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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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wir es Moonrakers genannt haben?«, fragte sie. »Wir saßen eines Abends kurz nach unserer Ankunft draußen, und dein Papa hat das Spiegelbild des Mondes im Fluss gesehen.« Sie rückte das Kind in eine bequemere Position. »Die alte Geschichte geht so, dass ein paar Schmuggler von den Zollbeamten im Moor erwischt wurden, und auf die Frage, was sie da machten, hat einer einen Stock genommen und über das Wasser gezogen. ›Na ja‹, sagte er. ›Wir harken das Gold vom Mond, wir sind die Mondharker.‹« Nell kicherte. »Die Zollbeamten hielten sie für verrückt und haben sie in Ruhe gelassen, und die Schmuggler konnten ihre Beute behalten.«
    Amy betrachtete sie eine Weile aus ernsten Augen, und Nell merkte, dass es höchste Zeit war, sie zu füttern. »Komm, wir gehen nach Hause«, flüsterte sie.
    Billy stürmte durch die Fliegengittertür und stellte sich auf die Veranda, um auf sie zu warten. Als sie auf die Lichtung vor dem Haus ritt, lief er die Stufen hinunter und hob sie mit Schwung aus dem Sattel. Der Hut rutschte vom Kopf, und ihre Haare fielen über Schultern und Rücken, als er sie küsste.
    »Ihr habt mir gefehlt«, sagte er kurz darauf, als er ihr Amy vom Arm nahm und an sich drückte. »Aber du musst die ganze Nacht durchgeritten sein, um so schnell hier anzukommen.«
    Nell grinste. Er sah ja so gut aus, ihr Billy. Von der Sonne gebräunt, mit breiter Brust und starken Armen, sie hätte den ganzen Tag in seiner Umarmung bleiben können. »Du hast gesagt, du hättest eine Überraschung für mich«, sagte sie, als sie sich schließlich von ihm löste und sich umschaute. »Was ist es denn?«
    »Das wirst du schon noch erfahren«, sagte er geheimnisvoll. Dann verzog er das Gesicht. »Geh rein und leg Amy trocken, ich kümmere mich inzwischen um das Pferd«, sagte er und reichte ihr das Kind.
    »Ich warte mit meinen Überraschungen dann auch bis später«, entgegnete sie, bezwang ihre Ungeduld und gab ihm die Post. Er schaute sie fragend an, und sie schmunzelte. Zu diesem Spiel gehörten zwei. Billy neckte sie andauernd, aber das gefiel ihr auch, und es würde sich bestimmt lohnen, auf die Überraschung zu warten. Solange es eine nette war – doch Billy wirkte so aufgekratzt, dass sie kaum daran zweifelte.
    Sie ging ins Haus; ihre Stiefel klopften auf dem duftenden Holzboden, als sie den großen Hauptraum durchquerte und nachsah, was im Topf auf dem Ofen kochte. Der Herd war in den Kamin auf der einen Seite des Raumes eingebaut, der das Herzstück des Hauses war. Spärlich mit einem selbst gebauten Tisch und Stühlen eingerichtet, war dies die Stelle, an der Pläne geschmiedet, Ideen ausgetauscht und nach einem langen Arbeitstag Karten gespielt wurden. Sie hatten keine Vorhänge, keine Teppiche, nichts Weibliches, oder Rüschen, mit denen Nell einer Vorliebe für Farben und mädchenhafte Weichheit hätte frönen können – doch sie hätte es nicht anders haben wollen.
    Zufrieden, dass es Billy ausnahmsweise einmal gelungen war, etwas Essbares zu kochen, widerstand sie der Versuchung, die Hafergrütze zu kosten, und eilte nach draußen, um Amy zu waschen, ihr die Windeln zu wechseln und auf den Abort zu gehen – ein stinkendes Erdloch. Anschließend ging sie ins Schlafzimmer, stillte Amy und legte sie zwischen den Kissen auf dem großen Messingbett schlafen, das Billy in Sydney Town für ein halbes Fass Rum eingetauscht hatte. Nach einem kurzen Versuch, sich mit einer Bürste durch die wirren Locken zu fahren, gab sie auf. Wie viel leichter wäre es gewesen, sie kurz zu schneiden – sie war manchmal ernsthaft versucht, das zu tun –, doch Billy liebte ihr Haar, und er wäre wütend gewesen, wenn sie auch nur einen Zentimeter abgeschnitten hätte. Seufzend legte sie die Bürste hin, sah kurz nach Amy und ging wieder in den Hauptraum.
    Jack war wie üblich zum Frühstück gekommen, saß am Tisch, die leere Schüssel vor sich, und las seine Briefe. Billy hatte sich neben ihn gesetzt. Nell bemerkte die verschwörerischen Blicke, die sich die beiden zuwarfen. Sie beschloss, nicht darauf einzugehen. Bestimmt würden sie ihr Spielchen bald aufgeben und ihr sagen, was los war, doch zuerst musste sie etwas essen.
    Die Hafergrütze schmeckte köstlich, auch wenn sie ein bisschen klumpig geraten war, und die Ziegenmilch verlieh ihr einen süßlichen Geschmack, und Nell langte ordentlich zu. Es dauerte eine Weile, bis sie bereit war, ihnen die verblüffende Neuigkeit mitzuteilen, dass Gilbert und Ann ein

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