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Traeume Aus 1001 Nacht Band 04

Traeume Aus 1001 Nacht Band 04

Titel: Traeume Aus 1001 Nacht Band 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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Gazi telefonierte gerade. Er versuchte, zur barakatischen Botschaft in London durchzukommen. „Ja, heute werde ich wirklich darauf bestehen … Warum antwortet denn niemand?“ Gazi lauschte der Ansage auf dem Anrufbeantworter. „Es ist Mittagszeit in London, wo sind sie denn alle? Oh, natürlich!“ Er schlug sich an die Stirn. „Heute ist Freitag, alle sind in der Moschee.“ Er unterbrach die Verbindung.„Ich versuche es später noch einmal.“
    „Freitag?“ Anna konnte kaum glauben, dass tatsächlich schon fast eine ganze Woche verstrichen war.
    „Das Freitagsgebet ist für einen gläubigen Moslem unerlässlich. Es ist mein Fehler. Ich hätte daran denken müssen.“
    Bestimmt hatte er daran gedacht. Eine Stunde zuvor hatte er mit dem gesamten Personal das Haus in einem Van verlassen, alle in ihrem besten Sonntagsstaat. Sie war mit Safiyah eine Stunde lang sich selbst überlassen gewesen. Dann war Gazi mit der Kinderschwester allein zurückgekehrt.
    „Sind Sie deshalb vorhin alle zusammen weggefahren?“, fragte sie. „Weil Sie zur Moschee wollten?“
    „Ja, jeder in meinem Haus, der es wünscht, hat das Recht, an diesem Tag zur Moschee gebracht zu werden. Es ist zu weit, um zu Fuß zu gehen. Danach gehen sie alle zu ihren Familien nach Hause. Wir beide werden heute Abend im Hotel essen.“
    Kurz darauf ging Anna in ihr Badezimmer und goss etwas von dem Badeöl mit dem köstlich würzigen Duft ins Badewasser. Nach dem Bad wählte sie ihre Garderobe besonders sorgfältig aus. Schließlich entschied sie sich für ein Gewand aus weich fließender Seide mit meerblauer Perlenstickerei an Brust und Ärmeln. Ihre winzigen Ohrstecker und ihre Ringe aus Silber waren alles, was sie an Schmuck hatte, aber es passte wenigstens dazu. Ihre Sandaletten waren aus blauem Leder, und um ihre Schultern lag eine Stola aus blauer Gaze.
    Es war noch früher Abend, als sie mit Gazi den Sportwagen bestieg, der vor der Haustür wartete. Gazi fuhr ein Stück die Straße hinauf zum Hotel Daud, wo sie in luxuriöser Umgebung auf einem Balkon mit einem herrlichen Ausblick aufs Meer das Abendessen einnahmen.
    In der Ferne sah man die Lichter der Stadt glitzern, der Himmel war samtschwarz, und man hörte das Rauschen der Brandung in der Dunkelheit.
    Eine junge Frau sang Liebeslieder, und das Essen war köstlich. Anna hatte das Gefühl zu träumen, und der Traum handelte fast ausschließlich von Gazis Lippen, Gazis Augen. Sein Blick lag auf ihr. Sie lächelte, legte den Kopf zurück und entblößte ihren schlanken Hals, und wusste ganz genau, wie sehr ihn das erregte. Doch statt ihr Lächeln zu erwidern, presste er die Lippen fest zusammen.
    „Was für eine schöne Melodie“, sagte Anna träumerisch. „Erklären Sie mir den Text?“
    „Das Lied handelt von einem Mann, der sich weigert, in die Falle zu gehen, die eine Frau für ihn ausgelegt hat“, antwortete Gazi. „Eine Frau, die er begehrt, der er aber nicht traut. Sie kleidet sich in die schönsten Gewänder und Juwelen, sie parfümiert sich das Haar, sie schenkt ihm ihr schönstes Lächeln, bis er vor Leidenschaft fast den Verstand verliert. Aber er kann ihren Verlockungen nicht nachgeben.“
    Die Stimme der Sängerin nahm einen ekstatischen Klang an, fast wie bei einer Frau, die sich ihrem Geliebten hingibt.
    „Warum?“, fragte Anna. Ihre Augen, groß und so dunkel wie der Nachthimmel, waren voller Verheißungen.
    „Weil sie eine Betrügerin ist“, sagte er knapp.
    Anna fühlte sich wie gebannt unter Gazis Blick. „Und was geschieht dann?“
    „Er will sie dazu zu bringen, dass sie ihm ihren Verrat eingesteht“, erwiderte Gazi leise. „Er wird so tun, als liebe er sie, bis sie ihm alles gesteht.“
    „Und da nennt er sie eine Betrügerin?“
    „Es ist ein Lied über einen Mann, der sich selbst belügt. Er macht sich etwas vor. Er wird nicht aus dem Grund mit ihr schlafen, den er vorgibt, sondern weil sie es geschafft hat, ihn zu verführen – bevor er überhaupt anfangen konnte, sie zu verführen.“
    Das Lied war zu Ende, und die Gäste applaudierten.
    „Sie sind schön, Anna“, sagte Gazi rau. „Sie verlocken mich mit Ihren Blicken, Ihrem Lächeln. Ich liege nachts wach und wünsche mir, ich könnte glauben, es sei ungefährlich für mich, eine Affäre mit Ihnen zu haben. Aber es wird nicht dazu kommen, Anna. Sie werden es nicht schaffen.“
    Als er von Gefahr sprach, glaubte Anna, er meinte die Gefahr, sich in sie zu verlieben. Aber seine Stimme und sein

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