Traeume Aus 1001 Nacht Band 04
entsetzlich, dass Anna nicht wusste, wie sie damit fertig werden sollte. Sie presste eine Hand auf die Stirn, hinter der es wieder schmerzhaft zu pochen begonnen hatte. „Woher kam dieses Baby? Warum haben Sie behauptet, wir seien verheiratet?“
„Aus dem gleichen Grund, aus dem Sie so getan haben, als würden Sie mir glauben.“
„Nein!“, schrie sie auf. „Nein! Sie wissen genau, dass …“ Erneut brach sie ab. Es war sinnlos. „Was bedeutet das alles? Warum tun Sie das?“
„Die Antwort wissen Sie besser als ich.“
Entrüstet entgegnete Anna: „Wie konnten Sie wagen, mir so etwas anzutun! Mich total verwirren, als ich gerade eine Gehirnerschütterung hatte! Behaupten, ich hätte eine Amnesie? Was in aller Welt wollen Sie von mir? Warum nur haben Sie behauptet, es sei mein Baby?“
„Weil man als Ehemann in solch einer Situation Rechte hat, die andere nicht haben.“
„Sind Sie der Vater des Babys?“
Er zögerte, als überlegte er, wie viel er preisgeben sollte. „Nein“, antwortete er schließlich. „Nadia ist meine Schwester.“
„Wieso war ich dann mit ihrem Kind in der Klinik? Haben Sie es mir untergeschoben?“
„Ich bestimmt nicht. Das ist es ja, was ich von Ihnen wissen will. Ich fand Sie zusammen mit dem Kind.“
Verwirrt schüttelte Anna den Kopf. „Ich verstehe das nicht. Woher wissen Sie denn, dass es das Kind Ihrer Schwester ist?“
„Wegen des Muttermals. Es ist das Zeichen der al Hamzehs.“ Als wäre das eine Erklärung wies er mit einer knappen Geste auf sein umschattetes Augen.
Anna richtete sich kerzengerade auf. „Wollen Sie damit sagen, dass Sie ein Baby und eine Ihnen völlig fremde Frau über mehrere Zeitzonen hinweg entführt haben, einzig und allein wegen eines Muttermals?“, rief sie ungläubig.
„Bei Nadia hatten die Wehen eingesetzt, und sie war auf dem Weg in die Klinik, als sie verschwand. Wenige Stunden später sind Sie in einer anderen Klinik in der Nähe aufgetaucht, zusammen mit einem Baby, das das Zeichen der al Hamzehs trägt.“
„Wie konnten Sie so sicher sein, dass ich nicht tatsächlich die Mutter des Babys bin? Die Schwestern sagten alle, es sei mein Baby. Gibt es wirklich niemanden auf der ganzen Welt mit einem ähnlichen Muttermal?“
„Die Schwestern wussten sehr gut, dass es nicht Ihr Baby ist. Sie hatten auf Ihrem Krankenblatt einen entsprechenden Vermerk gemacht. Sie können ihn lesen, wenn Sie möchten. Man wollte Sie zur Beobachtung in der Klinik behalten und die Polizei einschalten.“
Anna war fassungslos. „Aber warum haben die Schwestern dann … Ich habe ihnen gesagt, dass mein Baby tot ist, und sie haben gesagt, nein, hier ist Ihr Baby, es lebt!“
Er hob nur die Schultern.
„Aber wenn Sie wussten, dass ich nicht Safiyahs Mutter bin, warum haben Sie sich dann die Mühe gemacht, mich hierher zu verschleppen? Warum haben Sie nicht einfach nur das Baby genommen?“
„Ich wollte Informationen von Ihnen. Aber Sie waren nicht in dem Zustand …“
„Informationen? Worüber?“, unterbrach sie ihn.
„Darüber, wie Sie Safiyah an sich gebracht haben.“
Es war nicht zu fassen! „Wie hätte ich das denn tun sollen?“, fragte Anna entrüstet. „Was unterstellen Sie mir? Dass ich Nadia überfallen habe, als sie in den Wehen war, und sie irgendwohin geschleppt habe, um ihr ihr Baby zu stehlen, sobald es auf der Welt war?“
„Das wäre eine Möglichkeit. War es so?“
„Oh, vielen Dank. Langsam wird mir alles klar“, rief Anna zornig. „Ohne den geringsten Beweis unterstellen Sie mir, ich hätte ein Baby entführt. Sie nehmen sich das Recht, mich wie eine Kriminelle zu behandeln. Natürlich schulden Sie mir nicht den geringsten Respekt. Sie schulden mir gar nichts. Denn Sie haben ja einen Verdacht, und der wiegt schwerer als alles andere. Habe ich Sie so weit richtig verstanden?“
Zumindest verstand sie jetzt die merkwürdigen Fragen, die er ihr zuvor gestellt hatte. Plötzlich befielen sie schreckliche Zweifel, was ihren Geisteszustand betraf. War sie vielleicht tatsächlich verrückt geworden vor Kummer über den Verlust ihres Sohnes? Konnte es sein, dass sie eine so ungeheuerliche Tat, wie er sie ihr unterstellte, wirklich begangen und danach verdrängt hatte? War das womöglich sogar der Grund für ihren Gedächtnisverlust? Nein! Das war unmöglich!
„Und was, glauben Sie, soll ich mit Nadia getan haben?“
„Das ist eine der Antworten, die ich von Ihnen haben will“, erwiderte er.
Anna sprang auf.
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