"Träume aus 1001 Nacht" 6
immerhin der Königsfamilie von Manasia an. Sie hingegen war die Tochter eines einfachen Bankangestellten.
„Ihr Amerikaner habt eine so romantische Vorstellung von Liebe und Ehe. Arrangierte Ehen können viel dauerhafter sein. Und mit deinen siebenundzwanzig Jahren wird es auch allmählich Zeit zu heiraten“, scherzte er.
„Achtundzwanzig. Würdest du wirklich auch nach einer Scheidung noch mit mir zusammenarbeiten wollen?“
„Ich sehe keinen Grund, warum wir das beenden sollten. Wir arbeiten sehr gut zusammen.“
Er ging hinüber zu seinem Schreibtisch und schaute in seinen Terminkalender. „Elise müsste ein paar Termine verlegen, aber ich denke, wir sollten es schaffen, noch vor Freitag verheiratet zu sein. Mannering soll ab Montag alles Nötige in die Wege leiten. Ich hoffe, er bringt dieses Mal alles auf die Reihe.“ Er schaute sie an. „Ist das okay für dich?“
Er sah sie eindringlich an. Und zum wiederholten Mal stellte Molly fest, dass er ein unglaublich gut aussehender Mann war.
„Bei dir weiß ich wenigstens, dass du nicht hinter meinem Geld her bist und mir nicht ewige Liebe schwörst. So, und jetzt will ich endlich deine Antwort hören, Molly. Du weißt, ich habe nicht viel Zeit.“
Sie schluckte. „So einfach geht das nicht; ich muss darüber nachdenken.“ Die Vorstellung, Kaliq zu heiraten, war so absurd, dass sie ein wenig Bedenkzeit brauchte.
„Gut, Molly. Ich verstehe das. Bis Montag also.“
Molly zögerte, sie wünschte sich fast, er würde noch etwas sagen, aber er schien ihre Bitte, die Entscheidung zu vertagen, akzeptiert zu haben, denn er wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Unterlagen auf seinem Schreibtisch zu.
Molly blieb noch einen Augenblick lang stehen, versuchte, das Gehörte zu verdauen. „Heirate mich“, dieser Satz hallte laut in ihrem Kopf wider. Was sollte sie tun?
2. KAPITEL
Molly schlief nur wenig in dieser Nacht. Sie warf sich von einer Seite auf die andere und versuchte, die Vor- und Nachteile einer Ehe mit ihrem Boss gegeneinander abzuwägen. Sie hatte seit Wochen ihren Umzug an die Westküste der USA geplant. Genau genommen seit dem Tag, an dem sie erfahren hatte, dass Chad verheiratet war. Sie hatte bereits mit dem Packen begonnen, hatte eine Umzugsfirma beauftragt und ihrer Mitbewohnerin erklärt, dass sie am Monatsende ausziehen würde.
Und nun hatte sie die Möglichkeit, sich für eine andere Alternative zu entscheiden.
Sie versuchte, sich ein Leben als Ehefrau von Kaliq bin Shalik vorzustellen, aber es gelang ihr einfach nicht. Sie hatte nicht den familiären Hintergrund, um sich in der Welt der Reichen zu bewegen. Sie hatte ihn ganz gut in seinen Eigenschaften als Chef kennengelernt, aber wie er privat war, davon wusste sie nichts.
Dennoch war der Vorschlag auch faszinierend. Er war ein aufregender Mann, das musste sie sich eingestehen.
Natürlich war nicht zu erwarten, dass Kaliq die Rolle des liebenden Vaters übernehmen würde. Aber sie fand es rührend, dass er bereit war, zumindest nach außen als der wirkliche Vater aufzutreten.
Als verheiratete Frau brauchte sie nicht zu befürchten, dass Chad irgendwann erfuhr, dass sie ein Kind von ihm bekam. Und womöglich in der Erziehung des Kindes würde mitsprechen wollen. Das fehlte ihr gerade noch! Das war ja auch der Hauptgrund dafür gewesen, dass sie ans andere Ende des Kontinents hatte ziehen wollen. Dort hätte sie unbemerkt ein neues Leben anfangen können.
Völlig durcheinander beschloss sie schließlich, früh aufzustehen. Sie duschte und zog Jeans und ein weiches Sweatshirt über. Das lange Haar band sie zu einem Pferdeschwanz zusammen. Nach dem Frühstück setzte sie sich an ihren Schreibtisch und zeichnete eine Tabelle mit den Argumenten für und gegen eine Heirat mit Kaliq.
Aber es fiel ihr schwer, sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren; immer wieder hatte sie das Bild ihres Chefs vor Augen. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als sie sich vorstellte, wie es sein würde, ihm am Frühstückstisch gegenüberzusitzen.
Und wie würde es sein, ständig an gesellschaftlichen Großereignissen mit ihm teilzunehmen?, überlegte sie. Er war oft eingeladen, zu Eröffnungen in Galerien und Museen, hatte Freunde unter den Vorstandschefs aller wichtigen Unternehmen des Landes. Er hatte sogar Kontakte zum englischen Hochadel. Über was sollte sie sich mit Mitgliedern des Hochadels unterhalten? Sie war schlecht in Small Talk. Geschäftsbesprechungen gingen noch, sogar mädchenhafte
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