Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)
Seelengefährtin an, als er Sara auf die Arme nahm, und die Zärtlichkeit in seinem Gesichtsausdruck vermischte sich mit Respekt und Stolz. »Sie ist sehr zielstrebig und auf ihre Arbeit konzentriert. So sehr, dass es mich manchmal sogar stört«, gab er mit einem zerknirschten kleinen Lächeln ehrlich zu.
»Moment!« Sara wusste, wie panisch sie sich anhören musste. »In meinem Wagen ist ein Rucksack, den ich nicht verlieren will. Ich kann ihn nicht zurücklassen!« Falcons Tagebuch und das Holzkästchen befanden sich darin. Sie schleppte sie überall mit sich herum und dachte nicht im Traum daran, sie hier zurückzulassen.
Shea zögerte, als wollte sie Einwände erheben, aber dann tat sie Sara den Gefallen und durchsuchte die Trümmer, bis sie triumphierend mit dem Rucksack wiederkam. Sara streckte die Hände danach aus, und Shea übergab ihn ihr.
»Sind Sie jetzt so weit?«, fragte Jacques mit erhobener Augenbraue. »Schließen Sie die Augen, falls schnelles Fliegen Ihnen Angst einjagt.«
Bevor Sara protestieren konnte, erhob er sich so schnell mit ihr in die Luft, dass alles um sie herum verschwamm. Sara war jedoch froh, von den Trümmern ihres Wagens, dem heftigen Wind und den Schwärmen von Insekten, die den Himmel verdunkelten, fortzukommen. Eigentlich hätte sie sich fürchten müssen, doch Jacques und Shea Dubrinsky hatten etwas sehr Beruhigendes, Solides, Zuverlässiges an sich.
Sara erhielt einen Eindruck von einem weitläufigen Anwesen mit Säulen und Balkonen, die um das ganze Haus herum verliefen. Für mehr als einen kurzen Blick blieb ihr jedoch keine Zeit, bevor Jacques sie hintrug. Auch das Innere des Hauses war sehr schön mit seiner Kombination aus poliertem Holz und großen offenen Flächen. Alles war äußerst geschmackvoll und passte wunderbar zusammen – die erlesenen Kunstwerke und Vasen, die exquisiten Wandteppiche und herrlichen Möbel. Sara merkte, dass sie sich in einem großen Wohnzimmer befand und auf einem der üppigen Sofas gebettet wurde. Die schweren Vorhänge waren zugezogen, damit kein Lichtstrahl hereindrang, und nur weiches Kerzenlicht, das eine enorme Erleichterung für sonnenempfindliche Augen war, erhellte den großen Raum.
Mit zitternder Hand nahm Sara Jacques’ Sonnenbrille ab und gab sie ihm. »Danke. Es war sehr aufmerksam von Ihnen, sie mir zu leihen.«
Er grinste sie an, und wieder blitzten seine weißen Zähne auf, und sein dunkler Blick erwärmte sich. »Ich bin eben ein sehr aufmerksamer Mann.«
Shea stöhnte und verdrehte ihre Augen. »Und für charmant hält er sich auch.«
Eine andere Frau, die klein und zierlich war und langes schwarzes Haar hatte, trat ein und legte in vertrauter, liebevoller Weise ihren schlanken Arm um Sheas Taille. »Sie müssen Sara sein. Shea und Jacques hatten mich schon informiert, dass sie Sie mitbringen würden. Herzlich willkommen bei uns, Sara. Ich habe Ihnen Tee aufgebrüht. Kräutertee. Shea glaubt, dass Ihr Magen ihn vertragen wird.« Sie zeigte auf ein hübsches Teeservice auf einem Beistelltisch. »Ich bin Raven, Mikhails Seelengefährtin. Shea sagte, Sie wären auf der Suche nach Mikhail.«
Sara sah den Tee an, lehnte sich an die weichen Sofapolster und schloss die Augen. Ihr Kopf pochte wieder wie verrückt, und auch die Übelkeit war wieder da. Am liebsten hätte sie sich einfach nur zusammengerollt, um sich ein wenig Schlaf zu gönnen. Tee und Konversation erschienen ihr im Moment schlicht unerträglich.
Sara! Falcons Stimme war deutlicher denn je. Du musst dich konzentrieren, bis ich bei dir bin und dich beschützen kann. Ich kenne diese Leute nicht persönlich. Ich glaube zwar nicht, dass sie dir etwas antun würden, aber ich könnte dich im Notfall nicht beschützen, wenn du nicht deine fünf Sinne beisammenhältst.
Sara gab sich Mühe, sich auf das Gespräch zu konzentrieren. »Ich werde schon seit fünfzehn Jahren von einem Vampir verfolgt. Er hat meine ganze Familie ausgelöscht, und nun hat er Kinder entführen lassen, die mir sehr viel bedeuten. Sie alle befinden sich in großer Gefahr«, berichtete sie müde.
Jacques’ Augenbrauen fuhren in die Höhe. »Sie sind fünfzehn Jahre lang einem Vampir entkommen?«, fragte er mit unüberhörbarem Zweifel in der Stimme.
Sara wandte sich Shea zu. »Er ist gar nicht mehr so charmant, wenn man ihn eine Weile kennt, nicht wahr?«
Shea und Raven lachten. »Er wird Ihnen schon noch ans Herz wachsen, Sara«, versicherte ihr Jacques’ Seelengefährtin.
»Was?«
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