Traeume doch einfach weiter
zubereitete,
aber es roch gut, und ihr knurrte der Magen. Außer dem Sandwich-Eis hatte sie
heute nichts gegessen. Nach der Szene im Park war ihr der Appetit erst mal
vergangen gewesen.
»Hier, probier!«
Rufus hielt ihr einen Kochlöffel hin.
Sie pustete auf
etwas, das wie ein dampfender Berg Couscous aussah, und steckte sich den Löffel
in den Mund. »Mhm, echt gut.«
»Das Gericht
nennt sich Tagine«, erklärte Rufus. »Nach einem Rezept von Paul Bowles. Ich
hatte ganz vergessen, dass ich es habe. Wo steckt Dan? Er liebt Paul Bowles. Er
wäre begeistert. Allerdings habe ich statt Safran Wermut genommen.«
»Dan? Ehrlich
gesagt hab ich keine Ahnung«, sagte Vanessa und nestelte nervös an dem
ausgeblichenen weißen Leinentischset herum, das mit kleinen Lavendelblüten
bestickt war und überhaupt nicht in diese verdreckte, unordentliche Küche
passte.
»Gibt's etwa
Ärger im Paradies?«, fragte Rufus, während er mit Verve in der blubbernden
Masse herumrührte.
Vanessa zögerte.
Sie hatte das dringende Bedürfnis, irgendjemandem ihr Herz auszuschütten. Seit
sie Hals über Kopf aus Rubys Wohnung geflohen war, hatte sie noch nicht einmal
mit ihren Eltern geredet. Es war ihr egal, dass Rufus Dans Vater war, sie
musste sich einfach bei jemandem ausheulen.
»Paradies!« Sie
schnaubte. »Ich glaub nicht, dass wir da noch leben.«
»Wie meinst du
das?« Rufus blätterte in einem Kochbuch und nickte nachdenklich. »Ach, so was
Blödes! Bloß zwei Teelöffel... na ja, sechs davon werden auch niemanden
umbringen.«
»Ich meine...«
Vanessa spürte, wie sich in ihrem Hals ein Kloß bildete, »dass wir gar nicht
mehr zusammen sind. Glaub ich jedenfalls.«
»Was ist denn
passiert?« Rufus wühlte auf der Suche nach irgendwas klappernd in einer
Schublade mit Küchenutensilien.
»Ich weiß auch
nicht«, log Vanessa, weil sie sich plötzlich schämte. Musste sie ihm die
ganzen dreckigen Details erzählen?
»Ach, Kinder.« Er
schüttelte den Kopf. »Junge Liebende.«
Oder junge
Lieblose?
Vanessa riss sich
zusammen und erzählte weiter. »Dabei weiß er noch nicht mal, was ich zurzeit
durchmache. Ich hab heute meinen Job verloren. Ich bin von Ken Mogul an die
Luft gesetzt worden.« Sie seufzte und merkte, dass sie plötzlich am ganzen
Körper zitterte. Die Worte aus ihrem eigenen Mund zu hören, ließ die Realität
noch grausamer erscheinen.
»Du bist gefeuert
worden?« Rufus goss etwas, das nach viel zu viel Honig aussah, in den
Couscoustopf. »Nimm es nicht so schwer. Ob du es glaubst oder nicht - das ist
mir auch mal passiert. Ich hab während des Studiums als Platzanweiser im
Brattie Theater gearbeitet.« Er lachte in sich hinein. »Sie haben mich dann
rausgeworfen, weil ich während eines Stücks über das kommunistische Russland
ein paar Obszönitäten gerufen habe, aber das ist eine lange Geschichte.«
»Jedenfalls bin
ich Ihnen echt dankbar, dass Sie mich hier wohnen lassen. Ich finde bestimmt
bald was Neues«, sagte Vanessa unglücklich. »Ich kann Ruby anrufen, vielleicht
lässt sie mich ja auf der Couch schlafen. Oder ich bitte Blair Waldorf um
Hilfe. Ich hab sie auch bei mir wohnen lassen, als sie nicht wusste, wohin.«
Miss
Schläft-jede-Woche-in-einem-anderen-Bett? Auf die würde ich nicht zählen,
Schwester.
»Bleib am Hörer,
Mädchen!«, gab Rufus einen seiner berühmten sinnentleerten Aussprüche zum
Besten. »Als ich das letzte Mal nachgeguckt hab, war das noch meine Wohnung und
nicht die von Dan. Jenny ist zurzeit sowieso in Prag und geht danach auf ihr
Nobelinternat. Dan zieht bald ans Ende der Welt und studiert am Evergreen College,
und was ist mit mir? Soll ich dazu verdammt sein, Selbstgespräche zu führen und
für mich selbst zu kochen? Nein, Kumpel. Das sehe ich nicht so.«
Vanessa war noch
nie von jemandem Kumpel genannt worden,
erst recht nicht vom Vater eines ihrer Freunde.
Irgendwie fand
sie es gut.
»Ich weiß nicht«,
protestierte sie schwach. Da war endlich mal jemand nett zu ihr und sie konnte
nicht damit umgehen. »Ich weiß nicht, ob ich Ihre Gastfreundschaft so
ausnutzen darf.«
»Wenn du es als
Ausnutzen betrachtest«, Rufus knallte den Deckel laut auf den gusseisernen
Topf, »können wir ja einen Deal machen. Du studierst doch ab Herbst an der NYU,
oder? Natürlich musst du was für die Uni machen und kannst nicht groß Geld
verdienen, aber ich würde dir Jennys Zimmer zu einem günstigen Preis vermieten.
Hauptsache, du versprichst mir, dass du dich von mir bekochen
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