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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Stillen für dieses kostbarste Geschenk überhaupt.
    Ihre Vertrautheit wurde unterbrochen, als Fiedeln, Trommeln und ziemlich unharmonische Stimmen erklangen. »Sieh an, was für eine fröhliche Prozession. Auf jeden Fall scheinen sie hier im finstersten Cornwall zu wissen, wie man sich amüsiert. Meinst du, die Braut ist unterwegs?«
    Ezra schaute zum Pfad und lächelte, wieder von Freude erfüllt. Er hatte das Gefühl, die Sonne verschluckt zu haben. »Ja, sie kommt, Gilbert. Wir gehen lieber hinein.« Er fummelte in der Tasche herum. »Übrigens, den wirst du brauchen.«
    Gilbert hielt den breiten, schlichten Goldring zwischen den großen Fingern. »Großmutters, wenn ich mich nicht irre«, sagte er leise. »Du warst immer ihr Liebling.«
    »Wenigstens eine, die mich liebte«, sagte Ezra. »Sonst schien niemand zu merken, dass es mich überhaupt gab.«
    »Jetzt hast du mich, mein Junge. Und jetzt komm, sonst ist die Braut schon da, bevor wir unsere Plätze einnehmen können.«
    Lady Cadwallader hatte es sich bereits in ihrer abgeschlossenen Bankreihe vorn in der Kirche bequem gemacht. Ezra blieb zögernd am Eingang stehen, denn er konnte den Blick nicht von den zahlreichen Federn und ausgestopften Vögeln lösen, die in ihre kunstvoll gearbeitete Perücke gesteckt waren.
    »Wie ich sehe, ist die alte Jungfer hier«, flüsterte Gilbert. »Noblesse oblige.«
    Ezra drückte seinen Arm. »Still. Sie kann dich hören.«
    Gilbert zwirbelte seinen Schnurrbart und hob das Kinn. »Die Lady weiß bereits, was ich von ihr halte«, erwiderte er laut, woraufhin sich viele Köpfe zu ihm umdrehten.
    Ein fragendes Raunen lief durch die Gemeinde, als die beiden Männer die Kirche betraten. Alle Augen folgten ihnen durch den Mittelgang, und die jüngeren Frauen kicherten untereinander und klimperten mit den Wimpern. Gilbert gab eine prächtige Figur ab, dachte Ezra, als sie ihre Plätze vor dem Altar einnahmen, aber heute war sein Tag, seiner und Susans, er durfte sich nicht ablenken lassen.
    Unruhe hinten in der Kirche verkündete die Ankunft der Brautprozession, und die Dorfbewohner sorgten dafür, dass ihre Kinder leise waren. Der Organist wartete, bis alle still waren, dann erhoben sich die ersten Klänge zu den Deckenbalken, und die Gemeinde stand auf, um die Braut willkommen zu heißen.
    Susans Hände zitterten, als sie die Röcke ihres Kleides glättete. Den verdammten Pfad hinaufzugehen und den Saum aus dem Dreck zu halten, war ein mühseliges Unterfangen gewesen, aber es war nichts passiert. Sie streifte die Holzpantinen ab und schlüpfte in die zarten Schuhe, bevor sie den Strauß Wildblumen von ihrer Mutter entgegennahm.
    »Bist du bereit, Schwesterherz?« Billy sah im Anzug seines Vaters sehr schmuck aus, wenn er ihm auch ein bisschen zu groß war.
    Susans Magen verkrampfte sich, und das Atmen fiel ihr schwer. So hatte sie sich ihren Hochzeitstag immer erträumt, mit einem schönen Kleid, Blumen und einer Kirche voller Freunde und Familie. Das Kleid gehörte aber zu dem Preis, den sie hatte zahlen müssen, um ihre Familie abzusichern. Ihr Vater war nicht da, um sie durch das Kirchenschiff zu führen. Und ihr Bräutigam war ein Mann, den sie nicht liebte.
    Sie schaute über die Schulter – eine letzte, sehnsüchtige Ausschau nach Jonathans Schiff, doch der Horizont war leer. Sie musste sich damit abfinden, dass Jonathan nie wieder zu ihrem Leben gehören würde und ihre Versprechen nie in Erfüllung gingen.
    »Susan?« Billys schaute sie besorgt an.
    »Ist schon gut«, murmelte sie.
    »Sieh einer an«, murmelte Gilbert, als Susan den langen Weg durch den Mittelgang antrat. »Ein guter Fang, dein kleines Fischermädchen. Du alter Schwerenöter, Ezra. Wer hätte das gedacht?«
    Ezra gab sich nicht einmal die Mühe zu antworten, denn er war von der prächtigen jungen Frau, die auf ihn zukam, wie gebannt. Ihre Haare waren aus der Stirn zurückgekämmt und oben zusammengesteckt, um dann in glänzenden Locken über ihre Schultern zu fallen. In Lady Cadwalladers Kleid sah sie hinreißend aus. Sie schwebte nahezu über die dunkelgrauen Steinfliesen. Susan Penhalligan war eine Königin unter den Frauen.
    Susan schaute Ezra ins Gesicht, als sie ihr Gelübde vor Gott ablegte. Liebe strahlte aus seinen Augen, und er schien an Statur und Zuversicht zu wachsen, als er ihr den Ring über den Finger streifte. Seine Hand zitterte, und sie legte ihre Hand beruhigend darauf, denn ihr wurde plötzlich bewusst, dass er sie brauchte –

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