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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Aussehen gesegnet wäre, würde Susan ihn trotzdem nicht haben wollen.
    Er nahm das Samtetui vom Bett und klappte es auf. Den Diamantring hatte er von seiner Großmutter geerbt. Er war nicht wertvoll, der Stein war ziemlich klein, doch die alte Dame hatte ihn tagtäglich getragen, und deshalb war er kostbar für ihn. Das Gold glühte im Licht der untergehenden Sonne, der Diamant versprühte Feuer und Hoffnung. Er ließ das Etui zuschnappen und steckte es in die Tasche. Er konnte der Wahrheit nicht länger aus dem Weg gehen. Die Sirenen in den Steinbrüchen waren längst verklungen, und Susan würde auf ihn warten.
    Higgins war wie üblich nirgendwo aufzutreiben, und die Haushälterin war schon gegangen. Erleichtert aufseufzend schloss er die Haustür hinter sich. Je weniger Menschen Zeugen seiner Demütigung wurden, umso besser.
    Ezra schlug das Herz bis zum Hals, als er über das Pflaster ging. Er kam nur selten hinunter an den Kai, denn die abergläubischen Fischer hielten es für ein schlechtes Omen, wenn er auftauchte, während sie Anstalten machten, mit ihren Booten hinauszufahren, und er war sicher, dass sich hinter jedem Fenster wachsame Augen verbargen sowie Ohren, die auf das Klappern seiner Schnallenschuhe hörten. Kannten sie denn alle den Grund für seinen Besuch am heutigen Abend? Maud Penhalligan hatte ihm versichert, sie würde es für sich behalten, aber konnte man ihr trauen? Hatte sich seine Schande bereits herumgesprochen?
    Er kam an die Tür. Noch ehe er es sich anders überlegen und zurück ins Haus auf der Klippe fliehen konnte, klopfte er an das vom Salz gezeichnete Holz.
    Die Tür ging auf, und Maud stand vor ihm. Sie machte einen Knicks und drängte sich an ihm vorbei. »Ich habe dafür gesorgt, dass Sie nicht gestört werden, Sir«, schwätzte sie drauflos. »Treten Sie nur ein. Susan wartet auf Sie.« Mit diesen Worten eilte sie hinaus, das Schlurfen ihrer Holzpantinen auf dem Pflaster hallte durch den stillen Abend.
    Ezra stand mit zitternden Knien da. Er fühlte sich schwach.
    »Bitte, Mr. Collinson, treten Sie ein.«
    Er spürte, wie die Röte über seinen Hals ins Gesicht strömte. Susan tauchte aus dem Dunkel der Kate auf und stand in ihrem schlichten Kleid vor ihm, die Haare schimmerten, die Augen waren von einem dunklen Blau, wie er es noch nie gesehen hatte. Sie war liebreizender denn je, und ihm fehlten die Worte.
    »Ich glaube nicht, dass Sie diese Unterhaltung auf der Türschwelle führen wollen, Mr. Collinson. Es sei denn, es macht Ihnen nichts aus, wenn das ganze Dorf mithört.« Sie sprach ihn auf Englisch an mit nur leichtem kornischem Akzent.
    Er duckte sich und betrat den einzigen Raum im Parterre.
    Susan schloss die Tür und tauchte sie so in die flackernden Schatten der Laternen und des Feuerscheins vom Herd. Mit einer Handbewegung bedeutete sie ihm, sich auf die Sitzbank zu setzen; er wartete, bis sie ihm gegenüber Platz genommen hatte. Sie sahen sich lange unverwandt an, und beide waren sich nicht sicher, wie sie weitermachen sollten.
    Ezra fragte sich, was sie wohl sah, als sie ihn so ernst betrachtete. Seine Laune hob sich, als sie ihn anlächelte, und endlich fand er den Mut, den Mund aufzumachen. »Miss Penhalligan.« Er räusperte sich. »Ich habe bereits mit Ihren Eltern gesprochen, und sie haben mir angedeutet, dass Sie eventuell nicht abgeneigt wären, wenn ich um Ihre Hand anhielte.«
    Susan senkte den Kopf, blieb aber still.
    Erneut räusperte er sich und fummelte in seiner Tasche herum. Er zog das Samtetui heraus und hielt es fest in den Händen. »Es mag für Sie überraschend kommen. Aber ich bewundere Sie schon seit Monaten, und jetzt, da ich hier bin, habe ich Angst zu reden.«
    Susan rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her, ihr Blick war herausfordernd, ihre Miene kühl und förmlich.
    Ezra warf alle Vorsicht über Bord und sank vor ihr auf die Knie. Seine Worte sprudelten in einem Sturm der Leidenschaft aus ihm heraus. »Miss Penhalligan, Susan! Ich liebe Sie von ganzem Herzen. Und obwohl ich Ihnen viel zu alt und zu langweilig erscheinen muss, haben Sie Mitleid mit mir. Denn unter dieser recht ernsten und lächerlichen Fassade schlägt das Herz eines Mannes, der Sie bewundert, der sich danach sehnt, Sie zu lieben und zu ehren – und alles in seiner Macht Stehende tun würde, Sie glücklich zu machen.«
    Susan war im Begriff gewesen, ihn darüber aufzuklären, dass Lady Cadwallader sie erpresst hatte und dass sie nichts als Verachtung für

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