"Träume aus 1001 Nacht" 6
Freunde? Und wie war es geschehen, dass sie sich auf eine Affäre mit einem verheirateten Mann eingelassen hatte? Ihm war es ganz recht, dass sie keine romantischen Gefühle in Bezug auf ihn hatte.
Er heiratete sie aus rein wirtschaftlichen Überlegungen. Und wenn sie alles bestens arrangiert hatten und auch das Baby auf der Welt war, konnten sie wieder ihr normales Leben aufnehmen.
Entschlossen wandte er sich wieder seiner Arbeit zu. Es gab noch einige geschäftliche Angelegenheiten, die er dringend erledigen musste. Am Montag würde er Elise alle Termine für die Woche absagen lassen, die nicht gerade dringend waren. Jetzt zählten nur noch die wichtigen Vertragsabschlüsse, die wegweisend für das nächste Jahrzehnt seiner Firma sein würden. Er musste dafür bestens vorbereitet sein. Und dann musste die Hochzeit arrangiert werden.
Er seufzte. Eigentlich hätte er gerne den Tag mit Molly verbracht, statt zu arbeiten. Aber dafür war ja noch Zeit genug, wenn sie erst einmal verheiratet waren, sagte er sich.
Als Molly am Montagmorgen die Firma betrat, wurde sie sofort von allen Mitarbeitern umringt. Man beglückwünschte sie zu dem großen Ereignis. Kaliq schien die Belegschaft bereits umfassend informiert zu haben.
„Vielen Dank.“ Sie lächelte höflich, als zwei Sekretärinnen sie mit Fragen bombardierten.
„Wie ist das denn passiert?“
„Wann hat er dir den Heiratsantrag gemacht?“
„Wo werdet ihr nach der Hochzeit leben?“
„Wirst du weiterarbeiten?“
Monique, eine junge Mitarbeiterin, die erst seit wenigen Monaten für die Firma arbeitete, war besonders neugierig.
„Du hast ja noch gar keinen Verlobungsring!“ Shelly war ein wenig enttäuscht. „Na ja, vermutlich lässt Kaliq einen teuren Diamanten aus dem Familientresor einfliegen“, seufzte sie hingerissen. „Ach, ich wünschte, ich wäre an deiner Stelle. Das klingt so märchenhaft!“
Molly versuchte, ihre Rolle als glückliche Verlobte so gut wie möglich zu spielen. Das war gar nicht so einfach, aber es musste sein.
„Ich zeige euch meinen Ring, wenn ich ihn habe, ja? Wir werden nach der Hochzeit auch irgendwann alle zusammen auf das große Ereignis anstoßen. So, und jetzt muss ich wieder an die Arbeit.“ Mit einem Lächeln verschwand sie in Richtung ihres Büros.
Elise erwartete sie mit einem mitfühlenden Lächeln. „Es tut mir leid, ich glaube, ich habe diesen Aufruhr ausgelöst. Ich habe mich so gefreut, als Kaliq mir das von eurer Hochzeit erzählte, dass ich das an Betty in der Personalabteilung weitergegeben habe. Leider habe ich nicht daran gedacht, was für ein Plappermaul sie ist.“
„Ist schon in Ordnung. Bitte sag allen, dass ich mich über die Glückwünsche freue, dass wir uns aber auf unsere Arbeit konzentrieren müssen.“
„Nun, Kaliq hat mir aufgetragen, mich zu erkundigen, wie man in New York am schnellsten heiraten kann.“ Elise lachte. „Er hat gedroht, dass ihr sonst nach Las Vegas fliegen würdet.“
„Na, was für wunderbare Aussichten“, alberte Molly herum. „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als von einem Elvis-Imitator getraut zu werden.“
Sie ging in ihr Büro und überlegte, wie es wohl sein mochte, wenn man den Tag der Hochzeit nicht mehr erwarten konnte. Sie hatte noch vor ein paar Wochen gehofft, dass sie und Chad es vielleicht sehr eilig hätten haben können, unter die Haube zu kommen. Aber da hatte sie auch noch Illusionen gehabt.
Ihre jetzige Heirat war ein Geschäft. Eine simple Zeremonie im Rathaus sollte genügen.
Was Kaliq wohl seinen Eltern erzählen würde? Ihre Eltern waren ja leider früh gestorben. Ob er ihnen überhaupt von der Hochzeit erzählte?
„Guten Morgen, Molly.“ Kaliq betrat lächelnd ihr Büro. „Frank LeBec von der Hafenarbeitergewerkschaft müsste in circa zehn Minuten hier sein. Es sind einige neue Forderungen aufgestellt worden. Phil und Josh kommen auch. Mir wäre es ganz recht, wenn du auch an der Sitzung teilnehmen könntest. Elise hat bereits alles im Konferenzraum vorbereitet. Gibt es noch etwas zu LeBec, das ich noch wissen sollte? Du hast ihn ja schon kennengelernt, ich nicht.“
„Er stellt sich gern in den Mittelpunkt, hat Minderwertigkeitsprobleme, weil er keine Universitätsausbildung hat. Er ist ein ziemlich harter Verhandlungspartner, mag keine Kompromisse.“
Ihre Stimme verriet nichts davon, wie sehr seine Gegenwart sie durcheinanderbrachte.
Kaliq seinerseits schien damit keine Probleme zu haben. Ihn interessierte
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