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Traeume aus der Ferne

Traeume aus der Ferne

Titel: Traeume aus der Ferne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Liebert
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versperrte mir die Sicht.
    Etwas in mir zögerte, einfach einzusteigen und ins Wochenende zu springen. Es war eindeutig eine weibliche Stimme gewesen, und ich könnte ja zumindest mal meine Hilfe anbieten. Unschlüssig starrte ich meinen Autoschlüssel an, bevor ich mir nach einer Minute Bedenkzeit einen Ruck gab.
    »Brauchen Sie Hilfe?«
    An ihrem Gesichtsausdruck sah ich, dass Kathrin Oswald ebenso überrascht war, mich zu sehen, wie umgekehrt.
    »Ich brauche ein Wunder, keine Hilfe«, sagte sie scherzhaft. Aber dann wurde sie wieder ernst. »Verstehen Sie was von Autos?«
    Ich musste leider den Kopf schütteln. Inzwischen stand ich neben ihr, und wir blickten beide vollkommen ahnungslos den Motor an.
    »Ein letzter Versuch. Dann rufe ich die Werkstatt an. Ausgerechnet heute. Ich hatte mich so auf ein ruhiges Wochenende gefreut – und nun das.« Sie schüttelte traurig den Kopf. »Entschuldigen Sie«, unsere Blicke trafen sich, als sie den Kopf hob und weiterredete, »das interessiert Sie sicher nicht wirklich. Sie freuen sich bestimmt auch auf Ihre verdiente Erholung.«
    Es war ein netter Versuch, mir zu zeigen, dass ich meine Schuldigkeit getan hatte und nun beruhigt losfahren konnte.
    »Ach, den einen Versuch will ich jetzt auch noch miterleben, wenn ich schon mal da bin«, antwortete ich leichthin. Kathrin, wie ich sie in Gedanken nannte, lächelte mich dankbar an. Für dieses Lächeln würde ich noch viel mehr tun, schoss es mir durch den Kopf.
    Der Motor heulte, sprang aber nicht an.
    »Könnte die Batterie leer sein?« fragte ich.
    »Danke, dass Sie mich nicht fragen, ob noch Benzin im Tank ist, ich komme mir so schon dämlich genug vor. Sie haben vermutlich recht. Es klingt ganz nach Batterie. Warum bin ich da nicht gleich draufgekommen!«
    Ich fuhr meinen Wagen neben ihren, wir legten das Überbrückungskabel an, und der Wagen startete tatsächlich.
    Kathrin ließ den Motor sicherheitshalber laufen, sprang aber wie ein kleines Kind aus dem Auto und umarmte mich. »Sie haben mir das Wochenende gerettet!«
    Vollkommen verwirrt von dieser herzlichen Berührung stand ich mit offenem Mund da und schwieg. Ihr Körper lag in meinen Armen. Dieser Satz lief wie eine Eilmeldung immer wieder vor meinem inneren Auge ab: Ihr Körper lag in meinen Armen.
    »Ich . . . es tut mir leid«, stammelte Kathrin. »Das war . . . wohl etwas überschwänglich. Ich bin eigentlich nicht so impulsiv. Aber die letzten zwei Wochen waren der reinste Stress, und ich habe wirklich keine Lust, mich nun auch noch mit einer Werkstatt herumärgern zu müssen.«
    »Das ist schon okay.« Um mich zu beschäftigen, hatte ich das Überbrückungskabel wieder eingepackt. Wir schlossen die Motorhauben und verabschiedeten uns.
    Ich saß schon in meinem Wagen, als Kathrin plötzlich neben dem Fenster stand.
    »Ich würde mich gern bedanken. Darf ich Sie . . . darf ich morgen für Sie kochen?«
    »Gern«, strahlte ich, noch bevor ich meinen Verstand einschalten konnte. War ich denn wahnsinnig?
    Kathrin schrieb mir ihre Adresse auf und streckte sie mir hin. »Um sechs Uhr?«
    Ich wollte den Zettel nehmen, aber sie hielt ihn noch fest. »Sechs Uhr ist in Ordnung.« Es kostete mich einige Mühe, meine Stimme neutral klingen zu lassen.
    Kathrin ließ nun endlich den Zettel los, schlenderte zu ihrem Auto und fuhr, mit einem letzten Winken, davon.
    Es ist doch nur ein Essen, versuchte ich mich zu beschwichtigen.
    Doch in Wahrheit wusste ich, dass ich auf dem besten Weg war, mich in diese Frau zu verlieben – wenn es nicht schon längst geschehen war.
    5:45 Uhr! Etwas musste an meinem Wecker kaputt sein. Ich fühlte mich ausgeschlafen und hellwach, es konnte unmöglich erst 5:45 Uhr sein. Ich ging in die Küche, doch die Uhr an der Mikrowelle bestätigte meine Uhr im Schlafzimmer.
    »Es ist Samstag!« Als ob ich dadurch die Zeit einschüchtern oder gar beeinflussen könnte. »Unter der Woche hab’ ich Probleme, um sechs Uhr die Augen aufzubekommen, und nun steh’ ich am Samstag putzmunter um 5:49 Uhr in der Küche.«
    Noch zwölf Stunden.
    Dieser Gedanke verschwand so schnell, wie er gekommen war. Doch ich konnte ihn nicht mehr wegdiskutieren. Er war da, und mit ihm die Vorfreude auf Kathrin. Vorfreude war allerdings eine kleine Untertreibung. Mein Herz klopfte um einiges schneller als gewöhnlich, und den Drang, ein fröhliches Lied zu pfeifen, verspürte ich normalerweise auch nicht um diese Uhrzeit. Aber normalerweise war ich um diese

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