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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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mit sechzehn aus allem herausgewachsen war. Aber es spielte keine Rolle. Heute war ihr alles einerlei – bis auf die Verabredung mit Jonathan.
    Die Höhle war ihr ganz spezieller Platz. Hierher kamen sie, seit sie Kinder waren. Sie lag gut verborgen am Fuß der dunklen Klippen, hinter herabgestürzten Felsbrocken, und war nur über einen tückisch steilen Abstieg im Kliff zu erreichen. Doch die Vertrautheit verlieh ihren nackten Füßen Flügel, während sie den wenig benutzten Pfad zum Strand hinunterkrabbelte und -schlitterte.
    Susan blieb einen Moment stehen, um den Staub von den Kleidern zu klopfen und ihr Haar in Ordnung zu bringen. Von Jonathans Pferd war nichts zu sehen; so hatte sie noch Zeit, sich auf sein Kommen vorzubereiten. Vorsichtig stieg sie über Felsen und um Wasserlöcher herum und trat in die feuchte Dunkelheit der Höhle. Es war Ebbe, und das Wasser würde erst in einer Stunde wieder auflaufen, also wären sie in Sicherheit.
    Die Höhle erstreckte sich bis ins Mark der Klippen. Ihre Decke war hoch wie die einer Kirche, die Wände waren fest, mit Flechten überzogen und hatten dunkelrote und ockerfarbene Flecken von den Mineralien, die in der Gegend von Newlyn und Mousehole abgebaut wurden. Susan zündete die mitgebrachte Kerze an und befestigte sie mit geträufeltem Wachs auf einem Felsvorsprung, bevor sie sich setzte und wartete.
    Aufgeregt fesselte Jonathan dem Pferd die Vorderbeine und rutschte den Klippenpfad zur Höhle hinunter. Da war sie und wartete auf ihn. Sie stand aufrecht, ihre schlanke Gestalt zeichnete sich vor der dunklen Höhle ab. Das helle Haar umrahmte ihr herzförmiges Gesicht und fiel ihr über die Schultern fast bis auf die schmale Taille. Wie schön sie war!
    »Ich dachte schon, ich komme gar nicht mehr weg«, keuchte er atemlos. »Aber ich habe dir so viel zu erzählen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.«
    »Dann schadet es auch nicht, wenn du es noch eine Weile für dich behältst«, murmelte sie und schaute lächelnd zu ihm auf. »Du hast mir noch nicht einmal einen Kuss gegeben.«
    Er nahm ihre Hände und schaute in ihre Augen, in denen sich die wechselhaften Launen des Meeres widerzuspiegeln schienen. Vom tiefsten Grün bis hin zum hellsten Blau sprachen sie mit ihm auf eine Weise, wie es Worte nicht vermocht hätten. Er zog sie an sich, bis er ihren Herzschlag an seiner Brust spürte, und als sie das Gesicht emporhob, fing er ihre Lippen in einem Kuss ein, der ihr zeigen sollte, wie tief seine Liebe war.
    Es dauerte eine Weile, bis sie voneinander ließen, um Atem zu schöpfen und sich verwundert anzusehen. Sie wagten die Stärke ihrer Gefühle kaum zu glauben. »Wie kann auch nur einer sagen, dass das nicht sein sollte?«, fragte er leise.
    Susan drückte die Wange in seine Handfläche, als er sie streichelte. »Sie haben keine Ahnung«, seufzte sie. Ihre Augen nahmen das dunkelste Blau an, und wenn sie lächelte, tauchte ein Grübchen auf ihrer Wange auf. »Aber wir wollen den Tag nicht mit Gedanken an die anderen vergeuden.« Sie fuhr ihm mit den Fingern durch das dunkle Haar. »Küss mich noch einmal, Jon!«
    Er riss sie an sich und küsste sie. Er sehnte sich danach, mit ihr zu schlafen, wusste aber, dass es falsch wäre. Sie war keine billige Dirne, sondern das Mädchen, das er eines Tages heiraten wollte. Ihre Liebe war vollkommen, und damit es so blieb, brauchten sie die Genehmigung ihrer Eltern. Sie würden die unbedeutenden Vorurteile überwinden und der Welt beweisen, dass sie auf ewig füreinander bestimmt waren.
    Susan saß neben ihm auf den flachen Felsen am Höhleneingang, als er ihr von der Fahrt nach Tahiti erzählte. Sie hatte noch nie von der Insel gehört, begriff aber, dass sie am anderen Ende der Welt lag und die Fahrt dorthin lange dauern würde – begriff, dass die Reise Gefahren mit sich bringen konnte, ja, dass man sogar sein Leben riskierte. Sie betrachtete sein Gesicht, während er sprach, sah seine Erregung und erkannte, dass sie ihn, auch wenn er sie noch so sehr liebte, niemals würde halten können, wenn er sein Abenteuer nicht gehabt hätte. Ein Leben mit ihr in Cornwall würde ihm nach einem solchen Erlebnis sehr fade erscheinen. Die Angst, ihn zu verlieren, stieg in ihr auf.
    Er schien ihre Unruhe zu spüren, denn er drückte sie fest an sich und küsste sie. »Ich werde für dich zurückkommen, Susan«, murmelte er. »Das verspreche ich.«
    Sie schmiegte sich an ihn und wollte ihm von Herzen gern glauben. Seine

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