Traeume aus der Ferne
bedeutete, dass ich die Chance auf gut drei Wochen mit Kim an meiner Seite hatte, es sich aber nichts zwischen uns entwickeln durfte. Wegen Olivia. Und was, wenn ich mich nicht beherrschen kann? Wenn ich Kim eines Tages einfach küsse oder mich auf sie stürze? Was, wenn sie meine Gefühle nicht erwidert? Es würde der peinlichste und schrecklichste Urlaub meines Lebens werden.
Gefühle? Das ging nun aber etwas zu weit. Sie war mir sympathisch. Sehr sympathisch, mehr aber auch nicht!
Und sie hatte noch nichts zu Olivias Vorschlag gesagt.
Olivia schaute erwartungsvoll von einer zur anderen. Ich schaute Kim ebenso erwartungsvoll an wie sie mich.
»Nun, was sagst du?« forderte Olivia mich zu einer Antwort auf.
Drei Wochen Tag und Nacht mit dieser wundervollen Frau zusammen.
»Hey, es muss dir nicht peinlich oder unangenehm sein, wenn du das nicht möchtest.« Offenbar deutete Kim mein Schweigen falsch. »Ich kann das verstehen, wirklich. Ihr habt euch auf den Urlaub gefreut, und zwar genauso, wie ihr ihn geplant habt. Du musst wirklich kein schlechtes Gewissen haben, wenn du von Olivias Idee nicht begeistert bist.«
Sie hatte also eindeutig Interesse, sonst hätte sie doch sofort gesagt, wie bescheuert sie diesen Plan findet.
»Und was ist mit deinen Plänen?« wollte ich von ihr wissen.
»Meine Pläne sahen vor, mich vom Wind treiben zu lassen. Anscheinend hat er mich zu euch getrieben. Aber wie gesagt, du musst dich zu nichts verpflichtet fühlen.«
Krampfhaft suchte ich nach einem Weg, um nicht zu euphorisch, aber auch nicht zu kühl zu klingen. »Gut, dann werden wir in ein paar Wochen wohl sehr, sehr viele gemeinsame Urlaubsbilder haben!«
»Wirklich?« Kim hielt sich die Hände vors Gesicht. »Du sagst wirklich ja?« Ich weiß nicht, ob das Sonnenlicht mich täuschte oder ob sie tatsächlich eine Träne im Auge hatte. Ich nickte nur, und im nächsten Moment warf sie sich in meine Arme. »Ich hätte nicht zu hoffen gewagt, dass dieser Urlaub so toll wird. Ich danke euch . . . ich weiß gar nicht, wie . . .« Im nächsten Moment landete sie in Olivias Armen. »Danke«, hörte ich sie sagen. »Es ist wirklich nicht immer sehr lustig, allein zu reisen.«
»Es ist auch nicht immer lustig, mit einem Brummbär und einer . . . sehr spontanen Frau zu reisen«, machte ich nun wieder auf mich aufmerksam, da ich fand, dass Kim nun schon viel zu lange in Olivias Armen lag.
»Klingt nach einem tollen Team«, pflichtete Olivia mir grinsend bei, als Kim sie wieder losließ.
Am Abend hielten wir in dem kleinen Restaurant direkt neben unserem Motel eine Sitzung ab, wie man den Urlaub zu dritt planen musste. Olivia blühte bei diesen organisatorischen Dingen sichtlich auf, Kim bemühte sich um eine effektive Mitarbeit und ich segnete mit einem gönnerhaften Nicken sämtliche Vorschläge ab.
»So, dann gibt es da noch die Schlafordnung«, stimmte Olivia den letzten und heikelsten Punkt ihrer Liste, die sie zuvor auf die Schnelle erstellt hatte, an. »Da es ja hier keine drei Betten, sondern immer nur zwei große oder sehr große Betten in den Zimmern gibt, müssen jede Nacht zwei in einem Bett schlafen. Das Fairste ist wohl, wenn wir uns abwechseln. Jede Nacht hat eine andere das Privileg, ein Bett für sich allein zu haben. Wer ist dafür?«
Ohne nachzudenken, nickte ich wie üblich. Kim tat dies auch, mit einem Seitenblick auf mich, den ich nicht deuten konnte. Zu sehr war ich damit beschäftigt, mir die Konsequenzen auszumalen. Mein Gehirn hatte seine Arbeit für den Augenblick niedergelegt, so dass ich große Probleme hatte, mir auszurechnen, wie viele Nächte ich mit Kim zusammen im Bett verbringen würde. Jede dritte Nacht? Bei drei Wochen . . . Oh mein Gott, das würde ich nicht überleben!
Die ersten drei Tage vergingen wie im Flug. Wir hatten sehr viel Spaß zusammen, es war, als würden wir uns schon seit Jahren kennen. Ich fing hin und wieder Kims Blick auf, hielt ihn einige Sekunden fest, bis wir beide verschämt wegblickten. Es war offensichtlich, dass da etwas zwischen uns war. Ich für meinen Teil versuchte es zu leugnen, da ich wusste, wie wenig begeistert Olivia wäre, mit einem turtelnden Paar ihre Tage verbringen zu müssen. Aber was hielt Kim ab? Oder täuschte ich mich etwa und interpretierte zu viel in ihr Verhalten?
Als wir uns am Ende des dritten Tages eine Unterkunft suchten, machte sich ein mulmiges Gefühl in meinem Magen breit. Es war meine Nacht mit Kim. So sehr ich Kims
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