"Träume aus 1001 Nacht" 6
angefangen hatte, für ihn zu arbeiten, war Kaliq noch mit dem bekannten Supermodel aus England verheiratet. Sabrina war eine wunderschöne, elegante Frau gewesen, hatte sich jedoch als äußerst geldgierig und untreu erwiesen. Und Kaliq hatte sich schließlich vor drei Jahren von ihr scheiden lassen.
Danach hatte er sich nie wieder wirklich auf eine Frau eingelassen, soviel sie wusste, sondern hatte sich nur mit Frauen amüsiert, wie er das nannte. Und mit so mancher Bemerkung hatte er ihr zu verstehen gegeben, dass er nicht viel von dem sogenannten schwachen Geschlecht hielt.
„Hat es etwas mit deiner Arbeit hier zu tun?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich glaube, es ist Zeit für eine Veränderung. Ich muss weg aus New York.“ Sie rieb die Handflächen gegeneinander und versuchte, ruhig zu bleiben.
„Warum? Ist dir New York zu teuer? Brauchst du mehr Geld?“
Molly warf ihm einen fast beleidigten Blick zu. „Nein. Wenn dem so wäre, würde ich dir einfach all meine Aktivitäten des vergangenen Jahres auflisten und für sich sprechen lassen.“
Angesichts ihres Temperamentsausbruchs konnte er ein Lächeln nicht unterdrücken. „So aufmüpfig kenne ich dich ja gar nicht. Ich hoffe, ich habe dich immer wissen lassen, wie sehr ich deine Arbeit schätze, Molly.“
Ein Gefühl der Wärme durchflutete sie. Sie lächelte ihn erfreut an. Natürlich hatte er sich hin und wieder bedankt, aber so deutlich ausgesprochen hatte er es noch nie. Aber dazu waren sie vermutlich immer zu sehr beschäftigt gewesen.
„Allerdings ist der Zeitpunkt für deine Kündigung nicht gerade günstig. Eigentlich ist er sogar katastrophal.“
„Da kann ich nichts machen. Ich reiche formell meine Kündigung ein, daran ist nicht zu rütteln. Ich höre in zwei Wochen auf zu arbeiten.“
„Hast du schon einen neuen Job?“
„Noch nicht. Ich gehe erst einmal nach Kalifornien, dann sehe ich weiter.“
Er erhob sich und baute sich vor ihr auf. „Ich will jetzt wissen, was wirklich los ist. Du ziehst ans andere Ende des Landes, ohne Job, ohne Familie. Was soll das Ganze? Ich finde, du schuldest mir eine Erklärung.“
Gab es überhaupt etwas, was sie irgendeinem Mann schuldete? Molly spielte mit ihren Fingern und überlegte, ob sie ihm die tatsächliche Situation offenbaren sollte. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass ihr Leben so weitergehen könnte wie bisher.
„Ich bin schwanger“, platzte sie heraus.
Er antwortete nicht, sondern schaute sie intensiv an.
„Lebt der Vater nicht in New York?“, wollte er dann wissen.
„Oh, doch“, erklärte sie bitter.
„Warum willst du dann weg?“
„Weil er verheiratet ist. Diese Kleinigkeit hat er mir nämlich vorenthalten. Ich will diesen Menschen nie mehr wiedersehen. Ich habe beschlossen, mir ein neues Leben aufzubauen, so weit weg von New York wie möglich.“ Sie presste den Mund zu einem schmalen Strich zusammen.
„Ist das nicht ein wenig drastisch? Hier hast du deine Freunde, deinen Job. In Kalifornien kennst du niemanden.“
„Ich komme zurecht. Ich habe Geld gespart, und außerdem finde ich schnell wieder eine Arbeit.“
„Aber du kannst ihm doch auch so aus dem Weg gehen. New York ist groß.“
„Ich weiß nicht. Das Leben in der Stadt ist für Kinder nicht ideal. In Kalifornien würde ich in einem schönen Küstenort wohnen, wo es gute Schulen gibt, und außerdem könnte ich mir ein kleines Haus am Meer leisten.“
„Du willst das Kind auf jeden Fall behalten?“
Molly nickte. Trotz ihrer Wut auf Chad freute sie sich auf das Baby; eine Veränderung ihrer Lebenssituation mochte sich auf Dauer gesehen sogar positiv auswirken. Sie hatte keine Familie mehr. Wenn das Kind da war, würde sie endlich nicht mehr allein sein.
„Wer ist der Vater?“
„Irgendein Typ.“
„Ich vermute, dieser Chad, der hier mehrfach angerufen hat, oder? Weiß jemand von deiner Beziehung zu ihm?“
Molly war verwundert, dass er das bemerkt hatte. „Ich mochte ihn einmal sehr gern. Aber er hat mich schrecklich hintergangen. Hat mir vorgelogen, wie sehr er mich liebt und dass ich alles für ihn bin! Ich hätte nicht auf ihn hereinfallen dürfen!“
„Er weiß von dem Baby und hat dich dennoch im Stich gelassen?“
„Nein, und er soll es auch nie erfahren“, erklärte Molly tapfer. „Ich weiß selbst, dass ich eine Idiotin war und glaubte, dass er mich liebt. Aber von hier wegzugehen ist wirklich das Beste für mich und das Kind.“ Sie erhob sich und ging zur Tür.
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