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Traeume aus der Ferne

Traeume aus der Ferne

Titel: Traeume aus der Ferne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Liebert
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so in die Welt hinausposaunt. Außerdem verriet Olivia damit ja auch etwas sehr Persönliches von mir.
    »Was denn?« fragte sie unschuldig. »Man sieht euch beiden an, dass ihr auf Frauen steht, das habt ihr doch wohl auch schon geschnallt, oder?«
    Resigniert vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen. »Entschuldige bitte«, murmelte ich. »Sie ist immer so, wenn sie Kaffee hatte.«
    »Na komm, sei nicht so hart zu ihr«, versuchte Kim mich zu beruhigen. »Wo sie recht hat, hat sie recht. Dagegen kann man eigentlich nichts sagen.«
    Siegessicher grinste Olivia mich über den Tisch an.
    »Wie lange kennt ihr euch schon?« wollte Kim wissen. »Oder genauer gesagt, wie lange seid ihr schon zusammen?«
    Diesmal konnte ich es gerade noch verhindern, mich erneut am Saft zu verschlucken.
    »Seit fünf Jahren, das ist übrigens unsere Hochzeitsreise«, antwortete Olivia, noch bevor ich etwas sagen konnte.
    »Oh . . .« Kims Fröhlichkeit war plötzlich wie weggeblasen.
    »Unsinn!« rief ich fast schon panisch aus. Die zwei schauten mich erschrocken an. »Unsinn«, wiederholte ich etwas leiser. »Wir sind kein Paar! Nur so eine Art Zweckgemeinschaft für den Urlaub.« Das klang nun selbst für meine Ohren ein wenig ungerecht Olivia gegenüber, auch wenn es ja eigentlich der Wahrheit entsprach. »Aber wir verstehen uns wirklich sehr gut, sind ein tolles Team«, fügte ich deshalb brav hinzu.
    »Und was ist mit dir, Kim?«, plapperte Olivia wie immer fröhlich drauflos. »Bist du mit deiner Partnerin hier im Urlaub?«
    Auch wenn mir Olivias offene und direkte Art manchmal ein wenig peinlich war, so war ich ihr in diesem Augenblick richtig dankbar dafür, dass ich auf diese Art und Weise etwas mehr über Kim erfahren durfte.
    Kim lächelte uns höflich an, doch in ihren Augen konnte ich einen traurigen Schleier sehen. »Ich bin allein hier«, antwortete sie knapp. »Und es gibt auch niemanden, der . . . der auf mich wartet . . . in Deutschland. Ich bin allein.« Kims Traurigkeit traf mich mitten ins Herz. Ich wollte sie in den Arm nehmen, sie trösten, ihr sagen, dass alles wieder gut werden würde, egal, was sie bedrückte. Statt dessen tat ich es ihr gleich und starrte auf Olivias Teller, der inzwischen leer war.
    Sehnsüchtig wartete ich darauf, dass meine Reisepartnerin die Situation durch ihre lockere Art entspannen würde, doch selbst ihr fehlten die Worte bei Kims offensichtlicher Trauer. Nicht die Worte allein trafen mich, es war die Art und Weise, wie sie sie aussprach und dabei mit den Tränen kämpfte.
    »Bist du noch länger hier in Chicago?« Ich stellte die Frage so leise, dass sie kaum mehr als ein Flüstern war. Doch Kim schaute mich dankbar für das neue Thema an und erzählte uns nun etwas fröhlicher, dass sie am nächsten Tag weiterziehen wollte. Da sie kein Mietauto hatte, musste sie mit Greyhound-Bussen vorlieb nehmen, was nicht immer sehr angenehm war, da sie zeitlich und auch von der Route her sehr gebunden war.
    »Wir haben auch unseren letzten Tag hier, bevor wir unsere Rundreise starten«, hatte nun auch Olivia ihre Sprache wieder gefunden. Als sie von unseren Plänen für den Tag erzählte, konnte ich sehen, wie Kims Gesicht zu strahlen begann.
    »Das klingt toll, davon habe ich im Reiseführer auch gelesen. Ich hatte das auch auf meiner Liste, aber ohne Auto komme ich dort leider nicht hin. Erzählt ihr mir heute Abend, wie es dort war?«
    »Nein!« kam Olivias prompte Antwort.
    »Oh«, sagte Kim, und ich hatte das Gefühl, sie wollte sich gerade entschuldigen, als sie Olivias freches Grinsen wahrnahm.
    »Ich habe eine sensationelle Idee. Du kommst einfach mit uns mit. Wir fahren sowieso hin, du willst hin, also gibt es nichts, was ich als Ausrede gelten lasse.«
    Kim schaute Olivia überrascht an. Sie wollte gerade etwas sagen, als ich ihr zuvorkam. »Glaub mir, eine Diskussion mit Olivia kostet unheimlich viele Nerven, viel Zeit und am Ende gewinnt sie doch. Gib dich einfach gleich geschlagen, das ist besser so für dich.«
    »Ich werte das mal als Kompliment für meine Argumente«, kommentierte Olivia meine Worte.
    »Na ja . . . warum eigentlich nicht. Wenn ich euch nicht störe, dann komme ich gern mit.«
    Mein Herz machte einen Sprung vor Freude, und ich nahm mir vor, Olivia für diese tolle Idee eine dicke Umarmung zu geben.
    Olivia war der Meinung, dass ich für meine schlechte Laune am Morgen noch Buße tun musste, und so drückte sie mir am Parkplatz den Autoschlüssel in die

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