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Traeume aus der Ferne

Traeume aus der Ferne

Titel: Traeume aus der Ferne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Liebert
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Hand. »Es wird mir eine Ehre sein, dir als Co-Pilotin den Weg zu weisen.«
    Ich fuhr gern mit dem Auto, daher war es für mich keine Strafe. Allerdings merkte ich recht schnell, wie anstrengend Autofahren sein konnte, wenn der Blick ständig im Rückspiegel hängenblieb. Denn dort fand ich immer wieder Kim. Ihre Augen, ihr Gesicht, manchmal blickte sie verträumt aus dem Fenster, dann wieder hörte sie aufmerksam Olivias Geschichten zu. Nicht selten trafen sich unsere Augen zu einem kurzen aber intensiven Blickkontakt.
    Was bedrückt dich so sehr? fragte ich sie stumm. Warum wirkst du manchmal so lebensfroh und im nächsten Augenblick todtraurig? Würdest du zulassen, dass ich dich in meine Arme ziehe, dir die Traurigkeit wegküsse, dich mit meinen Lippen . . .
    »Hallo! Co-Pilotin an Pilotin, bitte melden!«
    »Äh … ja?” fragte ich verstört.
    »Wir haben gerade die Ausfahrt verpasst, und ich versuche, dich seit zwei Minuten darauf hinzuweisen.« Zum Glück klang Olivia nicht böse.
    »Ja, ja, ich hab’ dich schon gehört«, log ich. »Ich überlege nur, wie ich am besten zurückkomme.«
    Plötzlich spürte ich Kims Hand von hinten auf meiner Schulter. »Hey, schau mal, da vorne ist die nächste Ausfahrt. Der Zoo ist doch ganz in der Nähe unseres Ziels. Wenn wir diese Ausfahrt nehmen, kommen wir bestimmt auch ans Ziel.«
    Wenn du deine Hand nicht schnell wieder wegnimmst, dann kommen wir alle höchstens in den nächsten Straßengraben.
    Es dauerte noch endlose Sekunden, bis Kim ihre Hand wieder wegnahm. Und sofort bereute ich es, denn eine ungemütliche Kälte breitete sich auf meiner Schulter und in meinem Herzen aus.
    »Wir sind da!« rief Olivia nach wenigen Minuten aus. »Eine sensationelle Idee, hier abzufahren«, würdigte sie Kims Geistesblitz.
    Drei Stunden später ließ ich mich erschöpft auf einer Steinmauer nieder. Olivia erklärte sich glücklicherweise bereit, in den Park gegenüber zu gehen, um uns etwas Trinkbares zu besorgen. Kim folgte meinem Beispiel und setzte sich gefährlich nahe neben mich.
    Ihr Kopf deutete auf meine Digitalkamera, als sie mich fragte: »Kann ich mal sehen?«
    »Die Kamera?« hakte ich nach.
    »Die Bilder, die du heute gemacht hast. Falls du nichts dagegen hast.«
    Oh nein, ich war verloren. Hatte ich doch nicht wenige Bilder mehr oder weniger heimlich von ihr gemacht. Wenn sie sich unbeobachtet fühlte, wenn sie in eine Schautafel oder in ein Gespräch mit Olivia vertieft war.
    »Kein Problem«, krächzte ich und hoffte, dass sie diesen Bildern keine Bedeutung beimessen würde. Ich drückte ein paar Knöpfe, bis die Bilder vom heutigen Tag im kleinen Display erschienen. Kim beugte sich dabei noch näher zu mir, um jeden Schritt genau zu verfolgen.
    »So, wenn du hier drückst, kannst du vorwärts blättern«, wies ich sie an.
    »Nein, nein, mach du lieber«, bat sie mich. »Ich bin so ungeschickt, ich würde bestimmt aus Versehen etwas löschen.«
    Ich ersparte mir, ihr zu erklären, dass ich die Bilder gerade geschützt hatte, damit eben dies nicht passieren konnte. Statt dessen drehte ich die Kamera so, dass sie einen guten Blick auf das Display hatte, und wir flippten zusammen durch die Bilder. Jedes Mal, wenn ein Bild von ihr auftauchte, spürte ich, dass ich knallrot wurde. Doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, versuchte, im gleichen Tempo weiterzublättern. Bloß nicht zu lange anstarren, aber auch nicht zu überhastet wegdrücken. Zum ausführlichen Betrachten würde mir heute Abend im Bett noch genügend Zeit bleiben.
    »Toll«, »Wow« und »Super« waren ihre Lieblingskommentare, und ich musste zugeben, dass mich das ein wenig stolz machte.
    Als wir fertig waren, strahlte sie mich an. »Die sind wirklich . . .«
    »Sag jetzt bloß nicht sensationell «, kam ich ihr zuvor, und wir prusteten drauflos.
    »Ich glaube, ich habe dieses Wort in meinem Leben noch nicht so häufig gehört wie heute«, gestand sie mir lachend.
    »Also wenn das mal kein herzlicher Empfang ist.« Olivia stellte drei Wasserflaschen auf die Mauer neben uns. Wenn die wüsste, dass wir uns gerade über sie lustig gemacht hatten, während sie für uns den Boten spielte. »Gib mal die Kamera her, ich mach ein Bild von euch beiden.«
    »Das wäre . . . toll«, kicherte Kim.
    Während Olivia in Position lief, legte Kim ihren Arm um meine Schulter und lehnte ihren Kopf leicht gegen meinen. Ich saß angespannt wie eine Sprungfeder neben ihr, bereit zur Explosion oder zum

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