dem Jungen machen, wenn sie sich weiter wie eine Löwin vor ihn warf. Gabe hatte Jamie von klein auf mit Schlangen in Kontakt gebracht, hatte dafür gesorgt, dass er die harmlosen von den gefährlichen unterscheiden konnte, und er hatte es geliebt, sie anzufassen. Die Stimme seines Gewissens sagte ihm zwar, dass es ein Unterschied war, ob ein Kind mit Schlangen aufwuchs oder nicht, doch sein Sohn war tot, und er war taub für Vernunftgründe.
    Edward drückte sich an sie. Sie tätschelte seinen Kopf. »Wie wär‘s mit Frühstück, Mr. Frühaufsteher?«
    Er nickte an ihrem Bauch, und Gabe konnte kaum verstehen, was er sagte. »Pastor Ethan hat gesagt, ich muss heute zur Sonntagsschule kommen.«
    Rachel zog ein verärgertes Gesicht. »Ein andermal vielleicht.«
    Er hätte seinen Bruder ohrfeigen können, dass er dem Jungen diese Idee in den Kopf pflanzte. Ethan dachte keine Sekunde daran, was Rachel durchmachen müsste, wenn sie bei der Sonntagsmesse auftauchte.
    »Das hast du letzten Sonntag schon gesagt«, beschwerte sich Edward.
    »Komm, wir machen die neue Schachtel Cheerios auf.«
    »Ich will aber hingehen.«
    Gabe konnte es nicht länger ertragen, wie der Junge seiner Mutter widersprach. »Geh und tu, was deine Mutter sagt.«
    Rachel wirbelte zu ihm herum. Sie machte den Mund auf, um etwas zu sagen, klappte ihn dann jedoch wieder zu und drängte den Jungen ins Haus.
    Gabe mied alle beide, indem er einen langen Spaziergang in den Wald machte, bis er die Stelle fand, an der er sein kleines Tierrefugium gehabt hatte. Er hatte ein paar Käfige gebaut, als er zehn oder elf Jahre alt gewesen war, und sie benutzt, um darin verletzte Tiere gesund zu pflegen, die er selbst oder seine Freude fanden. Rückblickend wunderte er sich, wie viele davon er durchbringen konnte.
    Doch diese Erinnerungen machten ihn nur traurig. Jetzt wollte er nicht einmal mehr in der Nähe von Tieren sein. So viele Wesen hatte er heilen können, aber sich selbst konnte er nicht heilen.
    Im Moment wollte er weder Rachel noch dem Jungen gegenübertreten, also fuhr er in die Stadt, wo er sich einen Kaffee bei McDonald‘s holte. Danach fuhr er zu Ethans Kirche und parkte den Wagen an seiner gewohnten Stelle, einen Block entfernt. Er war die letzten paar Sonntage zur Messe gekommen, aber immer spät, immer in der letzten Reihe, so dass er früher gehen konnte und mit niemandem reden musste.
    Rachel hatte sich von Gott abgewandt, doch das war ihm nie richtig gelungen. Sein Glaube war nicht so stark wie der seines Bruders, und er hatte ihm auch nicht

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