Traeume Aus 1001 Nacht Band 04
Ellenbogen auf die Knie und senkte den Kopf. „Möglich, dass es so war. Aber jetzt sehen Sie doch ein, was für eine bedeutende Rolle Sie dabei spielen, nicht wahr? Sie sind unser einziger Hinweis, unsere einzige Verbindung zu Nadia. Die Frage ist, wie kam es dazu, dass man Sie zusammen mit Nadias Baby in einem Taxi fand? Die Antwort darauf würde uns weiterhelfen.“
Anna sah Gazi schweigend an. In diesem Augenblick fühlte sie sich stärker zu ihm hingezogen als je zuvor. Aber sie musste einen klaren Kopf behalten und das konnte sie nur, wenn sie Abstand wahrte. „Danke für diese Erklärung. Aber ich nehme an, es ist immer noch nicht die ganze Geschichte.“
„Wie kommen Sie darauf?“ Nur ganz kurz flackerte wieder Misstrauen in seinen Augen auf. Sie hatte also recht.
„Nehmen Sie es mir nicht übel, aber es kommt mir merkwürdig vor: Sie durchkämmen also die Straßen von London auf der Suche nach Ihrer schwangeren Schwester, und wie es der Zufall will, stoßen Sie dabei auf die Unfallambulanz des Royal Embankment Hospitals. Habe ich das so weit richtig verstanden?“
Gazi sah sie unwillig an. „Ich hatte etwas im Radio gehört, das mich veranlasste zu glauben, ich würde Nadia und ihr Baby dort finden. Stattdessen fand ich Sie in der Klinik.“
„Im Radio?“, wiederholte Anna ungläubig.
„Ja, im Radio. So eine alberne Bemerkung, die lustig sein sollte: ‚Mutter, Baby und Taxifahrer sind alle wohlauf und so weiter …‘“
„Na schön, Sie haben mich also gefunden. Und Sie haben ein Baby gefunden, von dem Sie sofort überzeugt waren, dass es nur Nadias sein konnte. Und was taten Sie dann? Die Polizei rufen? Das Sorgerecht für das Baby beantragen, um es nach Hause zu bringen? Mitnichten. Sie kidnappen mich und dieses Baby, von dem Sie glauben, dass es Ihre Nichte ist, und schaffen uns sofort nach Barakat. Dafür reicht mir Ihre bisherige Erklärung einfach nicht aus. Ich glaube nämlich, dass selbst ein Mann mit so weitreichendem Einfluss, wie Sie ihn zweifelsohne haben, nicht so ohne Weiteres riskiert, mit den Gesetzen zweier Länder in Konflikt zu kommen, wenn er nicht einen gewichtigen Grund dafür hat.“ Entschieden fuhr sie fort: „Es sei denn, Ihre Frauenverachtung geht so weit, dass Sie einfach vergaßen, dass Safiyah und ich auch Rechte haben. Sie verurteilen Ihren Schwager dafür, dass er Ihre Schwester wie eine Gefangene hielt, aber ist Ihnen vielleicht aufgefallen, dass Sie hier und jetzt genau das Gleiche mit mir tun?“
„Ich halte Sie nicht wie eine Gefangene!“, rief Gazi wütend.
„Wie soll man das sonst nennen?“, erwiderte Anna, ebenso aufgebracht. Ob es wohl klug war, ihn so zu provozieren? Viel sicherer wäre es wohl gewesen, ihn glauben zu machen, sie verstünde ihn, und auf alles, was er von ihr verlangte, einzugehen. Aber dazu war es jetzt zu spät. „Warum sagen Sie mir nicht endlich die Wahrheit, Scheich Gazi?“
„Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt.“ Sein Blick war hart. „Sie aber haben immer noch keine plausible Erklärung dafür geliefert, wie Sie zu dem Baby meiner Schwester gekommen sind!“
„Und Sie haben noch keinen überzeugenden Beweis dafür geliefert, dass das Baby tatsächlich das Ihrer Schwester ist!“
„Es kann gar nicht anders sein. Mein Bruder ist in London geblieben und stellt Nachforschungen an. Wenn eine Frau ihr Baby als vermisst gemeldet hätte, dann hätte er das herausgefunden.“
„Wie wollen Sie so genau wissen, dass nicht eine ehemalige Freundin von Ihnen entbunden und das Kind einfach verlassen hat? Und ich habe es dann im Taxi gefunden.“
„Das ist doch lächerlich.“ Gazis Gesicht war zu einer grimmigen Maske geworden. „Das Baby befand sich in einer Tasche, die ganz offensichtlich für eine Krankenhausentbindung gepackt worden war. In der Tasche, die inzwischen aus der Klinik geholt wurde, befanden sich außerdem Dinge, die eindeutig meiner Schwester gehören.“
„Also gut, gehen wir davon aus, dass Safiyah das Baby Ihrer Schwester ist. Was für einen Verdacht haben Sie denn in Bezug auf mich? Ihre Leute haben seit einer Woche den Schlüssel zu meinem Apartment“, sagte Anna kühl. „Meinen Sie nicht auch, sie hätten etwas finden müssen, was mich mit Ihrer Schwester in Verbindung bringt, wenn es so etwas gäbe?“
Gazi holte tief Luft und versuchte, nicht die Beherrschung zu verlieren. „Wie auch immer. Es ist schwer vorstellbar, dass Sie mit alldem überhaupt nichts zu tun haben. Das sehen Sie doch
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