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Träum weiter, Liebling

Träum weiter, Liebling

Titel: Träum weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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geholfen. Doch da war etwas, das er einfach nicht loslassen konnte.
    Obwohl ihm Ethan in letzter Zeit gehörig auf die Nerven ging, hörte er gern seine Predigten. Ethan war keiner von diesen rechthaberischen Klerikern, die Absolutismen hinausbrüllten und glaubten, den Schlüssel zur Himmelspforte zu besitzen. Ethan predigte Toleranz und Vergebung, Fairness und Mitgefühl - all das, was er Rachel verweigerte, wie Gabe klar wurde. Sein Bruder war nie ein Heuchler gewesen, und Gabe konnte das einfach nicht verstehen.
    Er ließ den Blick über die Kirchengemeinde schweifen und sah, dass er nicht der einzige Spätankömmling war. Kristy Brown drückte sich soeben in eine der hinteren Reihen, obwohl es schon nach dem Glaubensbekenntnis war. Sie trug ein knappes gelbes Kleidchen, und ihr Blick forderte geradezu heraus, doch zu wagen, deswegen etwas zu sagen. Er musste lächeln. Wie jeder andere in Salvation hatte auch er Kristy nie viel Aufmerksamkeit geschenkt. Doch nun war mit ihr zu rechnen. Und wie!
    Nach der Messe fuhr er zu Cals Haus und rief ihn an, um ihm zu sagen, dass er für eine Weile ausziehen würde. Als Cal das hörte, explodierte er.
    »Du ziehst mit der Witwe Snopes zusammen? Ethan hat mir schon erzählt, dass du dich mit ihr eingelassen hast, aber ich konnt‘s nicht glauben. Und jetzt lebst du auch noch mit ihr?«
    »Ganz so ist es nicht«, entgegnete Gabe, obwohl es durchaus so war. »Sie ist nur Zielscheibe für die Leute hier geworden, und ich glaube, dass sie sich in Gefahr befindet.«
    »Dann soll sich Odell darum kümmern.«
    Gabe hörte ein leises, mausähnliches Quieken im Hintergrund. Das musste seine Nichte, Rosie, sein. Rosie war ein wunderschönes Baby, voller Tatendrang und Ideen. Sein Hals wollte sich zuschnüren.
    »Schau, Gabe, ich hab mit Ethan geredet. Ich weiß, du hast eine Schwäche für verletzte Wesen, aber dieses verletzte Wesen ist eine Klapperschlange. Jeder, der nur fünf Minuten mit ihr zusammen war, weiß, dass du ein leichtes Opfer bist, wenn‘s um Geld geht und - he!«
    »Gabe?« mischte sich die Stimme seiner Schwägerin ein. Obwohl Gabe Dr. Jane Darlington-Bonner nur ein paarmal gesehen hatte, war sie ihm von Anfang an sympathisch gewesen. Sie war klug, selbstbewusst und anständig, genau das, was Cal brauchte.
    »Gabe, hör nicht auf ihn«, meinte Jane. »Und auch nicht auf Ethan. Ich mag die Witwe Snopes.«
    Gabe fühlte sich verpflichtet, sie auf das Offensichtliche hinzuweisen. »Das freut mich, aber du bist ihr nie begegnet, oder?«
    »Nein«, erwiderte seine Schwägerin in ihrer vernünftigen, praktischen Art. »Aber ich hab in ihrem schrecklichen Haus gelebt. Als Cal und ich all diese Probleme hatten - ich weiß, es klingt dumm, aber immer wenn ich in ihrem Zimmer oder im Kinderzimmer war, hab ich diese komische Verbundenheit mit ihr gespürt. Das restliche Haus, alles, kam mir irgendwie krank vor, bis auf diese beiden Zimmer, die waren irgendwie rein und gut. Ich hab immer gedacht, dass das von ihr gekommen sein muss.«
    Er hörte seinen Bruder im Hintergrund verächtlich auflachen.
    Gabe lächelte. »Rachel ist alles andere als eine Heilige, Jane. Aber du hast recht. Sie ist ein guter Mensch, und sie macht ‘ne harte Zeit durch. Versuch, mir Big Brother eine Weile vom Hals zu halten, ja?«
    »Ich werd‘s versuchen. Viel Glück, Gabe.«
    Er rief noch ein paar andere Leute an, einschließlich Odell Hatcher, räumte dann die verderblichen Sachen aus dem Kühlschrank in eine Tüte und machte sich auf den Rückweg zum Heartache Mountain. Es war bereits Nachmittag, als er seinen Wagen neben der Garage abstellte. Die Fenster des Häuschens standen offen und die Vordertür ebenfalls, doch weder der Junge noch Rachel waren drinnen.
    Er trug die Lebensmittel in die Küche und räumte sie in den Kühlschrank. Als er sich umdrehte, sah er den Jungen in der Hintertür stehen. Er war so leise aufgetaucht, dass er ihn nicht gehört hatte.
    Gabe musste daran denken, wie Jamie immer in ihr großes altes Farmhaus in Georgia gestürzt war, die Tür hinter sich zuknallend und irgendwas brüllend, zum Beispiel, dass er einen besonderen Regenwurm gefunden hatte oder irgendein Spielzeug kaputtgegangen war und repariert werden musste.
    »Ist deine Mutter draußen?«
    Der Junge blickte zu Boden.
    »Antworte bitte, Edward«, sagte Gabe beherrscht.
    »Ja«, murmelte der Junge.
    »Ja, was?«
    Der Junge zog die Schultern vor und blickte nicht auf.
    Das Kind brauchte eine härtere Hand,

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