Traeum weiter, Mann
sollte er sich geistreich erkundigen, wie es Steff bei ihrer Freundin ergangen ist.
Plötzlich steht Steff auf.
»Haben Sie schon mal Yoga gemacht?«, fragt sie und sieht ihn dabei unternehmungslustig an.
»Yoga ...?«
»In Australien habe ich mit einer Yogalehrerin zusammen gewohnt. Die hat mir ein paar tolle Übungen gegen Rückenprobleme verraten.«
»Australien?«, wiederholt Heiner überfordert.
»Ja, da habe ich doch ein dreiviertel Jahr gelebt. Habe ich Ihnen das nicht erzählt?« Steff fasst sich verwirrt an den Kopf. »Ach Quatsch, nein, darüber habe ich heute Morgen nur mit Gerald gesprochen.«
Heiners Lächeln gefriert. Sie verwechselt ihn ausgerechnet mit dem Psycho-Makler.
Steff winkt lächelnd ab und stellt sich feierlich in die Mitte des kleinen Raums. »Jedenfalls, wenn Sie mögen, kann ich Ihnen ein paar Übungen zeigen.«
»Jetzt? Hier?«
»Klar. Ich kenne ein paar ganz einfache Tricks, dann sind Sie Ihre Rückenschmerzen im Nu los.«
Heiner sieht Steff wenig begeistert an.
Steff grinst. »Sie glauben mir nicht, was?«
Heiner hebt nur die Achseln – und zuckt sofort zusammen. Die Schmerzen sind noch da, was auch Steff mit mitfühlender Miene bemerkt.
»Soll ich Ihnen mal was zeigen?«
Zu seiner Überraschung schiebt sie seine Unterwäsche und seine Hemden auf dem Boden mit dem Fuß achtlos zur Seite. Dann zieht sie ihre Sneaker aus und setzt sich auf den Teppich.
»Ich mache jetzt seit einem Jahr regelmäßig Yoga. Das hat mich nicht nur mental weitergebracht. Ob Sie’s glauben oder nicht, ich bin seitdem nie mehr krank gewesen. Und Rückenprobleme habe ich schon gar nicht.«
Als Beweis beugt sie den Oberkörper mit durchgedrückten Knien nach unten und presst beide Handflächen auf den Boden.
»Na, kriegen Sie das auch hin? Das nennt man den Hund .«
Heiner staunt. Mit offenem Mund und großen Augen glotzt er auf ihre Brüste, die sich deutlich unter dem T-Shirt abzeichnen. Er schluckt.
»Oder hier, das können Sie bestimmt auch nicht. Meine Freundin Kate nannte diese Stellung The Flying Dragon .«
Steff legt sich jetzt vor Heiner auf den Boden, stützt sich auf ihre angewinkelten Hände und stemmt ihren Unterleib so sehr nach oben, dass ihr Rücken eine runde Brücke bildet.
»Cool, oder? Aber glauben Sie mir, ein bisschen Übung und Sie können das auch«, sagt Steff leicht außer Atem.
Heiner nickt mechanisch und kann nicht anders, als Steff dabei zwischen die weit geöffneten Beine zu starren.
Ein Glück, dass er noch auf dem Bett sitzt. So merkt Steff hoffentlich nicht, dass er eine Erektion hat. Sicherheitshalber verschränkt Heiner beide Arme zusätzlich vor seinem Schoß und nickt Steff mit einem leicht verkniffenen Lächeln zu.
Plötzlich klopft es wieder. Im selben Moment geht die Tür auf, und Schöning kommt herein, in der Hand zwei Gläser.
»Hallo Heiner, ich –«
Er stockt – und sieht fassungslos zu Heiner und Steff hinunter.
10
Rote Grütze mit Schlagsahne
Gerald versucht, sich etwas abzulenken. Am weiß lackierten Türrahmen fallen ihm einige Riefen im Lack auf, an einer Stelle entdeckt er die übermalte Nut einer dicken Schraube, was hat die mal gehalten? Vollkommen unwichtig. Gerald stellt sich nur eine einzige Frage: Wie hat es dieser Zwerg Deuters bloß geschafft, dass sich Steff so vor ihm räkelt? Zum Glück ist sie angezogen, das erleichtert ihn etwas. Steff steht auf und läuft rot an, eine blonde Haarsträhne ist ihr in die Stirn gefallen. Sie hat Ränder um die Augen. Geht es ihr nicht gut?
»Ich habe Herrn Deuters eine Yoga-Übung gezeigt«, stammelt sie entschuldigend.
Und ausgerechnet jetzt muss er beruflich nach Dänemark, so ein Mist! Wenn er Pech hat, wird sich Steff als Krankenschwester bei Deuters einquartieren, ohne dass er etwas dagegen machen kann. Jetzt muss er schnell sein, schneller als je zuvor.
»Hast du einen Moment für mich?«, bittet er Steff.
Steff nickt Deuters freundlich zu. »Entspannen Sie sich gut.«
»Gute Besserung, Heiner«, ruft Gerald fröhlich. Deuters zieht sich die Decke bis zum Hals und schaut ihnen mit kranken, bösen Kaninchenaugen hinterher.
Gerald schließt die Tür und geht mit Steff über den leicht muffigen Flur mit dem roten Bastteppich nach nebenan auf sein Zimmer. Der Raum liegt um diese Zeit im Schatten und ist wenig einladend. Nichts liegt herum, außer seinen vier riesigen Koffern neben dem Bett. Gerald stellt die Gläser und die Weinflaschen auf das kleine Tischchen unter dem
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