Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)
mächtiges Wesen, ein Mann von Ehre. »Blut zu mir zu nehmen ist etwas ganz Natürliches für mich, und du bist meine andere Hälfte. Es tut mir leid, dass ich dir Angst eingejagt habe. Du hättest es jedoch nicht abstoßend, sondern erotisch gefunden und keinen Schaden dabei genommen.«
Sara hatte jedoch nicht ihn gefürchtet, sondern nur sich selbst. Sie hatte Angst gehabt, sie könne ihn so sehr begehren, dass die Klagen ihrer Familie in ihrem Kopf verblassen würden und sie niemals eine Möglichkeit finden würde, ihren Mörder seiner Strafe zuzuführen. Angst, dass das Monster einen Weg finden würde, Falcon zu vernichten, wenn sie ihrem Verlangen nachgab. Angst, nach etwas zu greifen, über das sie nicht viel wusste, und Angst, dass es sündhaft und zugleich ganz wundervoll erotisch sein würde.
Für meine geliebte Seelengefährtin, mein Herz und meine Seele. Dies ist mein Geschenk an dich. Es waren Falcons schöne Worte, die ihr Herz für alle Zeit gefangen genommen hatten. Es war tatsächlich so, dass ihre Seele nach ihm schrie, und im Grunde völlig unerheblich, dass sie die Flammen des Wahnsinns in seinen Augen gesehen hatte. Denn trotz der Gefahr fesselten seine Worte sie mit Tausenden seidener Fäden an ihn.
»Wie kommt es, dass du hier in Rumänien bist? Denn du bist doch Amerikanerin, oder nicht?« Sie war so nervös, dass Falcon ein ungefährliches Thema finden wollte, das die sexuelle Spannung zwischen ihnen verringern würde. Er brauchte ebenso sehr eine Atempause von den Forderungen seines Körpers, wie auch Sara ihren Freiraum brauchte. Als er ganz leicht nur an ihr Bewusstsein rührte, konnte er die Stimmen ihrer Angehörigen hören, die nach Gerechtigkeit verlangten.
Sara hätte seiner schönen Stimme ewig lauschen können. Fast ehrfürchtig berührte sie ihren Mund, der noch prickelte vom Druck des seinen. Was für einen vollendet schönen Mund er hatte, und wie hinreißend er küsste! Für einen Moment schloss sie die Augen und kostete Falcons Geschmack aus, den sie immer noch auf ihrer Zunge hatte. Und sie war ihm dankbar, dass er das Thema wechselte, um sie von der schier unerträglichen sexuellen Spannung zwischen ihnen und ihren eigenen, sehr gerechtfertigten Ängsten abzulenken. »Du hast recht, ich bin Amerikanerin«, bestätigte sie. »Geboren wurde ich in San Francisco, aber wir sind sehr oft umgezogen. Ich habe lange Zeit in Boston gelebt. Warst du schon einmal dort?« Sie hatte noch immer Mühe, richtig durchzuatmen, und wenn es ihr einmal gelang, sog sie nur wieder Falcons Duft in ihre Lunge.
»Nein. Ich war noch nie in den Vereinigten Staaten, doch ich hoffe, das schon sehr bald mit dir nachzuholen. Bevor wir jedoch nach Amerika reisen, würde ich dir gern meine Heimat zeigen und dir unseren Prinzen und seine Seelengefährtin vorstellen.« Falcon verlangsamte ganz bewusst seinen Herzschlag und seine Lungentätigkeit, um Saras Körper und seinen, die beide nach Erfüllung schrien, einigermaßen unter Kontrolle zu bringen.
»Deinen Prinzen? Du willst, dass ich dich zu einem Prinzen und seiner Frau begleite?« Trotz allem musste Sara lächeln, weil sie sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, einen Prinzen kennenzulernen. Überhaupt erschien ihr der ganze Abend wie etwas aus einer Fantasie, aus einem dunklen Traum, in dem sie unwiederbringlich gefangen war.
»Mikhail Dubrinsky ist unser Prinz. Ich kannte auch Vladimir, seinen Vater, habe jedoch seit vielen Jahren nicht mehr das Vergnügen gehabt, Mikhail zu sehen.« Seit über tausend Jahren nicht mehr, um genau zu sein. »Erzähl mir, was dich hierhergeführt hat, Sara«, bat er schnell, denn der Prinz war kein ganz ungefährliches Thema. Falls Sara zu viel darüber nachzudenken begann, was Falcon war, würde sie sofort zu der Schlussfolgerung gelangen, dass Mikhail, der Prinz seines Volkes, ebenfalls zu Falcons Spezies gehörte. Für Falcon war es das letzte Thema, mit dem sich Sara im Augenblick näher befassen sollte.
»Ich kam her, weil ich einen Fernsehbericht über rumänische Waisenhäuser und die vielen Kinder und Babys dort gesehen hatte. Es war herzzerreißend, Falcon. Und da ich über einen großen Treuhandfonds verfüge, weitaus mehr Geld, als ich jemals brauchen werde, wusste ich, dass ich hierherkommen und versuchen musste, ihnen zu helfen. Ich bekam das Bild dieser armen Kinder nicht mehr aus dem Kopf. Es erforderte sehr viel Planung und Vorbereitung, nach Rumänien herüberzukommen und hier Fuß zu
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