Traeume Aus 1001 Nacht Band 04
noch mühsam unter Kontrolle halten.
Im nächsten Moment gab er sie frei und trat einen Schritt zurück. „Wir müssen miteinander reden.“
Anna lachte bitter auf. Sie war also immer noch die Frau, der man nicht trauen konnte. „Müssen wir?“
„Anna, was Ihre Freundin gesagt hat, ändert alles. Das verstehen Sie doch auch?“
„Ja, aber inwiefern ändert sich etwas für mich?“ Sie wandte sich ab. Dabei hätte sie am liebsten die Arme nach ihm ausgestreckt.
„Sie können der Presse nicht mehr ausweichen und nach Frankreich fliegen, Anna.“
Feindselig starrte sie ihn über die Schulter an. „Warum nicht?“
„Sie sind dort draußen, Anna. Sie haben Sie gesehen, Sie wissen, wer Sie sind. Sie werden Sie nicht in Ruhe lassen, bevor Sie nicht eine weitere Story aus Ihnen herausgepresst haben.“
„Und wessen Schuld ist das? Wollen Sie behaupten, es war nicht Ihr Bruder, der die Meute über unsere bevorstehende Ankunft informiert hat?“
„Nein. Es stimmt, Jaf hat das getan. Es tut mir leid. Wir hofften, ein letztes Mal von Ihrer Anwesenheit zu profitieren, um Yusuf weiter in seinem Glauben zu bestärken, Safiyah sei meine Tochter. Aber jetzt ist die Lage noch verzweifelter.“
„Aber Lisbet hat Ihnen eigentlich nichts Neues gesagt.“
„Doch, schon“, widersprach er. „Können wir uns noch einmal setzen?“
Es war mehr ein Befehl als eine Frage. Anna fröstelte und schaltete die Gasheizung im Kamin an, bevor sie sich in einen der Sessel setzte. Scheich Gazi setzte sich ihr gegenüber. Eine Zeit lang starrte er nachdenklich in die Flammen, die um die künstlichen Kohlen herumflackerten.
Anna betrachtete sein Gesicht. Es drückte ebenso Sensibilität wie Willenskraft aus. Im Schein des Feuers wirkte es sehr markant. Offensichtlich verbarg sich hinter der Fassade des Playboys ein Mann, der durchaus die Härten des Lebens kannte und sich selbst eiserne Selbstbeherrschung abverlangte, wenn er es für nötig hielt. So wie offenbar in diesem Augenblick.
Scheich Gazi hielt den Blick immer noch auf die Flammen gerichtet, während er langsam zu sprechen begann. „Ramiz Bahrami war seit meiner Kindheit ein enger Freund von mir. Seine Familie gehört zu einem der ältesten Stämme im Norden des Landes. Sein Vater zog in die Hauptstadt, um dem König zu dienen. Ramiz und ich gingen zusammen zur Schule, und später zur Universität. Er ist ein enger Vertrauter des Prinzen Karim.“
Gazi löste den Blick vom Kamin und richtete ihn auf ihr Gesicht. Es lag so viel Schmerz in seinen Augen, dass sie unwillkürlich voller Mitgefühl war.
„Meine Schwester Nadia und Ramiz verliebten sich ineinander. Sie hätte sich keinen besseren Mann aussuchen können. Erst als Ramiz bei meinem Vater um Nadias Hand anhielt, erfuhren wir alle zu unserem Entsetzen, dass dieser bereits Yusuf zu ihrem Mann bestimmt hatte. Wie gesagt, versuchte ich, meinen Vater davon abzubringen. Niemals sonst habe ich mich so erbittert mit ihm gestritten. Doch er gab nicht nach. Ramiz ist ein moderner Moslem, mit Hochschulabschluss und politischem Ehrgeiz. Yusuf dagegen ist ein Moslem der alten Schule, weltfremd und fanatisch. Seinen Söhnen eine moderne Erziehung und Bildung angedeihen zu lassen war für meinen Vater eine Sache, seine Tochter einem solchen Mann zur Frau zu geben, eine völlig andere.“
Er schwieg und starrte wieder in die Flammen.
„Wie hat Ramiz darauf reagiert?“, fragte Anna vorsichtig.
„Sie waren beide sehr verzweifelt und wandten sich an Prinz Karim. Er hat ebenfalls versucht, meinen Vater umzustimmen, aber selbst ein Prinz darf in einer solchen Angelegenheit einem Vater nicht dreinreden. Ramiz wollte mit ihr fliehen. Ich hätte ihnen dabei geholfen, aber Nadia wurde sehr religiös erzogen. Sie fand es richtiger, meinem Vater zu gehorchen, trotz allem. Außerdem war ihr klar, dass Ramiz’ politische Karriere dadurch zerstört worden wäre.“
Scheich Gazi seufzte schwer. „Sie sagte also Nein. Ich habe das sehr bedauert, dennoch wusste ich, sie hatte recht.“
Wenn er versuchte, sie mit dieser Geschichte auf seine Seite zu bringen, dann würde ihm das gelingen. Anna war tief gerührt.
„Vor der Hochzeit verließ Ramiz das Land. Prinz Karim war freundlich genug, ihn mit einem Auftrag zu betrauen, der ihn dazu zwang. Er kehrte erst wieder zurück, als Yusuf und Nadia nach London gezogen waren.“
„Hat er inzwischen geheiratet?“, fragte Anna leise.
Er wandte den Kopf und sah sie an. „Nein. Er hat
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