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Traeume Aus 1001 Nacht Band 04

Traeume Aus 1001 Nacht Band 04

Titel: Traeume Aus 1001 Nacht Band 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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meine Schwester, die Mutter von Safiyah, ist verschwunden. Das wissen Sie schon. Meine Familie und ich machen uns große Sorgen um sie. Wenn Sie gestatten, erzählen ich Ihnen Nadias Geschichte von Anfang an.“ Er wartete ihr Nicken ab, bevor er weitersprach. „Vor drei Jahren verkündete mein Vater, dass er einen Ehemann für meine Schwester gefunden habe. Bis zu diesem Moment hatte niemand von uns geahnt, dass er so etwas auch nur in Erwägung ziehen würde. Noch überraschter waren wir, als wir erfuhren, welchen Mann er auserwählt hatte, Yusuf Abd ad Darogh. Meine Schwester hegte keinerlei Sympathie für ihn. Sie flehte meinen Vater an, sie zu verschonen.“
    „Oh“, murmelte Anna betroffen.
    „Ich versuchte, meinen Vater zu überzeugen, aber mein Vater war sehr konservativ. Was immer wir auch sagen mochten, wie unglücklich Nadia auch war, sie wurde mit Yusuf verheiratet.“
    Er senkte den Kopf und starrte in seine Tasse. Die Bitterkeit und Trauer in seiner Stimme waren Anna nicht entgangen, doch sie unterdrückte ihr Mitgefühl.
    „Yusufs Arbeit zwang ihn, nach Europa zu gehen“, erzählte Gazi weiter. „Er arbeitet bei einer großen barakatischen Firma. Er und Nadia zogen also nach London. Ich selbst und einer meiner Brüder sind oft in London. Natürlich haben wir sie dort immer besucht. Im ersten Jahr schien die Situation für sie nicht ganz und gar unerträglich zu sein. Aber immer mehr Zeit verging, ohne dass Nadia schwanger wurde. Wir hatten den Eindruck, dass Yusuf ihr deswegen Vorhaltungen machte und dass sie immer unglücklicher wurde.“
    Mit großen Augen hörte Anna ihm zu. Es war offensichtlich, dass er seine Schwester sehr liebte.
    „Dann, endlich, wurde Nadia schwanger. Aber Yusuf schien keineswegs zufrieden zu sein. Es wurde für uns immer schwieriger, zu erfahren, wie es Nadia wirklich ging. Immer wieder wurden Entschuldigungen vorgeschoben, dass ein Besuch im Moment gerade nicht gelegen käme, oder dass Nadia gerade nicht ans Telefon kommen könne. Wenn wir sie besuchten, konnten wir niemals mit Nadia allein sprechen. Auch am Telefon nicht.“
    Anna schauderte. „Sie muss sich entsetzlich hilflos gefühlt haben“, sagte sie.
    „Bestimmt, aber wenn es so war, dann konnte sie es niemals zum Ausdruck bringen.“
    Scheich Gazi hielt inne und räusperte sich. „Schließlich starb mein Vater, und Nadia und Yusuf kamen zur Beerdigung her. Hier in Barakat ist außerhalb der Moschee nicht einmal ein Kopftuch üblich, außer vielleicht bei den ganz frommen, älteren Frauen. Nadia aber war die ganze Zeit von Kopf bis Fuß in Schwarz gehüllt, nicht ein einziges Haar war zu sehen. Das ist nach unseren Maßstäben wirklich extrem, und Nadia hätte das niemals freiwillig getan. Yusuf muss sie dazu gezwungen haben.“
    Nach einem Moment fuhr er fort: „Kurz danach, als sie wieder in London waren, bekam Nadia ernste schwangerschaftsbedingte Beschwerden, so ernst, dass sie nicht telefonieren konnte. Jedenfalls behauptete das Yusuf.“ Ein Ausdruck von Bitterkeit und Schuldbewusstsein lagen auf seinem Gesicht. „Nach dem Tod meines Vaters war ich sehr damit beschäftigt, seinen Nachlass zu ordnen, und mein Bruder und ich waren wochenlang nicht in London. Eines Tages wurde uns klar, dass wir seit fast zwei Monaten nicht mehr mit Nadia gesprochen hatten.“
    Anna hörte angespannt zu.
    „Wir wussten, es war sinnlos, es telefonisch zu versuchen. Yusuf würde uns nur wieder abwimmeln. Letzte Woche am Freitag flogen wir nach London und gingen unangemeldet zu ihrer Wohnung. Wir fanden Yusuf auf der Straße. Er rannte wie verrückt hin und her und schrie wie ein verwundetes Tier, Nadia sei verschwunden. Er sagte, ihre Wehen hätten kurz zuvor angefangen. Er sei zur Garage gegangen, um den Wagen zu holen, und als er zum Tor gefahren sei, habe es offen gestanden und Nadia sei fort gewesen. Das war alles, was er uns sagte.“
    „Glauben Sie, er hat Sie belogen?“, flüsterte Anna.
    „Das kann man nicht wissen“, erwiderte Gazi. „Es wäre möglich, dass man ihn von unserer Ankunft rechtzeitig informiert hat und dass er uns etwas vorgespielt hat. Aus welchem Grund hätte Nadia ausgerechnet in einem solchem Moment fortlaufen sollen? Sie wollte doch sicher schnellstmöglich in eine Klinik, um ihr Baby sicher zur Welt zu bringen.“
    „Und Sie meinen nicht, dass sie vielleicht so verzweifelt war, dass ihr Flucht in diesem Augenblick als einziger Ausweg erschien?“, sagte Anna ruhig.
    Gazi stützte die

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