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Traeume aus der Ferne

Traeume aus der Ferne

Titel: Traeume aus der Ferne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Liebert
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Hals stecken. Da Kathrin mich noch immer nicht ansah, musste ich mir nicht einmal ein höfliches Lächeln abringen. Zu sehr stürzte mich ihre Aussage in Verwirrung, ließ mein Herz höher schlagen und mir das Blut in den Kopf steigen.
    War sie sich überhaupt im klaren darüber, was sie da sagte? Wollte sie nur höflich sein, oder flirtete sie tatsächlich mit mir? Ich schloss nun ebenfalls die Augen, ließ meinen Kopf nach hinten sinken, wo er sich an die Couchlehne schmiegte. Interpretierte ich zu viel in diese Aussage, weil ich wollte, dass es etwas bedeutete, dass ICH ihr etwas bedeutete? Oder war es für sie nur ein netter Plausch, eine Floskel, ohne tiefere Bedeutung?
    »Habe ich etwas Falsches gesagt?« Ich spürte auch mit geschlossenen Augen, dass sie mich nun ansah. Ganz leicht hob ich meine Lider, blinzelte sie an. Sie hatte sich zu mir gedreht, ein Bein angewinkelt auf der Couch, ihre Hand locker auf der Lehne, ganz nah neben meinem Kopf.
    »Nein, ganz und gar nicht.« Nun brachte ich tatsächlich mühelos ein Lächeln zustande. Es rührte mein Herz, wie diese Frau, die mich kaum kannte, nervös mit ihrem Weinglas spielte, während sie mich immer wieder verlegen anschaute. Gerade noch wirkte sie souverän und tough, und jetzt war sie eine zerbrechliche und unsichere junge Frau.
    Ich drehte meinen Kopf in ihre Richtung, öffnete die Augen nun ganz. »Ich genieße den Abend auch sehr«, sagte ich und ärgerte mich im gleichen Moment über die geringe Aussagekraft meiner Worte.
    Sie stellte das Weinglas auf den Tisch und rückte dann noch ein Stück näher an mich heran. Nun berührte die Hand neben mir mein Haar, begann die einzelnen Strähnchen nachzuziehen, meine Haare mit den Fingern zu umspielen.
    »Ich . . . ich weiß gar nicht mehr, wie . . . ich bin ziemlich . . . außer Übung . . . fürchte ich«, stotterte sie verlegen. Ich fühlte mich ebenso unsicher wie sie, schließlich hätte man das zwischen uns eine romantische Stimmung nennen können, und ich wollte doch nicht mehr romantisch sein.
    Doch ohne eine Sekunde zu zögern, wies ich meine Anti-Romantik-Stimmungsmacher in die Schranken. Meine Augen krallten sich an Kathrins Hand, die in ihrem Schoß lag, fest, langsam und vorsichtig folgte meine Hand meinem Blick, und ich streichelte sie liebevoll.
    Ich konnte spüren, wie unruhig Kathrin wurde, wie ihre Hand an meinem Haar immer selbstbewusster wurde, wie sie mit ihren Augen mein Gesicht betrachtete.
    Als sich unsere Blicke trafen, vergaß ich alles um mich herum. Es gab nur noch diese wundervoll glänzenden Augen und die Frau, die mich so zärtlich mit ihnen ansah.
    »Ich werde dich jetzt küssen«, flüsterte sie und näherte sich mit ihrem Mund meinen Lippen. Ich wartete sehnsüchtig auf diese Berührung und doch traf mich diese unbeschreibliche Zärtlichkeit, mit der sie mich küßte, völlig unerwartet. Ein Glück, dass ich saß, denn meine Knie waren inzwischen butterweich, meine Hände zitterten, und ich spürte eine leichte Gänsehaut, die meinen ganzen Körper überzog.
    Erschrocken zuckte ich zusammen, als das Telefon läutete. Doch diesmal klang das Klingeln nicht so schrill wie vorher. Wie ich bald merkte, lag es daran, dass es nicht das Telefon, sondern ihr Handy war. Wie von der Tarantel gestochen löste sie sich von mir und warf einen Blick auf ihr Handy, das auf dem Tisch vor uns lag. »Entschuldige, aber das ist sehr wichtig!« teilte sie mir mit und marschierte mit dem Telefon am Ohr aus dem Zimmer.
    Ich war fassungslos.
    Wie konnte sie in dieser Situation ans Telefon gehen? Wie konnte sie mich einfach so sitzenlassen für . . . für einen Anruf, der wahrscheinlich mit ihrer Arbeit zu tun hatte?
    Wahrscheinlich war es wieder dieser Mike, der wegen des Meetings nicht lockerließ. Und sie hatte nichts Besseres zu tun, als ranzugehen? Fast wäre ich wieder auf diese einlullende Romantik reingefallen. Doch diesmal kam der Weckruf noch rechtzeitig, ich würde nicht noch einmal die zweite Geige im Leben einer Frau spielen, die nur ihre Arbeit im Kopf hatte.
    Energisch sprang ich auf, schüttete dabei den Rotwein über den Tisch, lief aber unbeeindruckt davon Richtung Ausgang.
    Kathrin hatte sich in die Küche zurückgezogen. Die Tür war geschlossen, was mir gerade recht war, denn so konnte ich mich unbemerkt auf den Heimweg machen.
    »Heute ist Donnerstag, wir sollten uns schon mal die Unterlagen für den Monatsabschluss zusammensuchen«, stellte meine Kollegin Ariane

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