Traeume Aus 1001 Nacht Band 04
sie mit sich auf eine Limousine zu, die mit geöffneter Tür am Straßenrand auf sie wartete.
Anna blickte wild um sich. Wenn sie jetzt fortrannte, wohin sollte sie sich wenden? Die Reporter wären ihr sofort auf den Fersen. Was sollte sie ihnen sagen? Scheich Gazi hatte mächtige Freunde. Anna fühlte sich wie ein erbärmlicher Feigling, als sie ins Auto stieg. Scheich Gazi folgte ihr, zusammen mit einem der Männer aus ihrer Eskorte. Die anderen beiden setzten sich vorne neben den Fahrer. Eine Sekunde später fuhren sie los, fort von den Reportern.
„Wie haben die von unserer Ankunft erfahren?“, fragte sie Scheich Gazi noch einmal.
„Einen Moment noch“, antwortete er und wandte sich an einen der Männer. „Gibt es Neuigkeiten?“
Der Mann schüttelte den Kopf. Er sah jünger aus als Scheich Gazi al Hamzeh, aber ihre Gesichtszüge ähnelten sich. „Immer noch keine Spur von ihr. Als ob sie sich in Luft aufgelöst hätte, Gazi. Yusuf behauptet, nichts zu wissen, und ohne Gewaltanwendung bringen wir sicher nichts aus ihm heraus.“ Jetzt blickte er Anna an. „Hi, Anna“, sagte er mit einem herzlichen Lächeln. „Ich bin Jafar. Meine Freunde nennen mich Jaf.“
„Guten Tag.“ Misstrauisch blickte sie von einem zum anderen.
„Jafar ist mein Bruder“, erklärte Gazi.
„Es ist großartig, dass Sie mitspielen, Anna“, sagte Jaf. „Wir wissen das zu schätzen.“
Anna erwiderte sein Lächeln nicht. „Danken Sie Ihrem Bruder“, meinte sie trocken. „Ich bin nicht gefragt worden.“
Erst als sie das viktorianische Haus erblickte, in dem sie wohnte, wagte sie aufzuatmen. Offenbar hielt Scheich Gazi sein Versprechen und brachte sie nach Hause.
Natürlich warteten auch hier ein paar Reporter und bestürmten sie mit Fragen, als sie auf die Haustür zugingen. Anna suchte in ihrer Handtasche nach dem Hausschlüssel, doch sie fand ihn nicht. Verzweifelt durchsuchte sie sie noch einmal, als Gazi ihren Schlüssel plötzlich in der Hand hielt und die Tür öffnete.
Jafar hatte also ihm den Schlüssel gegeben und ihr nur ihre Handtasche mit dem Pass.
Sie gingen hinein, und nachdem sie den Paparazzis die Tür vor der Nase zugeschlagen hatten, streckte Anna die Hand aus. „Mein Schlüssel, bitte.“
Entschlossen sah sie Gazi in die Augen und wartete, bis er ihr den Schlüssel in die Hand legte. Als sie die Wohnungstür öffnete, klingelte das Telefon. Anna ging sofort hinein. Ihr Apartment war ein lang gestreckter Raum mit großen Fenstern an beiden Enden. Eine Hälfte diente ihr als Wohnzimmer, mit Kamin, Sofa und Sesseln, die andere als Studio.
Anna sah sich um und versuchte, sich zurechtzufinden. Sie fühlte sich merkwürdig fremd, als würde sie aus einer anderen Welt zurückkehren.
„Hallo, mein Name ist Gabriel Da Souza, Reporter bei der ‚Sun‘ …“, hörte sie die Stimme vom Anrufbeantworter.
Anna ignorierte die Nachricht und ging zum Couchtisch. Die ganze Post der vergangenen Woche lag dort ausgebreitet, außerdem mehrere handschriftliche Nachrichten von Reportern. Mit gerunzelter Stirn überlegte Anna, wie das alles dort hingekommen war. Da hörte sie jemanden aus der Küche kommen. Sie wirbelte herum. Ihr Herz raste.
„Hi!“, sagte Lisbet. „Ich habe uns Kaffee gemacht. Jaf hat gemeint, wir hätten sicher Lust auf eine Tasse.“
Lisbet saß neben Anna auf dem Sofa. Sie kickte ihre Schuhe fort, schob unter Jafs interessiertem Blick ihre langen Beine hinter Annas Rücken und nahm die Tasse, die Anna ihr reichte.
„Wirklich, mir ist das alles ein Rätsel“, sagte sie zu Anna. „Du fragst mich, was passiert ist? Nichts. Absolut nichts. Ein Taxi kam, jemand stieg aus, du stiegst ein. Das Taxi fuhr los. Cecile und ich mussten ein paar Minuten auf das nächste warten. Das war alles, was ich wusste, bis jemand mich am Sonntagmorgen in aller Herrgottsfrühe anrief und fragte, ob das Anna Lamb sei auf dem Foto in der ‚Sun‘. Ich sagte, das könntest unmöglich du sein. Als Nächstes erzählte mir Alan, du hättest ihn angerufen.“
Jaf beugte sich vor. „Sie sagten, jemand stieg aus dem Taxi. Haben Sie die Person genau gesehen?“
Lisbet verzog nachdenklich das Gesicht. „Wir standen ja auf der anderen Straßenseite, und ich habe auch wirklich nicht darauf geachtet.“ Sie schüttelte den Kopf.
„Versuchen Sie, sich zu erinnern. War es eine Person, oder ein Paar?“
Lisbet schloss die Augen und konzentrierte sich. „Eine Person – ganz in Schwarz, aber nachts im
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